Sie haben doch wieder nicht gereicht, die Plätze in den regulären Flüchtlingsunterkünften in Mainz. Immer mehr Menschen in Not flüchten zu uns, und ständig werden die Prognosen von den realen Zahlen übertroffen. Die Stadt Mainz hat deshalb nun die Notunterkunft in der Turnhalle der früheren Peter-Jordan-Schule wieder in Betrieb genommen – die Turnhalle war schon leer gewesen. Nun sind die ersten 27 Flüchtlinge wieder in das Notquartier eingezogen, sie sollen hier warten, bis die neuen Unterkünfte in der Zwerchallee fertig sind. Doch wann die fertig ist, darüber gehen die Angaben auseinander.

Zelt in Flüchtlingsunterkunft in Gießen - Foto gik
Zelte in der Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen – Foto: gik

Locker 800 weitere Menschen werden in Mainz in diesem Jahr noch aus anderen Ländern erwartet, und gerade hat Innenminister Thomas de Maizière (CDU) in Brüssel angeboten, weitere 9.000 Flüchtlinge aufzunehmen. Doch wo die hinsollen, in Mainz wüsste man das derzeit jedenfalls nicht: Die Unterkünfte sind voll, so schnell kommt die Stadt mit dem Einrichten gar nicht hinterher. Das gilt übrigens auch für das Land Rheinland-Pfalz: In Trier ist die Erstaufnahmeeinrichtung überfüllt, in Bitburg sollen jetzt sogar Zelte aufgestellt werden – die schlechteste aller Optionen.

Turnhalle bietet abschließbare Kabinen für 70 Personen

In Mainz hat man bisher wenigstens Zelte vermieden, stattdessen hatte die Stadt im Dezember 2014 die umgerüstete Turnhalle der Öffentlichkeit vorgestellt – und dafür sogar höchstes Lob vom Generalsekretär der Malteser in Deutschland kassiert, was Ihr hier nachlesen könnt. Gerade erst wieder bekam Mainz& von einer Frankfurter Expertin bestätigt, Mainz werde bundesweit als vorbildlich bei der Flüchtlingsunterbringung gesehen.

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Der Clou in Mainz: In die Turnhalle wurden nicht einfach Betten an Betten gereiht, sondern feste Kabinen auf dem Hallenboden verankert, die richtig kleine abgeschlossene Kabinen – allerdings oben offen – bilden. 15 Schlafkabinen für insgesamt rund 70 Personen gibt es, jeweils mit abschließbarer Tür, eigener Wandbeleuchtung und Steckdose. Nur eine Küche durfte nicht eingebaut werden, aus Brandschutzrechtlichen Gründen, deshalb versorgt ein erfahrener Caterer die Menschen mit Essen.

Notunterkunft Turnhalle Abteile von oben
Überblick über das Notquartier in der Turnhalle der ehemaligen Peter-Jordan-Schule – Foto: gik

Umzug in Zwerchallee im September – oder Ende Oktober?

Die Flüchtlinge sollen so kurz wie möglich hier bleiben müssen, versichert die Stadt, sie sollen in die neuen Gemeinschaftsunterkünfte in der Zwerchallee umziehen, sobald diese fertig sind. Das werde voraussichtlich im September der Fall sein, hieß es in der Mitteilung der Stadt weiter. In einer Mitteilung der Investitions- und Strukturbank (ISB) vom gleichen Tag war allerdings von Ende Oktober die Rede…

Grund für die zweite Mitteilung war die Übergabe eines Förderbescheids der ISB durch die rheinland-pfälzische Finanzministerin Doris Ahnen (SPD) an die Stadt Mainz. Darin gewährt die ISB der Stadt ein besonders günstiges Darlehen in Höhe von 3,9 Millionen Euro für den Umbau der Zwerchallee. Das Land hatte das neue Darlehensprogramm erst vor Kurzem aufgelegt, um die Kommunen bei der Flüchtlingsunterbringung zu unterstützen – zu besonders günstigen Konditionen: Die ersten drei Jahre werden null Prozent Zinsen fällig. Werden die Gebäude auch weiter für Flüchtlinge genutzt, kann das auch noch verlängert werden.

