US-Präsident Donald Trump schadet mit seinen rücksichtslosen Handelskriegen nun auch den deutschen Winzern: Seit Freitag, den 18. Oktober, erheben die USA Strafzölle auf europäische Produkte wie Parmesan aus Italien, Olivenöl aus Spanien, Butter aus Irland – und eben auch auf Wein. Satte 25 Prozent betragen die Strafzölle, Trump verhängte sie als Vergeltung für angeblich rechtswidrige EU-Subventionen für den europäischen Flugzeugbauer Airbus. Deutsche Winzer sind empört: Es könne ja wohl nicht sein, dass deutsche Weine als Rache herhalten müssten. Der Verband der Prädikatsweingüter fordert Unterstützung und notfalls Ausgleich – ein Viertel der VDP-Weine gehen derzeit ins Ausland.

Weinfässer in den alten Kelleranlagen des Weinguts J. Neuss in Ingelheim. - Foto: gik
Weinfässer in den alten Kelleranlagen des Weinguts J. Neuss in Ingelheim. – Foto: gik

Weine im Wert von rund 300 Millionen Euro haben die deutschen Winzer 2018 ins Ausland exportiert, rund eine Million Hektoliter Menge floss in Kehlen im Ausland. Und der wichtigste Exportmarkt sind dabei noch immer die USA: 171.000 Hektoliter Wein wurden 2018 allein in die USA exportiert, 71 Millionen Euro erzielten die deutschen Winzer dabei an Umsatz. Tatsache ist aber auch: Der Weinexport in die USA ist seit Jahren leicht rückläufig – 2017 wurden noch 188.000 Hektoliter Weine im Wert von 79 Millionen Euro in die USA geliefert. Dennoch: Den Winzern droht damit der wichtigste Exportmarkt wegzubrechen, der für knapp ein Viertel aller Weinexporte verantwortlich ist.

Und das Schlimme dabei: Zuletzt hatten die deutschen Winzer im Ausland immer stärker mit hochpreisigen Weinen punkten können – das alte Image vom „cheap and sweet“, also den billigen und süßen deutschen Massenweinen, wurde zunehmen durch hochwertige Weine im gehobenen Preissegment ersetzt. Gerade deutsche Rieslinge boomten seit einigen Jahren in den USA, stehen in New York und anderen US-Metropolen ganz oben auf den Speiskarten und der Wertschätzung von Gastronomen.

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Besonders die Spitzenweingüter, zusammengeschlossen im Verband der Prädikatsweingüter (VDP) trugen zu diesem Wandel bei. Die VDP-Winzer hätten „mit ihrer Qualitätsarbeit sehr zur Renaissance des deutschen Weines in den internationalen Zielmärkten beigetragen“, klagte deshalb nun auch VDP-Präsident Steffen Christmann: „Dieses zarte Pflänzchen wird nun schwer beschädigt, wenn ab Landesgrenze USA 25 Prozent Strafzoll erhoben wird.“ Bis eine Flasche Wein im Ziel-Bundesstaat ankomme, kämen durch das komplizierte amerikanische Kauf-und-Verkaufs-System noch einmal Aufschläge in gleicher Höhe hinzu – am Ende müssten „fast 50 Prozent Aufschlag auf eine Flasche Deutschen Weine im amerikanischen Markt gezahlt werden“, kritisierte Christmann: „Welcher Weinliebhaber ist dazu bereit?“

Eine Exportkarte deutscher Weine, allerdings aus dem Jahr 2013. - Quelle: Deutsches Weininstitut
Eine Exportkarte deutscher Weine, allerdings aus dem Jahr 2013. – Quelle: Deutsches Weininstitut

Viele VDP-Weingüter mit großen Namen wie Meyer-Näkel, Wittmann oder Breuer haben einen hohen Exportanteil, vor allem im höherpreisigen Segment, genau sie würden nun auch am stärksten unter den Strafzöllen leiden. Doch auch in Rheinhessen wird es viele Weinbaubetriebe und auch Kellereien treffen: Als größtes weinbautreibendes Bundesland kommen 90 Prozent der deutschen Weinexporte aus den sechs Anbaugebieten Ahr, Mittelrhein, Mosel, Nahe, Rheinhessen und der Pfalz. Rheinhessen ist das größte dieser sechs Gebiete – noch 2017 legten die Exporte in die USA um 12,3 Prozent in der Menge und um gut zehn Prozent im Wert zu. Weine im Wert von 4,7 Millionen Euro wurden 2017 allein aus Rheinhessen in die USA exportiert. Nun müssen die Winzer um diesen Absatzmarkt fürchten.

