Am Dienstag konstituierte sich die neue Landesregierung in Rheinland-Pfalz, und die brachte gerade für die Kultur einige Wechsel mit sich: Das Kulturressort ging mit der neuen Ministerin Katharina Binz erstmals an die Grünen, die Zuständigkeit für die Altertümer des Landes aber wechselte ins Innenministerium. Innenminister Roger Lewentz (SPD) kündigte am Mittwoch an, Rheinland-Pfalz sei das römischste aller Bundesländer, das wolle er „noch stärker nach vorne tragen.“ Im Streit um die Zukunft der Steinhalle wolle er „einen Kompromiss im besten Sinne des Wortes finden“, betonte Lewentz – die neue Leiterin der GDKE sowie die Chefin des Mainzer Landesmuseums machten zugleich auch gegenüber dem Minister klar: Sie hätten die Steinhalle gerne als Ganzes behalten.

Die Lobby der Steinhalle im Mainzer Landesmuseum heute als Veranstaltungsraum. - Foto: gik
Die Lobby der Steinhalle im Mainzer Landesmuseum heute als Veranstaltungsraum. – Foto: gik

Seit Februar tobt in Mainz eine heftige Debatte über die Zukunft der Steinhalle: Gleich in fünf Offenen Briefen, zumeist direkt an Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), protestieren Archäologenverbände, der Deutsche Historikerverband sowie weitere Geschichts- und Altertumsverbände gegen den Plan des Landtags, die Steinhalle nicht wie geplant dem Landesmuseum zurückzugeben, sondern das alte Plenargestühl eingebaut zu lassen und zu einem „Demokratie-Labor“ zu machen. Etwa zehn Verbände und Initiativen fordern mittlerweile die Rückgabe der Steinhalle und ihre Nutzung als Präsentationsort für die als einmalig geltende Sammlung römischer Steindenkmäler, die 2016 dem Interims-Plenarsaal weichen mussten. Eine Online-Petition für den Erhalt der Steinhalle fand inzwischen mehr als 3.700 Unterzeichner und weit über 1.000 höchst kritische Kommentare.

Am Mittwoch lud Innenminister Lewentz nun zum Auftakt seiner Amtsübernahme ins Mainzer Landesmuseum, seit Dienstag ist der Minister zuständig für die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) und damit auch für die Museen und Altertümer im Land. „Für mich als Minister ist das ein Glücksmoment, diese Verantwortung haben zu dürfen“, betonte Lewentz dabei. Rheinland-Pfalz habe von der Römerzeit über das jüdische Erbe der Schum-Städte bis hin zur Sayner Hütte große Schätze zu bieten. „Wir sind das römischste Bundesland, das mit dem größten römischen Erbe nördlich der Alpen“, betonte der Minister: „Dieses Rheinland-Pfalz ist im wahrsten Sinne des Wortes steinreich.“ Und es könne noch viel mehr getan werden, um dieses reiche kulturelle Erbe „noch stärker nach vorne zu tragen.“

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Innenminister Roger Lewentz (SPD) auf der Pressekonferenz zur Zukunft von GDKE, Landesmuseum und Steinhalle mit GDKE-Chefin Heike Otto. - Foto: gik
Innenminister Roger Lewentz (SPD) auf der Pressekonferenz zur Zukunft von GDKE, Landesmuseum und Steinhalle mit GDKE-Chefin Heike Otto. – Foto: gik

Organisatorisch soll die GDKE im Innenministerium ihre neue Heimat in der Abteilung „Kommunalentwicklung und Kulturelles Erbe“ finden, kündigte Lewentz an, er sehe darin große Chancen für Synergien mit dem Bereich Stadtentwicklung: Bereiche wie Dorferneuerung könnten gut mit der Finanzierung des Erhalts des historischen Erbes zusammenfallen, wie das etwa entlang des Römischen Limes bereits geschehe. 94 Millionen Euro stünden derzeit für die Stadtentwicklung im Etat, sagte Lewentz.

Auch die Debatte um die Steinhalle hatte den Minister offensichtlich schon erreicht: Er habe bereits Gespräche mit Landtagspräsident Hendrik Hering sowie mit dem Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (beide SPD) geführt, sagte Lewentz und wolle auch mit den involvierten Verbänden reden. „Ich möchte die Gesprächspartner ernst nehmen“, betonte Lewentz, er werde „die Protagonisten“ zu Gesprächen einladen. „Ich werbe dafür, dass wir uns auf den Weg machen, einen Kompromiss im besten Sinne des Wortes zu finden“, sagte er weiter.