Die Stadt Mainz ist eine der ersten Kommunen, die das ISB-Darlehen in Anspruch nimmt, und so konnte die SPD-Ministerin an den SPD-Oberbürgermeister Michael Ebling und dessen SPD-Sozialdezernenten Kurt Merkator den Förderbescheid überreichen. Offenbar hat man endlich mal miteinander geredet 😉 Und es ist natürlich völliger Zufall, dass am 13. März 2015 Landtagswahlen sind 😉

Zwerchallee: Häuser mit Wohnungen, Gemeinschaftsraum, Küche

In der Zwerchallee wurden zwei der fünf Häuser bereits 2014 für Flüchtlinge reaktiviert und saniert, seit April baut die Stadt nun auch die übrigen drei Häuser um. Kritik, dort würde ein „Ghetto“ entstehen, konterte Merkator ebenso kurz wie entwaffnend mit dem Satz: „Die Leute, die dort leben, sind sehr zufrieden.“ Denn die Zwerchallee bietet etwas, was alle anderen Flüchtlingsunterkünfte nicht haben: abgeschlossene Wohnungen.

Hochhaus K1 GFZ Kaserne hoch
Objekt der Begierde: Bürohochhaus in der GFZ-Kaserne – Foto: gik

Doch die in den bislang leer stehenden Häusern hatten etwa die Duschen im Keller und waren auch sonst nicht wirklich nach modernen Standards nutzbar, deshalb erfolgt jetzt der Umbau. „Die fünfgeschossigen Gebäude werden umfassend saniert, jede Wohnung wird mit einem Gemeinschaftraum, einer Küchenzeile und einem Bad mit Dusche ausgestattet“, heißt es in einer Mitteilung. Zudem erhalte die Gesamtanlage weitere Gemeinschaftsräume sowie Betreuungsbüros und einen Kinderspielplatz. Wir gehen dann bei der Eröffnung mal gucken 😉

Quartier in GFZ-Kaserne kommt offenbar, Housing Area wird geprüft

Doch auch dieses Quartier wird nicht reichen, deshalb sollen nun wohl auch endlich auch Flüchtlinge in der weitgehend leer stehenden Generalfeldzeugmeister-Kaserne (kurz: GFZ) einziehen. Im kommenden Frühjahr würden dort rund 300 Flüchtlinge untergebracht, meldete der SWR auf seiner Internetseite. Das würde auch Zeit – der Bund hatte im November 2014 nach monatelanger Verzögerung bekannt gegeben, er werde nun doch Platz in Kasernen frei geben. Einfach wird das nicht: Das Hochhaus in der GFZ-Kaserne, das als heißester Kandidat gilt, ist ein reines Bürohaus, das erst einmal umgebaut werden müsste.

Die Stadt Mainz bestätigte Mainz& am Freitag, dass in Bezug auf die GFZ-Kaserne die Gespräche mit dem Bund laufen. „Möglicherweise“ könne es im Frühjahr 2016 dazu kommen, sagte Stadtsprecher Markus Biagioni. Gespräche würden auch geführt über die Housing Area in Gonsenheim, sagte Biagioni weiter: „Beides ist angedacht, wir brauchen dringend Platz.“ Die Stadt hätte gerne einen Teilbereich des Areals für die Unterbringung von Flüchtlingen. Die Bundsmühlen mahlten aber seh langsam, bedauerte Biagioni.

Zerschlagen haben sich dagegen wohl die Hoffnungen auf das Allianzhaus an der Großen Bleiche: Im Ortsbeirat Altstadt hieß es vergangene Woche, das Haus werde für Flüchtlinge nicht mehr frei gegeben. Das will übrigens die pro-Flüchtlings-Initiative „Platz da!“ noch ändern, aber dazu erzählen wir Euch demnächst mehr 😉

Die Stadt versichert unterdessen auch, man habe „eine lange Prüfliste“ für Objekte, man werde „in Ruhe prüfen, was geht.“ Neue Container-Standorte seien aber nicht ausgeschlossen. „Die, die kommen, kriegen wir unter“, versicherte Biagioni, zwar kämen immer mehr Flüchtlinge, „aber wir kriegen die unter – und nicht in Zelten.“

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