UPDATE& – In zwei Tagen ist es so weit: Nach drei Jahren Pause rollt dann endlich wieder der große Rosenmontagszug durch Mainz. Die Vorfreude ist riesig, stellt der närrische Lindwurm doch den krönenden Höhepunkt der fünften Jahreszeit dar. Es ist der 70. Rosenmontagszug seit Ende des Zweiten Weltkriegs, mehr als eine halbe Million Menschen werden dazu in der Mainzer Innenstadt erwartet. Alles über Aufstellung, Absperrungen, Fahrverbote und den Zug selbst, stellen wir Euch vor – freut Euch auf Garden, Guggemusik und Narrentreiben.

Rosenmontagszug in Mainz mit dem Komiteewagen des MCV und Fahnenschwenkern auf der LU. - Foto: gik
Rosenmontagszug in Mainz mit dem Komiteewagen des MCV und Fahnenschwenkern auf der LU. – Foto: gik

„Ausgefallen“ hieß es im Februar 2022, und auch im Jahr davor hatte der große Narrenumzug in Mainz wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden können. Nun aber ist es wieder so weit: Wenn es am 20. Februar 2023 genau 11.11 Uhr schlägt, dann wird sich in Mainz an der Ecke Boppstraße-Josefstraße der 70. Mainzer Rosenmontagszug in Bewegung setzen. Es ist der insgesamt 119. Umzug in der langen Narren-Geschichte der Stadt, und er gehört zu den größten der Republik.

7,2 Kilometer lang ist der Zugweg durch Mainz, über die Kaiserstraße, durch die Große Bleiche und die Große Langgasse zur Ludwigsstraße, und um den Dom und die Altstadt herum. Knapp 9.500 Teilnehmer nahmen zuletzt im Jahr 2020 am Mainzer Rosenmontagszug teil, rund 9.200 werden es in diesem Jahr sein – damit summiert sich die Länge von Wagen, Fußgruppen und Musikkappellen hintereinander gereiht auf stolze neun Kilometer Länge.

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137 Zugnummern, elf Motivwagen, 9200 Teilnehmer

Wenn also die ersten Teilnehmer den Endpunkt am Münsterplatz erreicht haben, sind die letzten noch nicht einmal losgegangen. Rund fünf Stunden tobt das bunte Treiben in den Straßen von Mainz, erwartet werden alljährlich bis zu 500.000 Besucher – es ist der drittgrößte Rosenmontagszug in Deutschland.

Die Weltpolitik auf die Schippe genommen: 2020 rollte ein großer Kaiser Nero im Mainzer Rosenmontagszug. - Foto: gik
Die Weltpolitik auf die Schippe genommen: 2020 rollte ein großer Kaiser Nero im Mainzer Rosenmontagszug. – Foto: gik

In diesem Jahr wird der Mainzer Rosenmontagszug 137 Zugnummern haben, wie aus der Aufstellung des Mainzer Carneval-Vereins hervorgeht. Los geht es – nein, nicht mit der Ranzengarde: Die älteste der Mainzer Garden eröffnet ausnahmsweise einmal nicht den Zug, sondern die Mainzer Ritter-Gilde, gefolgt vom MCV, dem Organisator der Mainzer Straßenfastnacht mit seinem Komitteewagen, Fahnenschwenkern und Schwellköppen. Gleich dahinter kommt dann der erste der großen Motivwagen, die traditionell die Politik satirisch aufs Korn nehmen.

Zehn Motivwagen mit dreidimensionalen Karikaturen wird es in diesem Jahr wieder geben, die Motive werden traditionell erst am Dienstag vor Fastnacht vorgestellt. In diesem Jahr nehmen die Mainzer Narren die große Weltpolitik aufs Korn: Vom bösen Ostrwind Putin über einen untoten Donald Trump bis hin zur $Revolution im Iran reicht die Palette – auch der Mainzer EX-OB Michael Ebling (SPD) ist dabei, mit einer ganz besonderen Karriereleiter. Für viel Applaus dürfte auch ein Wagen sorgen, an dem ein russischer Panzer an einer ukrainischen Sonnenblume zerschellt.

