Es war in der Tat ein „Landesfest der Superlative“: Drei Tage lang feierte Mainz 75 Jahre Rheinland-Pfalz, und zum Rheinland-Pfalz-Tag strömten die Massen. Mehr als 330.000 Besucher wollten das große Fest in Mainz erleben, es wurde eine ausgelassene Party. Das wichtigste dabei: Es wurde auch ein unglaublich friedliches Fest, die Verantwortlichen zogen denn auch ein hochzufriedenes Fazit am Sonntag. Doch alles lief nicht rund: Die Bühnen mussten schon um 20.00 Uhr am Samstagabend geschlossen werden, beim Festumzug fehlte Wasser, und es gab zu wenig Essens-Stände in der Stadt. „MAINZ, das war MEHR als schwach!!!“, schimpfte Fastnachter Jürgen Wiesmann.

Rheinland-Pfalz-Tag in Mainz: Der Festbecher wurde zum Symbol. - Foto: gik
Rheinland-Pfalz-Tag in Mainz: Der Festbecher wurde zum Symbol. – Foto: gik

Nach zwei Jahren Zwangspause wegen der Corona-Pandemie konnte der Rheinland-Pfalz-Tag endlich wieder stattfinden – und das pünktlich zum 75. Geburtstag des Landes. Drei Tage lang feierte Mainz den Rheinland-Pfalz-Tag und das Land seinen Geburtstag, es wurde ein rauschendes, entspanntes und hochgradig friedliches Fest. „Wir haben eine absolut positive Grundstimmung feststellen können“, berichtete der Mainzer Polizeipräsident Reiner Hamm am Sonntag bei der Abschluss-Pressekonferenz.

Tatsächlich meldete die Mainzer Polizei kein einziges größeres Vorkommnis an den gesamten drei Festtagen. „An manch einem Wochenende ohne Fest ist mehr los“, resümierte Hamm. Einzig ein herrenloser Koffer habe beim Festumzug „mal kurz Panik bei uns ausgelöst“, sagte Hamm weiter – und korrigierte sich gleich: Panik sei natürlich nicht das richtige Wort, doch für einen unerwarteten Stopp des Zuges sorgte der Koffer schon. Am Freitagabend sorgte die angespannte Wetterlage für Nervosität im Sicherheitszentrum, „ansonsten war es ein rundum perfektes Fest“, betonte Hamm.

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Mainz feierte drei Tage lang eine Riesenparty – und die Menschen strömten in die Stadt. Mehr als 180.000 Besucher kamen bereits in den ersten beiden Tagen nach Mainz, am Sonntag strömten noch einmal mindestens 150.000 zum Festumzug und den vielen Attraktionen. „Die Stadt ist rappelvoll“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), „wir sind sicher, dass die Besuchererwartung von 300.000 übertroffen wird.“

Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) bei der Abschluss-Pressekonferenz am Sonntag. - Foto: gik
Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) bei der Abschluss-Pressekonferenz am Sonntag. – Foto: gik

„Es ist ein sehr, sehr schönes Fest, es sind nur glückliche Menschen unterwegs – und eine glückliche Ministerpräsidentin“, sagte genau diese auch zum Fazit am Sonntag: Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) schwärmte von dem dreitägigen Landesfest in der Landeshauptstadt. „Wir haben das Jubiläum des Landes in einer wunderbaren Weise feiern können“, sagte Dreyer: „Es ist ein Rheinland-Pfalz-Tag der Superlative.“

In der Landeshauptstadt sei „einfach auch der Platz da“ gewesen, alle Attraktionen im großen Rahmen zu präsentieren, so habe der Rheinland-Pfalz-Tag ausgeweitet werden können – davon profitierte vor allem die Blaulicht-Familie, aber auch die Bundeswehr mit einer großen Präsentation am Rheinufer. „Wir wollten zeigen, was alles geleistet wird von den unterschiedlichen Akteuren in diesem Bundesland“, sagte Dreyer. „Wir feiern gemeinsam und wir helfen gemeinsam.“

 

Trotz Krieg in der Ukraine und den bei Weitem noch nicht bewältigten Folgen der Flutkatastrophe im Ahrtal  sei es eine gelungene Feier geworden. „Der Krieg hat an vielen Stellen eine Rolle gespielt“, sagte Dreyer zudem – das Landesjubiläum sei auch ein besonderes Zeichen, „dass wir 75 Jahre in Frieden und Freiheit feiern können.“ Es habe eine Begeisterung bei den Menschen geherrscht, „das ist ansteckend gewesen“, staunte auch Landtagspräsident Hendrik Hering (SPD): „Das habe ich so noch nicht erlebt.“

