Die Bewegung Fridays for Future Mainz feiert ihr Einjähriges Bestehen: Am 18. Januar 2019 fand in Mainz die erste große Kundgebung der Klimaaktivisten statt, die damals noch mehrheitlich aus Schülern bestand. Ein Jahr danach hat sich die Bewegung vor allem durch viel Unterstütztung verändert: inzwischen gibt es Parents for Future und Scientistst for Future, gehen Erwachsene genauso auf die Straße wie „die Kids.“ Und doch sagen die jungen Aktivisten: das Ergebnis ist ernüchternd, denn passiert sei faktisch nichts. Der erste Geburtstag wird deshalb standesgemäß gefeiert: Mit einer Großdemo am 17. Januar in Mainz. Bis zu 10.000 Protestierende aus drei Bundesländern werden erwartet.

Aufruf zur Großdemo von Fridays for Future am 17. Januar 2020 in Mainz. - Grafik: FFF, Screenshot: gik
Aufruf zur Großdemo von Fridays for Future am 17. Januar 2020 in Mainz. – Grafik: FFF, Screenshot: gik

Es soll noch einmal eine Großdemo werden: Für den 17. Januar ruft Fridays for Future zum großen Aufmarsch nach Mainz auf – trotz Brückensperrung und kalter Jahreszeit. „Wir wollen zeigen, dass es uns noch gibt, dass wir in der Winterpause nicht eingeschlafen sind und mehr denn je auf die Straße gehen“, sagte einer der Organisatoren von Fridays for Future Mainz, Maurice Conrad, am Freitag in Mainz. Das besondere dieses Mal: gleich drei Ländergruppen von Fridays for Future rufen zur Demo in Mainz auf, es soll eine Großveranstaltung mit bundesweiter Ausstrahlung werden. Erwartet werden Gruppen aus dem Saarland und Hessen, aus Kassel ebenso wie aus Karlsruhe, Freiburg und Bonn.

Seit genau einem Jahr gehen die Schüler nun inzwischen in Mainz auf die Straße, protestieren gegen die Ignoranz der Politik und das Wegschauen in der Klimakrise. Kamen zu Beginn nur etwa rund 500 Schüler zu den Märschen quer durch die Landeshauptstadt, so gingen im September beim weltweiten Klimastreiktag #AllefursKlima sogar rund 10.000 Protestierende in Mainz auf die Straße. So viele sollen es kommende Woche auch wieder werden, geht es nach den FfF-Aktivisten: „An diesem Tag ist Mainz der Mittelpunkt der Bewegung“, sagte Conrad, der auch für die Piraten im Mainzer Stadtrat sitzt: „Die Zeit rennt uns davon und adäquate Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakatastrophe fehlen weiter.“

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Fridays for Future habe in seinem ersten Jahr geschafft, „unfassbar viele Menschen zu mobilisieren“, bilanzierte Conrad: „Was wir aber eben nicht geschafft haben ist, diese Mobilisierung auch in politische Handlungen umzusetzen.“ Trotz Klimapaket der Bundesregierung, trotz Ausrufung des Klimanotstandes in vielen Städten sei eben nicht genug passiert. „Es passiert drei bis vier Prozent dessen, was eigentlich passieren müsste“, sagte Conrad: „Aber politisch besteht eine Handlungsunfähigkeit, die wollen wir 2020 beenden.“ Weder die Bundesregierung noch die Länder hätten ernsthafte Bemühungen angestellt, Maßnahmen zum Erhalt unseres Planeten zu ergreifen, kritisieren die Aktivisten.

Fridays for Future im April 2019 vor dem Mainzer Hauptbahnhof. - Foto: gik
Fridays for Future im April 2019 vor dem Mainzer Hauptbahnhof. – Foto: gik

„Der einzige merkliche Unterschied zu vor einem Jahr ist der, dass wir ein Jahr weniger Zeit haben“, kritisierte Conrad. Das Zeitfenster zur Rettung der Erde vor einem drastischen Temperaturanstieg werde immer kleiner, ein Erreichen der Pariser Klimaziele immer unwahrscheinlicher. „Das sogenannte Klimaschutzpaket ist im Prinzip ein Ausstieg aus den Verträgen von Paris“, warf Conrad der Bundesregierung vor. Aber auch in Rheinland-Pfalz gebe es das Problem, dass Maßnahmen in Sachen Klimaschutz und Mobilität „an der Landesregierung scheitern“, weil die „immer den Rotstift ansetzt“, sagte Conrad. Zwar habe es Treffen mit hochrangigen Vertreternd er Landesregierung gegeben, sogar mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) persönlich, „das war aber eher ein Kaffeekränzchen“, fügte er hinzu.