Mainzer Motto: Frieden, Freiheit, Toleranz

Die "Chinesen" waren schon 2020 zu Gast beim Rosenmontagszug in Mainz. - Foto: gik
Die „Chinesen“ waren schon 2020 zu Gast beim Rosenmontagszug in Mainz. – Foto: gik

Das diesjährige Mainzer Fastnachtsmotto lautet den auch: „In Mainz steht Fastnacht voll und ganz/ für Frieden, Freiheit Toleranz.“ Und traditionell ist beim Rosenmontagszug auch die Welt zu Gast: Es kommt etwa die United States Air Force Band, aber auch „Chinesen“ vom Konfuzius-Institut der Frankfurter Goethe-Uni sind dabei – „Meenzer Chinesen“ waren auch 2020 schon da.

Mit im Zug dabei sind aber etwa auch der Radfahrer-Verein Opel 1888, Rudervereine oder die Freiwillige Feuerwehr Mainz-Bretzenheim. Ganz vorne mit der Zugnummer 7 marschiert zudem der Närrische Stammtisch der „Allerscheensten“, gerade solche individuellen Fastnachts-Gruppen machen das Salz in der Narrensuppe aus.

Gardekapelle im Mainzer Rosenmontagszug 2018. - Foto: gik
Gardekapelle im Mainzer Rosenmontagszug 2018. – Foto: gik

Dazu gehört fraglos auch die kleinste Garde von Mainz: Mit der Zugnummer 48 gibt sich die Meenzer Jägergarde – die einzige Ein-Mann-Garde von Mainz – die Ehre, vermutlich in voller Stärke. Überhaupt bilden die Mainzer Garden das Rückgrat des närrischen Umzuges: Die Ranzengarde marschiert mit der Zugnummer 9 natürlich doch weit vorne, es folgen Freischützen und Husaren, Schoppen- und Jocusgarde, und und und. Auch die „Unsichtbare Römergarde“ wird erstmals mit dabei sein, mal sehen, ob Ihr unter der Zugnummer 112 tatsächlich jemanden erspäht – Römer womöglich.

Garden, Guggemusik und Römer – Mehr als 2000 Musiker

Guggemusik im Mainzer Rosenmontagszug 2017: farbenfroh, lautstark, mitreißend. - Foto: gik
Guggemusik im Mainzer Rosenmontagszug 2017: farbenfroh, lautstark, mitreißend. – Foto: gik

Jede Garde hat ihre eigenen Uniformen und Traditionen, gemeinsam ist ihnen der Sinn: die Persiflage aufs Militär. Es sind auch die Garden, die mit ihren Trommler- und Fanfarenzügen für die Musik im Umzug sorgen, dazu kommen seit einigen Jahren die unverzichtbaren Guggemusiken – allen voran die Meenzer Nodequetscher und die Rhoigeister. Zu Gast ist aber auch eine Guggemusik-Truppe aus dem Schweizerischen Winterthur.

Mehr als 2.000 Musiker zogen 2020 durch die Straßen von Mainz, dazu rollten zuletzt 162 Wagen im Zug mit, gezogen meist von Traktoren oder anderen Zugmaschinen. Sie transportieren nicht nur Karikaturen, sondern auch zahllose Aktive der Vereine – Belohnung und Höhepunkt der Kampagne zugleich. Da rollen Brunnebutzer und Mombacher Eulenspiegel durch die Straßen, die Gonsenheimer Schnorreswackler ebenso wie die Mainzer Hofsänger – Letztere mit der Zugnummer 133 kurz vor Schluss.

„Eiskalte Spaller“ wieder da: Transformers in 2016

Am Ende des Zuges finden sich traditionell auch die Garde der Prinzessin und die Mainzer Prinzengarde, die in Mainz den Kinderprinzen eskortieren – ein Prinzenpaar gibt es in Mainz nur zu ganz besonderen Jubiläen. Es ist denn auch der Mainzer Carneval-Verein MCV, der mit seinen Truppen und Gruppen den Abschluss des Umzuges bildet – und natürlich darf die allerletzte Zugnummer nicht fehlen: Mit der Nummer 137 beschließt die Zugente den Umzug.