Sein Ziel sei, dass die Steinhalle in der Verantwortung der GDKE bleibe, kündigte Lewentz weiter an, ein Teil der Fläche – die jetzige Lobby – werde als Ausstellungsfläche zurückgegeben werden müssen. Die Steinhalle habe große Schätze beherbergt, „die nicht in Depots verschwinden sollten“, sagte Lewentz, er habe aber auch „Verständnis für den Wunsch, hier ein Demokratielabor zu entwickeln.“ Es müssten nun Wege gefunden werden, beides miteinander zu kombinieren, „wir sind am Anfang der Diskussion“, betonte er, „und wir wollen zu einem Ausgleich finden.“

Derzeit sind nur einige der römischen Steindenkmäler in der Steinhalle zu sehen, wie der Dativius-Victor-Bogen - der Großteil steht im Archiv. - Foto: gik
Derzeit sind nur einige der römischen Steindenkmäler in der Steinhalle zu sehen, wie der Dativius-Victor-Bogen – der Großteil steht im Archiv. – Foto: gik

Lewentz hatte sich im Landesmuseum zu Gesprächen mit der Spitze der GDKE und dem Mainzer Landesmuseum getroffen, beide Leiterinnen äußerten sich auf Mainz&-Nachfrage nun erstmals zu der Causa Steinhalle. „Wir hätten die Steinhalle gerne wieder als Ganzes bespielt“, sagte GDKE-Chefin Heike Otto ganz klar, „wir hätten gerne viel mehr Ausstellungsfläche“. Auch den Eltzer Hof hätte die GDKE gerne weiter genutzt, das Nachbar-Palais wurde aber 2018 vom Land an einen Investor verkauft, der dort Büro- und Ladenflächen schaffen will.

„Ich bin sehr froh, wenn es jetzt darauf hinausläuft, dass wir die Steinhalle weiter in unserer Zuständigkeit haben“, sagte Otto weiter – ursprünglich wollte der Landtag dort das Hausrecht behalten, das scheint nun aber vom Tisch zu sein. Sie verspreche sich viel davon, die historischen Objekte neu zu präsentieren und mit dem Thema Demokratie-Labor zu verbinden, sagte Otto weiter, die Ansprüche an Museen hätten sich verändert. „Man würde die Steinhalle heute nicht mehr so präsentieren wie vorher“, fügte sie hinzu. Es gelte nun aber auch, die Sammlungen des Landesmuseums „Stück für Stück in die Zukunft zu bringen.“

Die neue Leiterin des Mainzer Landesmuseums, Birgit Heide. - Foto: gik
Die neue Leiterin des Mainzer Landesmuseums, Birgit Heide. – Foto: gik

Die neue Leiterin des Mainzer Landesmuseums, Birgit Heide, unterstrich ebenfalls, es gelte nun herauszuarbeiten, wie das Museum seine Bestände wieder zeigen könne. „Als Museumsmensch und Archäologin wäre mein größter Wunschtraum gewesen, die ganze Steinhalle zurückzubekommen“, betonte Heide, etwa um Objekte wie die große Jupitersäule „hier wieder angemessen präsentieren zu können.“ Es werde nun ein neues Konzept entwickelt werden, kündigte die Museumsleiterin an, die bisherige Lobby werde dabei „wieder ein musealer Raum, den wir auch für Veranstaltungen nutzen werden.“

Eine schnelle Umgestaltung wird es dabei aber nicht geben – noch bis 2025 soll im alten Plenargestühl im Landesmuseum der Mainzer Stadtrat tagen, solange das Mainzer Rathaus  saniert wird. Das Museum werde aber auch nach Möglichkeiten suchen, das Haus stärker zu öffnen, den Innenhof zu beleben – auch mit einem Café – und „in den städtischen Raum hinein zu wirken“, sagte Heide weiter. Die bedeutende Sammlung von Steindenkmälern, „die möchten wir auch weiterhin hier zeigen“, fügte sie hinzu.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Empörungssturm gegen die Zweckentfremdung der Steinhalle im Mainzer Landesmuseum lest Ihr hier bei Mainz&, mehr über die Pläne des Landtags haben wir hier bei Mainz& aufgeschrieben – unseren jüngsten Artikel zum Thema findet Ihr hier bei Mainz&. Die Petition für den Erhalt der Steinhalle als historischer Ausstellungsort römischer Denkmäler findet Ihr hier bei Openpetition.de.

 

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