Die Bewegung selbst habe deshalb auch nach ihrem ersten Jahr nun einen internen Strategieprozess gestartet, sagte Conrad weiter: „Wir überlegen, wie treten wir in Zukunft auf?“ Auch die bisherigen Forderungen zu Verkehrswende, Kohleausstieg, 100 Prozent Erneuerbare Energien, mehr Investitionen in ÖPNV und Radwege würden derzeit ebenfalls überarbeitet.  „Genauso weiter zu machen wie bisher wäre schade, man muss sich weiter entwickeln“, sagte Conrad. Müde sei die Bewegung aber keineswegs, unterstrich er: Gerade wegen der Untätigkeit der Politik heiße es „im Januar lauter, größer und unbequemer zu sein als je zuvor!”

Abschlusskundgebung bei #AllefürsKlima im September 2019 vor dem Staatstheater - Foto: gik
Abschlusskundgebung bei #AllefürsKlima im September 2019 vor dem Staatstheater – Foto: gik

„Mit dem Zentralstreik in Mainz wollen wir zeigen, dass wir trotz der Handlungsunfähigkeit der Politik immer noch nicht müde sind“, sagte auch die Pressesprecherin von Fridays for Future Saarland, Jil Kalmes. Das Gegenteil sei der Fall: „Immer mehr Menschen aus allen Gesellschafts- und Altersschichten schließen sich uns an, Millionen Menschen sind wütend und wollen die Politik endlich handeln sehen“, betonte sie. Die Demonstration steht deshalb auch unter dem, Motto #DieUhrTickt. „Die Zeit rennt uns davon und adäquate Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakatastrophe fehlen“, betonen die Aktivisten: „Wenn wir jetzt nicht das Ruder herumreißen, werden wir unseren Wohlstand, unsere Wirtschaft und unseren Lebensstandard wie wir sie kennen, verlieren.“

Dabei verweisen die Fridays for Future-Organisatoren auch auf die aktuelle Situation in Australien: Die Brände dort hätten „verheerende Ausmaße, das zeigt die Aktualität des Themas“, sagte Shkodran Jonuzi von FfF-Hessen: „Wir bekommen die Auswirkungen des Klimawandels jetzt schon zu spüren.“ Handele die Politik nicht umgehend, „könnte es bald überall so sein.“ Man habe deshalb die australischen Flächenbrände zu einem Thema der Großkundgebung am 17. Januar gemacht, ein zweites Schwerpunktthema werde das Thema Flucht als Folge von Klimakrisen sein. Bei der Kundgebung werde deshalb auch eine Vertreterin der Organisation „Seebrücke“ sprechen, die sich für sichere Häfen für Flüchtlinge und eine Entkriminalisierung von Fluchtwegen einsetzt. Auch ein Vertreter der Anti-Kohle-Protestbündnisses „Ende Gelände“ wird erwartet.

Im September kamen bei #AllefürsKlima rund 10.000 Protestierende nach Mainz. - Foto: gik
Im September kamen bei #AllefürsKlima rund 10.000 Protestierende nach Mainz. – Foto: gik

Der Protestzug soll sich am 17. Januar zunächst auf dem Gutenbergplatz vor dem Mainzer Staatstheater versammeln, dort werden erste Reden gehalten. Dazu setzen die Organisatoren dieses Mal auf viel Musik: Vor dem Demonstrationszug werden Thomas Krüger alias Mr. Pianoman sowie „Nummer9“ auftreten, danach „Lowfield“ und „Indiana Geflüster“. Der Proteszug selbst soll sich gegen 13.00 Uhr in Bewegung setzen und über die Quintinsstraße zum Rhein und dort über die Rheinallee, die Kaiserstraße und die Große Langgasse zurück zur Ludwigsstraße ziehen. Das Ende der Veranstaltung setzen die Organisatoren mit 16.00 Uhr an.

Info& auf Mainz&: Mehr zu den Forderungen von Fridays for Future könnt Ihr in diesem Mainz&-Artikel aus dem April 2019 nachlesen. Unseren Bericht von der Großdemo im September findet Ihr hier, zuletzt hatte FfF im November rund 3.000 Protestierende in Mainz auf die Straße gebracht. Informationen zu Fridays for Future Mainz und zur Großdemo am 17. Januar 2020 gibt es hier bei Facebook.

 

 

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