Transformers-Wagen der Eiskalten Spaller beim Rheinhessenumzug 2016. - Foto: gik
Transformers-Wagen der Eiskalten Spaller beim Rheinhessenumzug 2016. – Foto: gik

Ein Höhepunkt dürfte aber auch wieder die Zugnummer 87 ein: Darunter verzeichnet die MCV-Liste die „Eiskalten Spaller“ – und das ist jene Gruppe, die in den früheren Jahren mit ihren gigantischen Fastnachtswagen für Furore sorgten, allen voran dem gewaltigen „Transformer“-Wagen. Man darf gespannt sein, was sich die Gruppierung in diesem jahr ausgedacht hat.

Für die Sicherheit rund um den Zug sorgt ein groß angelegtes Sicherheitskonzept, praktisch die gesamte Innenstadt ist für den Autoverkehr an diesem Tag gesperrt. Ein Lkw-Verbot gibt es hingegen in diesem Jahr nicht – es sei schlicht überflüssig, hieß es von Seiten der Polizei: Die Innenstadt ist für den Verkehr ohnehin gesperrt, die Theodor-Heuss-Brücke für Lkw ebenso. Schutzpoller und Lkw-Sperren werden die Zufahrtsstraßen abriegeln, damit niemand mit einem Fahrzeug in eine Menge donnern kann.

Zwei Kilometer Gitter, Hunderte Absperrungen und Verbotsschilder

Entlang der Zugstrecke selbst sorgen rund 450 schwere Gitter mit einer Gesamtlänge von 1350 Metern sowie 300 leichte Gitter mit einer Gesamtlänge von 750 Metern dafür, dass Zuschauer und Zugteilnehmer an wichtigen Punkten voneinander getrennt und so geschützt werden. Quer durch die Stadt wurden bereits in den vergangenen Tagen rund 310 Halteverbotsschilder platziert, im Stadtkern selbst folgen am Rosenmontag weitere 110 Absperrungen sowie 150 weitere Verkehrszeichen.

Absperrungen sorgen entlang wichtiger Strecken des Rosenmontagszuges für Sicherheit, wie hier auf dem Markt. - Foto: gik
Absperrungen sorgen entlang wichtiger Strecken des Rosenmontagszuges für Sicherheit, wie hier auf dem Markt. – Foto: gik

Sie markieren wichtige Zufahrt- und Rettungswege, den Zugweg selbst natürlich, aber auch den Aufstellungsbereich in der Mainzer Neustadt: Dort stellen sich die 9.200 Teilnehmer in der Reihenfolge ihres Abmarsches entlang der Neustadt-Straßen auf. Bewohner der Mainzer Neustadt sollten also gut acht geben – und Halteverbortsschilder unbedingt beachten. Die Stadt Mainz schleppt nämlich gnadenlos ab, wer am Montagfrüh noch immer im Halteverbot steht, also stellt Eure Autos rechtzeitig um!

Säumige Parker erhalten dann am Rosenmontag in aller Frühe eine letzte Chance: Ab 6.15 Uhr rollt ein Fahrzeug des Verkehrsüberwachungsamtes durch die Straßen, und fordert mit lauter Musik auf: „Steht auf, wenn Ihr Mainzer seid“ – und parkt gefälligst um! Spätestens ab 06.30 Uhr wird abgeschleppt, versichert die Stadt. An Rosenmontag heißt es denn auch für Gäste von außerhalb: Auto stehen lassen und mit ÖPNV anreisen! Es gibt zahlreiche Sonderfahrten, bitte informiert Euch. Die Parkhäuser in der Innenstadt sind nur höchst eingeschränkt erreichbar.

Glasverbot auf Schillerplatz und Narrenmeile

An Weiberfastnacht sowie an Rosenmontag gilt zudem rund um den Schillerplatz sowie auf der „Narrenmeile“ vom Schillerplatz bis zum Höfchen ein Glasverbot, und zwar an Rosenmontag (20.02.) von 08.00 Uhr bis Fastnachtsdienstag 08.00 Uhr. Stadt und Veranstalter appellieren daher an die Feiernden, Glasbehältnisse daheim zu lassen – es droht jedes Jahr erhebliche Verletzungsgefahr durch Glas. 22 Hilfsstellen der Sanitätsdienste warten entlang der Zugstrecke, rund 400 Sanitäter helfen im Notfall weiter.