Das große Bürgerfest rund um den Landtag war ebenfalls gut besucht. - Foto: gik
Das große Bürgerfest rund um den Landtag war ebenfalls gut besucht. – Foto: gik

Noch nie seien bei einem Bürgerfest so viele Menschen im Landtag gewesen, berichtete Hering zudem. „Wir schätzen 15.000 waren da an den drei Tagen.“ Das berichtete auch Dreyer für die Staatskanzlei: Es sei „irre gewesen, wie viele Menschen da hinein strömten“, berichtete die Regierungschefin, „für mich ist es ein positives Interesse, dass die Menschen so großes Interesse daran haben, wie Demokratie arbeitet.“

Tatsächlich konnten die Besucher frei und ohne Schranken durch die Zentren der Macht in Rheinland-Pfalz strömen, im Plenarsaal und sogar im Büro der Ministerpräsidentin Platz nehmen. Auch die Ministerien des Landes hatten vielfach ihre Türen geöffnet. „Wir haben Demokratie gefeiert“, sagte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) – vor allem aber habe Mainz „endlich mal wieder gefeiert auf den Plätzen, hat lange gemacht auf den Plätzen.“ Es sei „eine ehrliche Freude“, sich wieder persönlich treffen zu können. „Wir haben alle gemeinsam etwas erlebt, was man sich nicht so hätte ausmalen können: dass man spürt, das Leben kehrt zurück“, sagte Ebling: „Ich würde wieder mit Euch feiern.“

 

Viel Information, wenig Essen & Getränke: Versorgung war Mangelware. - Foto: gik
Viel Information, wenig Essen & Getränke: Versorgung war Mangelware. – Foto: gik

Doch die Rückkehr der Massen führte auch zu erheblichen Problemen: Ganz offensichtlich hatten die Organisatoren den zu erwartenden Andrang erheblich unterschätzt. Im Vorfeld hatte es zunächst geheißen, man erwarte 120.000 Besucher in Mainz, im Verlaufe des Wochenende wurde das dann eilig auf 300.000 hochgestuft – auch die Zahl wurde am Ende deutlich übertroffen. Das Ergebnis: Die Verpflegung ging aus.

Essensstände: Mangelware, Besuchermassen: unterschätzt

Schon während der ersten beiden Tage fiel ein Umstand auf, den Mainzer sonst eigentlich nicht kennen: Die Getränkestände, vor allem aber die Essensstände in der Innenstadt waren dünn gesät. Vor allem auf dem Mainzer Markt suchte man Weinstände fast vergeblich, lediglich am Brunnen am Höfchen sowie am Blumenbeet auf dem Liebfrauenplatz fanden sich drei Weinstände. Die Bierbänke auf dem Platz wurden ausschließlich von ein, zwei Gastronomiebetrieben bespielt – höchst ungewöhnlich für die Feststadt Mainz.

Volles Haus auf der LU: Mainz war am RLPTag rappelvoll. - Foto: gik
Volles Haus auf der LU: Mainz war am RLPTag rappelvoll. – Foto: gik

Mainzer Schausteller suchte man hingegen weitgehend vergeblich: Diese hätten sich „einfach nicht beworben“, hieß es am Sonntag etwas ratlos aus der Staatskanzlei, man wolle dem jetzt mal nachforschen. Viele Getränkestände waren dem Ansturm denn auch nicht wirklich gewachsen, lange Schlangen waren die Folge. Zum Ärgernis wurde das am Samstagabend: Die meisten Essensstände waren überlaufen und später sogar ausverkauft Im Schloss-Biergarten ging bereits um 22.30 Uhr das Essen aus, viele Stände in der Stadt hatten da bereits zu – etwas zu Essen zu finden, wurde da zur Herausforderung.

Ab 20.00 Uhr alle Plätze vor den Bühnen dicht

„Wir hatten das Problem, dass wir gegen 20.00 Uhr alle Bühnen gleichzeitig schließen mussten“, bekannte Christoph Häusl vom Organisationsteam der Staatskanzlei am Sonntag gegenüber Mainz&. Tatsächlich wurden die Bühnen am Samstagabend schlichtweg überrannt, die Organisatoren schlossen daraufhin bereits gegen 20.00 Uhr die Gelände – kein Einlass mehr. Beim SWR3 Open Air durften etwa 15.000 Menschen gleichzeitig aufs Gelände, danach war Schluss – viele Fans standen wütend oder enttäuscht vor den verschlossenen Zäunen.

