Die Stadt Mainz will ab dem heutigen Montag noch einmal verstärkt nachts die Geschwindigkeit in der Tempo 30-Zone in der Rheinstraße kontrollieren. Man werde „für einen gewissen Zeitraum noch mal sehr dicht“ Geschwindigkeitskontrollen durchführen und diese auch durch Lärmmessungen begleiten, kündigte Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) an. Dabei gehe es „nicht um die vielzitierte Abzocke“, betonte Eder auch gleich, vielmehr wolle man erreichen, dass Geschwindigkeitsgrenze auch wirklich eingehalten werde – schließlich gehe es hier um Lärmschutz. Darum würden die Kontrollen auch angekündigt.

Tempo 30 Schild bei Nacht groß
Tempo 30-Schild bei Nacht in Mainz – Foto: gik

Die Tempo 30-Zone in der Rheinstraße liegt zwischen Holzhofstraße und Rathaus und wurde im Juli 2014 eingeführt. Eder will damit die Anwohner der Rheinstraße nachts besser vor Lärm schützen. Die Tempo 30-Zonen sind ein grünes Lieblingsprojekt, übrigens nicht nur in Mainz, sondern auch in Frankfurt 😉 Ihre Wirkung ist aber äußerst umstritten: Verkehrsexperten meinen, ein gleichmäßiger Lärm ohne Stoppen und Anfahren sei lärmschutztechnisch deutlich effektiver. Wer mal so einen Brummi nachts scheppern, bremsen und anfahren gehört hat, weiß wie das ist…

Aber wie viele Brummis fahren nachts durch die Rheinallee? Nun, seit der Sperrung der Schiersteiner Brücke im Februar dürfte sich deren Anteil deutlich erhöht haben… Die ÖDP jedenfalls forderte deshalb im März noch einmal ein nächtliches Durchfahrverbot für Lkws auf der Rheinstraße zwischen 22.00 Uhr und 6.00 Uhr morgens. „Nach subjektiven Beobachtungen von Anwohnern, ist das nächtliche LKW-Aufkommen inzwischen sehr hoch“, schrieb die ÖDP in einem Antrag im März.

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Auto an Auto: die Rheinallee - Foto: gik
30.000 Autos pro tag in der Rheinstraße – nicht gerade wenig – Foto: gik

Zugleich forderte die ÖDP, die Einhaltung der Tempo 30-Zone effektiver zu überprüfen. Tatsächlich wurde in der Rheinstraße bisher sehr unregelmäßig geblitzt. Zwischen Januar und Ende März zählte die Stadt trotzdem schon satte 600 zu schnelle Autofahrer, wie sie in einer Bilanz im April bekannt gab. Fast die Hälfte davon war allerdings nur ein bisschen zu schnell – etwa 6 bis 10 kmh. Für uns zeigt das, dass die meisten Mainzer hier gar nicht rasen, die Tempo 30 aber einfach als zu langsam empfinden, vor allem zu den oft menschenleeren Nachtstunden.

Die CDU forderte Eder deshalb schon im Januar auf, „das Experiment einer nächtlichen Tempo 30-Zone“ nach Ablauf der Testphase kritisch zu hinterfragen und bei nicht feststellbarer Lärmminderung zu beenden. Es gebe bislang „überhaupt keine verlässlichen Zahlen und Belege“, dass die Einführung zu einer deutlichen Lärmminderung geführt habe, monierte CDU-Verkehrsexperte Thomas Gerster. Es sei „absolut unwahrscheinlich, dass sich das in den nächsten Wochen und Monaten ändert“, fügte Gerster noch hinzu. Der Mann hat hellseherische Fähigkeiten 😉

Halt Polizei allgemein
Achtung, Kontrolle! – Foto: gik

Eder aber gehe es gar nicht um Lärmschutz, „sondern vielmehr um eine Ausbremsung des Individualverkehrs sowie eine Abzocke der Autofahrer“, wettert Gerster weiter. Um dem berechtigten Ruhebedürfnis der Anwohner gerecht zu werden, sollten vielmehr gerade nachts grüne Wellen eingeführt werden, schlägt er vor. Ob dem guten Mann aufgefallen ist, dass es die in Mainz längst gibt? Durch grüne Wellen werde der Verkehr flüssiger gemacht und so Lärm reduziert – sagen wir ja 😉

„Es geht uns um den Schutz der Anwohner und nicht um zusätzliche Einnahmen“, sagte hingegen die Grünen-Fraktionschefin Sylvia Köbler-Gross Ende April. Die Anwohner entlang der Rheinstraße äußerten sich positiv über die nächtliche Lärmreduktion. Damit der Lärmschutz seine volle Wirkung entfalten könne, müsse seine Einhaltung kontrolliert werden – und dafür wünschten sich die Grünen fest installierte Blitzer. Erfahrungen zeigten, dass sich die Menschen auf Standblitzer besser einstellten und dauerhaft ihre Geschwindigkeit anpassten – das sei gut für Anwohner und Autofahrer.

Das Innenministerium habe aber leider für dieses Projekt die Installation fest installierter Blitzer abgelehnt, teilte Eder nun mit. Daher würden nun mit mobilen Geschwindigkeitsmessgeräten ab Montag intensiv gemessen – und zwar an acht verschiedenen Standorten in jeder Richtung, zu unterschiedlichen Uhrzeiten und auch am Wochenende. Wisst Ihr Bescheid 😉

Info& auf Mainz&: Das Pilotprojekt Tempo 30 bei Nacht auf der Rheinstraße wurde im Juli 2014 gestartet und läuft für ein Jahr. Das Modellprojekt wird übrigens vom Grün-geführten Landesumweltministerium gefördert und unterstützt, das Tempo 30-Zonen befürwortet. Die wissenschaftliche Untersuchung wird unter Federführung des Landesamtes für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht (LUWG) in Kooperation mit der Stadt durchgeführt. Beim Start hieß es, mehr als 600 Anwohner seien betroffen, rund 30.000 Fahrzeuge rollten pro Tag durch diese zentrale Innenstadt-Achse. Angesichts eines nächtlichen Pegels von 65 Dezibel sei ein Einschreiten der Straßenverkehrsbehörde geboten, begründete die Stadt die Einführung der Tempo 30-Zone. Ergebnisse des Projekte soll es bis Herbst 2015 geben.

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