Und dabei treibt viele Betriebe schon der Brexit um: Ein Austritt der Briten aus der EU ist immer wahrscheinlicher geworden, die Konsequenz wären wohl auch hier neue Zölle. Weine im Wert von 27 Millionen Euro exportierten deutsche Winzer 2018 auf die britische Insel, die menge lag bei 132.000 Hektolitern – Großbritannien ist der drittwichtigste Weinexportmarkt. Für viele Winzer könnte ein Brexit erhebliche Einbußen bedeuten, denn neben neuen Zöllen würde auch ein fallendes Pfund deutsche Weine verteuern – und in Wirtschaftskrisen wird an Lifestyle-Produkten wie Wein als erstes gespart.

Die Rieslinge von Kloster Eberbach werden in alle Welt exportiert, vielfach auch in die USA - hier die Domäne Rauenthal. - Foto: gik
Die Rieslinge von Kloster Eberbach werden in alle Welt exportiert, vielfach auch in die USA – hier die Domäne Rauenthal. – Foto: gik

VDP-Präsident Christmann forderte die Bundesregierung denn auch mit Blick auf die US-Strafzölle auf, für gerechte Rahmenbedingungen aller Wirtschaftszweige zu sorgen. „Wenn Weinbau und Landwirtschaft für andere Wirtschaftszweige Lasten übernehmen müssen, müssen diese ausgeglichen werden“, forderte er. Die Bundesregierung müsse Schaden von den deutschen Winzern abwenden. Unterstützung kam derweil schon mal von prominenter Seite: „Der feine Riesling gerät ins Gemenge“, warnte Ex-Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne), und versprach auf Twitter: „Ich werde ein Extraglas trinken! Mindestens.“

Kommentar& auf Mainz&: Lasst uns unseren Riesling selbst trinken!

Gute Idee! Lasst uns unseren Riesling selbst trinken! Und natürlich alle die anderen fantastischen Weißburgunder, Sauvignon Blancs, Silvaner, Spätburgunder & Co, die deutsche Winzer in so fantastischer Qualität aus ihren Weinbergen in die Flaschen bringen. Deutsche Weine sind wieder Weltklasse, sie sind es wahrlich Wert, von Genießern genossen zu werden. Und da ist in Deutschland noch deutlich Luft nach oben: Lediglich 45 Prozent der in Deutschland getrunkenen Weine stammen auch von deutschen Winzern – Leute, da ist noch viel Luft nach oben!

Riesling aus Rheinhessen im Glas vor rheinhessischen Weinbergen - Hochgenuss! - Foto: gik
Riesling aus Rheinhessen im Glas vor rheinhessischen Weinbergen – Hochgenuss! – Foto: gik

Also werden wir doch – ausnahmsweise – mal patriotisch: Greifen wir zu deutschen Weinen in den Regalen! Und wenn Ihr zu den etwas höherpreisigeren greift, versprechen wir Euch auch: Ihr werdet es nicht bereuen. Natürlich gibt es auch großartige Weine aus Frankreich, Italien oder Österreich, und wer nicht über den Tellerrand schaut, verliert leicht den Blick für die Realität. Nur: Viele Deutsche wissen bis heute nicht, dass es großartige Rotweine von deutschen Winzern gibt, die gleich vor ihrer Haustür produziert werden, Sogar Marlots und Cabernet Sauvignons wachsen da, Spätburgunder, die mit Weinen aus dem Burgund locker mithalten. Sauvignon Blancs, für die man nicht bis Australien schauen muss.

Traut Euch! Und Ihr werdet staunen: Unsere Winzer haben es verdient, dass wir sie unterstützen – Eure Gaumen und Essensfreuden werden es Euch danken. Lassen wir den Amerikanern ihre Diet-Coke, sie werden sich schon bald die Finger nach unseren sensationellen Rieslingen lecken – das können deutsche Winzer nämlich, wie niemand sonst auf der Welt. Und allen Amerikanern, die unter Donald Trump genauso leiden, rufen wir zu: Kommt zu uns! Wir heißen Euch auch mit einem Glas frischen Rieslings willkommen.

Info& auf Mainz&: Mehr zu rheinhessischen Weinen und der Exportstruktur der Weingüter könnt Ihr hier auf Mainz& nachlesen. Einen Ausblick auf den Weinjahrgang 2019 haben wir hier auf Mainz& gegeben. Wer sich in die Vielfalt rheinhessischer WEeine stürzen und vertiefen will: Kommendes Wochenende, vom 25. bis 27. Oktober 2019 findet in Mainz das 33. Weinforum Rheinhessen statt – mehr dazu hier bei Mainz&.

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