Frustrierter Blick Richtung Bühne: Beim SWR2 Open Air Festival waren um 20.00 Uhr die Eingänge dicht - wie bei allen anderen Bühnen auch. - Foto: Grimminger
Frustrierter Blick Richtung Bühne: Beim SWR2 Open Air Festival waren um 20.00 Uhr die Eingänge dicht – wie bei allen anderen Bühnen auch. – Foto: Grimminger

Dadurch seien die Menschen dann auch nicht mehr zu den Essensständen vor den Bühnen gekommen, räumte Häusl weiter ein – die seien aber für die Versorgung eingeplant gewesen. Gleichzeitig schlossen in der Stadt viele Essensstände, weil die Menschen zu den Bühnen strömten. Zudem habe man mehrere Ausfälle von Ständen wegen Corona-Erkrankungen oder technischen Problemen gehabt, berichtete Häusl weiter, und bekannte zugleich: „Wir haben die Besucherzahlen um mindestens 30.000 unterschätzt.“

Zehn Prozent mehr Essensstände hätte es geben können, räumte Häusl ein. Doch zum Teil sei die Reduzierung auch eine bewusste Entscheidung gewesen: Man habe den Mainzer Gastronomen nicht mit Ständen zu viel Konkurrenz machen wollen, sagte Häusl, denn die Gastronomie habe in der Coronazeit sehr gelitten. Das Ergebnis: „Die waren alle total, zufrieden und haben profitiert“, berichtete Häusl.

 

Kein Wasser bei Festumzug – trotz sengender Sonne

Tiefblauer Himmel, drückende Hitze: Beim Festumzug am Sonntag war Stehvermögen gefragt - Wasser gabs für die Teilnehmer keines. - Foto: gik
Tiefblauer Himmel, drückende Hitze: Beim Festumzug am Sonntag war Stehvermögen gefragt – Wasser gabs für die Teilnehmer keines. – Foto: gik

Der Mangel an Verpflegungsständen hatte aber noch eine weitere Auswirkung: Beim Festumzug am Sonntag stöhnten die Menschen unter der ungewöhnlichen Sommerhitze. Zu schaffen machte sie vor allem den Teilnehmern des Festumzuges: Man habe viel zu lange in praller Sonne auf der Kaiserstraße auf den Start warten müssen, berichteten Teilnehmer gegenüber Mainz&. „Nachdem dem Umzug zum RLP-Tag vorüber ist, bin ich eigentlich stinksauer und enttäuscht“, schimpfte zudem Fastnachter Jürgen Wiesmann, bekannt als „Ernst Lustig“.

Beim Umzug habe es für die Teilnehmer überhaupt keine Getränke gegeben – obwohl das anders angekündigt worden sei, kritisierte Wiesmann: „Es war angekündigt, dass es alle 100 bis 200 Meter Wasser gibt“, berichtete der Fastnachter auf seiner Facebook-Seite, und schimpfte: „MAINZ, das war MEHR als schwach!!! Man hatte den Eindruck, als ob Mainz noch nie einen Umzug organisiert hat. Das war ein sehr sehr schwaches Bild.“ Bei ungewöhnlich heißen Temperaturen wurde so der Umzug gerade auch für viele kleine Kinder und ältere Damen in historischen Kostümen zur Herausforderung.

Großes Highlight: Das SWR 3 Open Air auf der Großen Bleiche. - Foto: gik
Großes Highlight: Das SWR 3 Open Air auf der Großen Bleiche. – Foto: gik

Highlights waren aber neben dem Festumzug am Sonntag in jedem Fall die Bühnenprogramme. Vom Fastnachts-Splash am Freitag über Rock, Jazz und Singer-Songwriter-Musik wurde auf den insgesamt vier großen und diversen kleinen Bühnen alles geboten. Höhepunkt war das große SWR3 Open Air am Samstagabend mit Stars wie Milow, Alvaro Soler und Lost Frequencies – mehr dazu hier auf Mainz&. Und davon wird es 2023 eine Fortsetzung geben, wie Ministerpräsidentin Dreyer schon am Samstagabend auf offener Bühne verkündete. Am 15. Juli 2023 gibt es das nächste Groß-Open Air in Mainz.

Info& auf Mainz&: Mehr zum großen Festumzug am Rheinland-Pfalz-Tag lest Ihr hier:

Römer, Ritter und ganz viel Fastnacht – Festumzug in Mainz am Rheinland-Pfalz-Tag bei Hochsommer-Temperaturen