Glasverbotszone an Rosenmontag in Mainz 2023. - Grafik: Stadt Mainz
Glasverbotszone an Rosenmontag in Mainz 2023. – Grafik: Stadt Mainz

Unterwegs ist natürlich auch die Mainzer Polizei auf den Straßen: Rund 1.000 Beamte werden allein am Rosenmontag für die Sicherheit in Mainz sorgen. „Alle Einsatzkräfte der Polizei sind für alle Besucher jederzeit ansprechbar und sehen sich als ‚Partner für mehr Sicherheit““, heißt es im Vorfeld: Bei Belästigungen, Übergriffen oder anderen Anlässen bittet die Polizei um schnellstmögliche Information, um gezielte Maßnahmen ergreifen zu können.

Der Einsatz von Drohnen ist übrigens bis einschließlich Fastnachtsdienstag verboten, an Plätzen mit hohem Besucheraufkommen werden zudem Videokameras eingesetzt, mit denen vor allem frühzeitig Gefahrensituationen erkannt werden sollen. Für Kinder, die beim Rosenmontagszug im Trubel des Geschehens verloren gehen sollten, bietet die Polizeidirektion Mainz in der Polizeiinspektion I (Weißliliengasse) bis 17.00 Uhr einen Raum an, wo sich die Kids bis zur Abholung durch die Eltern aufhalten können.

Toiletten, Tonnen von Müll und Müllwerker

Für die dringenden Bedürfnisse der Besucher stellt die Stadt Mainz entlang der Zugstrecke an 16 Standorten 29 Toilettenwagen auf, dazu an sieben Standorten Urinale, die mittels Bauzäunen und Planen sichtgeschützte Bereiche bieten. Die Urinale werden mit 18 Toilettenkabinen ergänzt, um an diesen Standorten auch ein Angebot für Frauen vorzuhalten.

Helden des Mülls an Rosenmontag: Eine ganze Kolonne Müllwerker folgt dem Rosenmontagszug. - Foto: gik
Helden des Mülls an Rosenmontag: Eine ganze Kolonne Müllwerker folgt dem Rosenmontagszug. – Foto: gik

Der Veranstalter MCV stellt dazu noch weitere 60 Kabinentoiletten im Aufstellungsbereich auf, 20 weitere Toiletten stehen am Theater, zudem werden am Schillerplatz und in den Seitenstraßen 50 Toiletten platziert, rund um den Münsterplatz noch einmal 20. Toilettencontainer gibt es etwa am Ballplatz und am Extrablatt, in der Großen Langgasse und am Liebfrauenplatz. Bitte benutzt sie auch – wer beim „wilden Urinieren“ erwischt wird, dem drohen locker 50 Euro Bußgeld, plus Verwaltungskosten von 25,- Euro.

Und dann sind da ja noch die Helden des Mülls: 124 Mitarbeiter des städtischen Entsorgungsbetriebs sorgen für die Beseitigung der Müllberge und für die Reinigung bis in den späten Abend hinein. Jedes Jahr werden dabei schätzungsweise um die 85 Tonnen in der ersten Reinigung, und final in der Regel um die 90 bis 95 Tonnen fällig. Der erste Reinigungsgang folgt gleich hinter dem Rosenmontagszug – das „Reinigungsballett“ nach dem Zug ist ein sehenswertes Schauspiel ganz für sich allein.

Info& auf Mainz&: Die ganze Aufstellung des Mainzer Rosenmontagszuges sowie eine Karte zum Zugweg findet Ihr hier beim MCV im Internet. Die närrischen Motivwagen werden am 14. Februar vorgestellt, wir berichten dann natürlich. Und hier der Zugweg des Mainzer Rosenmontagszuges:

Zugweg des Rosenmontagszuges in Mainz. - Grafik: MCV
Zugweg des Rosenmontagszuges in Mainz. – Grafik: MCV