Welchen Wert hat die Kunst in unserem Leben, unserer Gesellschaft, dem öffentlichen Raum? Negativ gesehen ist die Kunst gegenüber Technik und Naturwissenschaften stark ins Hintertreffen geraten, oft auch zu einer Veranstaltung geschlossen-elitärer Zirkel geworden. Positiv gesehen ist Kunst über das Internet so verfügbar wie nie – aber damit vielleicht auch in den Alltag gezerrt… entwertet? Status der Kunst, Wert der Kunst, Relevanz öffentlicher Museum – um diese Fragen dreht sich ab heute der 33. Deutsche Kunsthistorikertag an der Uni Mainz. Das Beste: Jeder darf hin!

Die Kunst und ihr Publikum - hier auf der Kunstmesse KUNST direkt in Mainz - Foto: mainzplus CITYMARKETING
Die Kunst und ihr Publikum – hier auf der Kunstmesse KUNST direkt in Mainz – Foto: mainzplus CITYMARKETING

Das „Fall Gurlitt“, jenes eigenbrötlerischen Kunsthändlers-Erben, der jahrzehntelang auf gehorteten Kunstschätzen saß, die auch noch zum Teil Raubkunst der Nazis waren, hat eine ganz neue Debatte entfacht: Wem gehört eigentlich Kunst und wie hat sich ihr Wert in einer globalisierten Welt des Internets verändert? Der Kunsthistorikertag beschäftigt sich bis Freitagabend mit Fragen nach Kunst und Fälschung, nach Forschung, Bewertung und der digitalen Kunstwelt.

An den fünf Tagen gibt es dreizehn Foren, zwölf Sek­tionen, drei Podiumsdiskussionen und zahlreiche Exkursionen, das ist eine bisher nicht erreichten Programmfülle, staunen die Veranstalter ein bisschen selbst über ihr Programm. Gleich heute geht es los ab 10.00 Uhr mit Foren zu Kunst auf der Iberischen Halbinsel und des Mittelalters sowie Niederländischer Kunst, Grafik, Wissenschaftsgeschichte, Digitale Kunstgeschichte, Kunstgeschichte Italiens – das Programm ist breit und vielfältig.

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Beeindruckender Mainzer Dom - Foto: gik
Objekt der Kunstgeschichte: der Mainzer Dom – Foto: gik

Am Mittwoch gibt es vier große Themenblöcke: Der Wert des Goldes von Byzanz bis ins 19. Jahrhundert, der Wert der Dinge – Materielle Kultur des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit, der Wert des Kontextes – Der Einfluss des räumlichen Umfeldes auf die Wertschätzung von Kunst: Museum contra Schloss contra Kirche? und das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 – Alte Bauten, neue Werte – neue Bauten, alte Werte.

Am Donnerstag geht es weiter mit Schatzkunst, Original, Reproduktion und Fälschung und Kunst in zeitgenössischen religiösen Kontexten, am Freitag gibt es Themen zu Forschung in Museen – Faltenzählen versus Bildwissenschaften, Landschaftsperspektive und Kunst, Kunst und Werte der Gefühle (auch Neurowissenschaften!) und den Marktwert des Sozialen als Dilemma der Gegenwartskunst. Die Fülle ist so groß, stöbert einfach selbst mal im Programm!

Steinhalle des Mainzer Landesmuseums - Foto: Klaus Benz/Landtag Mainz
Museum, Forschung – Langeweile? Hier die Steinhalle des Mainzer Landesmuseums – Foto: Klaus Benz/Landtag Mainz

Am Freitag gibt’s übrigens Infos zum Thema Gründen im Bereich der Kunst, der Samstag steht ganz im Zeichen von Exkursionen: Nach Bad Münster am Stein, ins Unesco-Weltkulturerbe Mittelrheintal oder zu den drei jüdischen SchUM-Städten Mainz, Worms und Speyer. Oder zu mittelalterlichen Sakralbauten in den Rheingau. Drei Exkursionen bleiben in Mainz und widmen sich dem Mainzer Dom, einmal der Architektur, einmal der Ausstattung und den Grabdenkmälern – und ein Rundgang wandelt auf den Spuren der Kurfürstlichen Residenzstadt Mainz im 17. und 18. Jahrhundert.

Das Beste daran: der Kunsthistorikertag ist für alle Interessierten offen, Ihr könnt Euch einfach im Tagungsbüro anmelden. Ob Veranstaltungen oder Exkursionen ausgebucht sind, können wir Euch aber leider nicht sagen. In jedem Fall aber werden drei spannende Podiumsdiskussionen angeboten, zu denen wirklich jeder kommen kann.

Zum Auftakt geht es heute Abend ab 18.00 Uhr um den „Wert der Kunst“, im großen Hörsaal des ReWi-Gebäudes auf dem Unicampus diskutieren nach der Eröffnung der Herausgeber der Kulturzeitschrift „Merkur“, Christian Demand, die Kunstkritikerin Isabelle Graw, der Direktor von Städel, Schirn und Liebieghaus in Frankfurt am Main, Max Hollein sowie Isabel Pfeiffer-Poensgen, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, und noch der Kunsthistoriker und „ZEIT“-Redakteur Hanno Rauterberg. Wir hoffen, dass Euch die Namen etwas sagen 😉

Mainzer Rathaus von Rheinallee aus - Foto: gik
Das Mainzer Rathaus ist Thema einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung am Donnerstag – Foto: gik

Am Mittwoch, den 25. März, geht es dann im selben Hörsaal RW1 allerdings schon von 16.30 Uhr bis 18.15 Uhr um das Thema „Kunstgeschichte, Raubkunst und Provenienzforschung“, also die Forschung nach der Herkunft von Kunstwerken, womit wir wieder beim Thema Gurlitt wären 😉

Am Donnerstag dann wird es für uns Mainzer besonders spannend: Im Ratssaal des Rathauses geht es von 19.00 Uhr bis 20.30 Uhr um die Geschichte eben jenes Gebäudes. Die Debatte um das Mainzer Rathaus ist Ausgangspunkt für die Diskussionsrunde „Urbanität zwischen historischem Erinnerungsort und Shopping Mall?“, das dürfte eine interessante Debatte um die Architektur von Städten werden – und das Thema Shopping Mall ist ja nun auch hochaktuell… Also, nutzt das Treffen der Kunsthistoriker-Elite in Mainz!

Info& auf Mainz&: 33. Deutscher Kunsthistorikertag vom 24. bis zum 28. März 2015 in Mainz. Veranstalter: Verband Deutscher Kunsthistoriker e.V. und das Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Alle Informationen zu der Tagung und ein ausführliches Programm findet Ihr unter www.kunsthistorikertag.uni-mainz.de.

Es gibt Tagestickets für 40,- Euro für Nichtmitglieder und 15,- Euro für Schüler und Studenten, und Kongresstickets für 85,- Euro für Nichtmitglieder und 30,- Euro für Schüler und Studenten. Die Exkursionen am Samstag kosten zwischen 5,- Euro und 15,- Euro. Alle Veranstaltungen am Dienstag, den Eröffnungstag, sind kostenlos. Was wir Euch leider nicht sagen können ist: wo ist das Tagungsbüro? Es stand einfach nirgends. Wir sind uns aber sicher, dass das Büro auf dem Unicampus ausgeschildert sein wird.

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