Das wär doch mal was: Ein komplett neuer Stadtteil für Mainz, mit Einfamilienhäusern, Mehrfamilienhäusern, Kita, Kirche, Stadtteilplatz…. Utopie? Nein: Die Mainzer CDU schlägt genau das gerade vor – und meint es ernst. „Rheinhöhe“ könnte der neue Stadtteil heißen, zwischen Hechtsheim und Bodenheim auf den Anhöhen mit Blick auf den Rhein liegen. „Wir haben in Mainz seit 20 Jahren Wohnungsnot“, sagte CDU-Fraktionschef Hannsgeorg Schönig bei einem Termin vor Ort, Abhilfe könne da nur noch ein großer Wurf schaffen: ein neuer Stadtteil für Mainz.

Da könnte der neue Stadtteil Rheinhöhe liegen: CDU-Bauexperte Gerd Schreiner zeigt auf die Anhöhe. – Foto: gik

„Wir brauchen bezahlbares Wohnen, wir brauchen kleine Häuser für junge Familien mit Garten, wir brauchen Wohnraum für Singles und Senioren“, zählt CDU-Bauexperte Gerd Schreiner auf: „Hier oben wäre Platz für 1.000 Häuser und für 10.000 neue Mainzer.“ Hier oben, das ist die Anhöhe oberhalb des Laubenheimer Rieds. Felder erstrecken sich nach allen Seiten, an den Hängen zum Rhein liegen Weinberge, ein kleines Wäldchen, ein paar Hochspannungsmasten – sonst ist hier oben tatsächlich nichts.

Rheinhöhe: „Stadtteil mit eigener Identität“

Ja, die Felder seien noch Mainzer Gemarkung, betonen Schreiner und Schönig, der Blick schweift weit über die Rheinebene: Nierstein liegt rechterhand, Bodenheim unten am Hang. In der Ferne winkt die Skyline von Frankfurt, der Wind pfeift über die Felder. Hier wäre Platz für einen ganzen Stadtteil, sagt Schreiner, 800 mal 900 Meter groß, hat der Architekt ausgerechnet. Platz genug für 1.000 Häuser, für eine Kirche, eine Kita, „einen Stadtteil mit eigener Identität“, betont Schreiner.

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Die Idee: Die Stadt kauft die Grundstücke und wirft sie auf den Markt, die Erschließung übernehmen die Grundstückseigentümer, die hier ihre Häuser bauen wollen. Und dafür sei nun wirklich genug Bedarf da, sagt Schreiner: Junge Familien oder auch Professoren der Mainzer Uni zögen reihenweise ins Umland, weil sie in Mainz weder Häuser noch Baugrund fänden. „Hier oben ist Platz“, zeigt er, „die Fläche, auf die wir verzichten können, ist hier oben.“

Viel Platz für einen neuen Stadtteil auf der Anhöhe zwischen Hechtsheim und Bodenheim, findet die CDU. – Foto: gik

CDU fordert weniger Nachverdichtung, Schutz des Grüns und strategische Bauplanung

Hannsgeorg Schönig, Gerd Schreiner und Ludwig Holle mit ihrem Plan für einen neuen Mainzer Stadtteil „Rheinhöhe“. – Foto: gik

Tatsächlich ist in den vergangenen Jahren der Wohnungsmarkt in Mainz explodiert – im Preissinne. Jedes Jahr wächst Mainz offiziell um rund 2.000 Einwohner, der Wohnungsmarkt hält damit nicht einmal ansatzweise Schritt. Mainz ist Schwarmstadt, beliebteste Stadt im ganzen Rhein-Main-Gebiet, das Ergebnis: Vernünftige Wohnungen, geschweige denn bezahlbare, sind kaum noch zu finden, Häuserpreise explodieren. „Natürlich gibt es die Bauvorhaben an der Peter-Jordan-Schule und auf dem alten IBM-Gelände“, sagt Schönig, „aber das reicht einfach nicht aus.“ Hier zehn Häuser, dort ein paar Mehrfamilienhäuser – zu wenig.

Dazu seien die Bauvorhaben doch eigentlich dem Zufall geschuldet, sagt Schönig: Die Peter-Jordan-Schule so marode, dass sie abgerissen werden musste, an der IBM habe die Insolvenz eines Baufonds das Gelände frei gemacht. „Wir brauchen endlich eine strategische Bauplanung für die Stadt“, fordert Schönig. „Wir dürfen mit der Nachverdichtung der Stadt so nicht mehr weitermachen“, warnt Schreiner zudem. Mainz drohe auch sein letztes Grün zu verlieren, weil in jeden Winkel noch ein Haus gebaut werde. Das sorge zudem für wachsende Probleme bei Verkehr und Parkplätzen, „ich habe selbst zehn Jahre in der Neustadt gewohnt“, sagt Schreiner, da kenne man diese Probleme.

Frischluftschneisen schützen, Hechtsheim nicht mit Verkehr überziehen

Deshalb schlägt die CDU nun einen großen, eine mutigen Entwurf vor: „Warum reden wir nicht mal über einen komplett neuen Stadtteil?“, sagt Schreiner. Der müsse ja auch nicht exakt an dieser Stelle stehen, sagt er und zeigt auf die Felder, doch geeignet sei die Ecke schon. Warum schlägt die CDU dann nicht eine Erweiterung von Hechtsheim vor oder einen Stadtteil näher an der existierenden Infrastruktur wie etwa der Rheinhessenstraße? „Dort unten im Tal verläuft eine der Hauptfrischluftschneisen für die Mainzer Innenstadt“, zeigt Schreiner. Die Innenstadt habe jetzt schon große Probleme mit Hitze und Feinstaub, die Frischluftschneisen zuzubauen sei da gar keine gute Idee.

Schöner Blick von der Rheinhöhe bis nach Frankfurt. – Foto: gik

„Und wir wollen auch Hechtsheim nicht zur Großstadt entwickeln“, argumentiert Schreiner weiter, der alte Ortskern solle nicht mit noch mehr Verkehr belastet werden. Der neue Stadtteil „Rheinhöhe“ könne deshalb mit einer eigenen Querspange an die Rheinhessenstraße angebunden werden und auf der anderen Seite eine Straße hinunter Richtung Rhein und Bundesstraße 9 bekommen. „Das wäre auch gut für die Pendler, die in Frankfurt arbeiten“, sagt Schreiner. „Wir wollen einfach mal zeigen: Hier ginge es“, sagt Schönig, „es gehe darum, eine Diskussion anzustoßen“.

1964 gründete Mainz den Lerchenberg, 1996 sollte Layenhof Stadtteil werden

Ohne Vorbild ist das Vorhaben der CDU nicht: Zwar sind die meisten Mainzer Stadtteile wie Mombach, Gonsenheim, Bretzenheim oder Hechtsheim gewachsene Orte, die irgendwann zu Mainz eingemeindet wurden. Doch 1964 gründete Mainz den Lerchenberg, im September 1967 bezogen die ersten Bewohner ihre Eigenheime. Auf der Anhöhe oberhalb von Mainz entstand ein komplett neuer Stadtteil mit Einkaufszentren, Kirchen und Schulen. Der Sinn: die drückenden Wohnraumprobleme von Mainz gerade für junge Familien in der Nachkriegszeit zu lindern. Das Projekt funktionierte: Weil die Stadt viele Grundstücke gleichzeitig auf den Markt warf, waren die Preise auch für weniger Betuchte erschwinglich.

Gerd Schreiners Plan für einen neuen Stadtteil Rheinhöhe. – Foto: gik

Den gleichen Effekt erhofft sich nun die CDU von einem neuen Stadtteil: Den Markt als Stadt zu beeinflussen sei schwierig, sagt Schreiner, „wo wir was dran tun können ist bei den Grundstücken.“ Das habe auch funktioniert, als die Stadt den Großberghang erschloss, die dortigen Grundstücke seien binnen kürzester Zeit verkauft gewesen, sagt Schönig. Und 1996 wurde ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben – für die Entwicklung des alten US-Flugplatzes Layenhof zu einem neuen Stadtteil. „Was ist aus den Plänen eigentlich geworden?“, fragt Schreiner. 10.000 bis 12.000 Menschen sollten dort ein neues Zuhause finden, die Pläne wurden aufgegeben, weil mit dem Abzug der Amerikaner Fläche wie der King Park frei wurden.

Holle: Stadt würde an den neuen Einwohnern verdienen

Auch auf der Rheinhöhe könne das Modell Grundstücke für Häuslebauer erfolgreich sein, glaubt Schreiner. Eine städtische Gesellschaft solle explizit nicht tätig werden, die Stadt keine größeren Summen in die Hand nehmen müssen. Die Stadt würde im Gegenteil Geld verdienen, glaubt Ludwig Holle, Kandidat der CDU für die Finanzdezernentenwahl kommende Woche im Stadtrat: Mehr Einwohner würden mehr Einkommenssteuer zahlen, attraktive Arbeitnehmer könnten Unternehmen anziehen, die lokale Bauwirtschaft und das Handwerk würden von Aufträgen profitieren, zählt Holle auf.

„Wir dürfen uns nicht immer tot sparen, wir brauchen auch neue Steuerzahler“, sagt Schreiner, der CDU-Kandidat für die Wahl eines neuen Baudezernenten ist. Als Dezernent würde er einen solch neuen Stadtteil auf den Weg bringen, verspricht Schreiner. Als Dezernent wolle er „Brücken bauen“, und das meint der derzeitige Landtagsabgeordnete wörtlich: Eine Brücke über den Rhein auf der Höhe der Eisenbrücke im Norden von Mainz, eine „Brooklyn Bridge“ für Autos und Fußgänger, schlug Schreiner schon 2015 vor. Kurze Wege statt Staus, ein intelligentes Miteinander der verschiedenen Verkehrsträger, billige Parkplätze und einen neuen Bahnhof am Bismarckplatz – Schreiner hat viele Ideen für Mainz.

Am 17. Mai werden im Mainzer Stadtrat die Dezernenten für Soziales, Bauen und Finanzen gewählt, die Amtsinhaber Marianne Grosse (Bauen & Kultur, SPD) und Günter Beck (Finanzen, Sport, Grüne) stellen sich erneut zur Wahl. Und da die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP die Mehrheit im Stadtrat hält, dürfte der Ausgang klar sein. Die CDU will trotzdem mit eigenen Kandidaten ein Zeichen setzen und zeigen, dass sie eigene Ideen für Mainz hat. „Gutes Wohnen und Arbeiten, soziales Miteinander, Steuerzahler und Unternehmer für Mainz“, sagt Schreiner, „mit dieser Agenda gehen wir auch in die Kommunalwahl 2019.“

Info& auf Mainz&: Mehr zur Dezernentenwahl am 17. Mai und den CDU-Kandidaten dazu lest Ihr hier bei Mainz&.

 

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