Überschäumender Jubel am Abend bei der Mainzer SPD: Amtsinhaber Michael Ebling (SPD) gewinnt die Stichwahl und bleibt für weitere acht Jahre Oberbürgermeister von Mainz. Ebling setzte sich in einem spannenden Rennen am Ende mit 55,2 Prozent gegen seinen parteilosen Herausforderer Nino Haase durch, der auf 44,8 Prozent kam. „Wir haben zusammen gewonnen“, rief ein sichtlich erleichterter Ebling seinen Anhängern zu, die ihn mit begeisterten „Michael“-Rufen feierten. Aber auch Haase wurde von seinen Anhängern gefeiert: „Das ist keine Niederlage“, sagte Haase: „Das war ein Mordsnummer, eine Riesenritt, was wir hier geleistet haben.“ Die Wahlbeteiligung lag bei 40,2 Prozent.

Der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) bleibt weitere acht Jahre im Amt. - Foto: gik
Ein erleichterter Wahlsieger: Michael Ebling (SPD) bleibt weitere acht Jahre Oberbürgermeister von Mainz. – Foto: gik

Insgesamt waren 162.030 Mainzer zur Wahl aufgerufen, am Ende gingen 65.153 Mainzer zur Wahl, 64.781 Stimmen waren gültig, 372 ungültig. Die Briefwahlquote betrug 19 Prozent. Damit gingen 40,2 Prozent der Wahlberechtigten zur Wahl, das waren weniger als im ersten Wahlgang vor zwei Wochen, als 45,8 Prozent wählen gingen, aber mehr als vor sieben Jahren als nur 34,3 Prozent zur OB-Stichwahl gingen.

Im ersten Wahlgang war Ebling auf 41 Prozent der Stimmern gekommen, Haase hatte mit 32,4 Prozent nur 8,6 Prozentpunkte hinter Ebling gelegen. Das entsprach einer Differenz von 6.310 Stimmen – und dieser Abstand blieb auch in der Stichwahl weitgehend gleich: Für Ebling stimmten am Sonntag 35.752 Mainzer, für Haase entschieden sich 29.029 Mainzer, das war ein Unterschied 6.723 Stimmen. Ebling holte in neun von 15 Stimmbezirken die Mehrheit für sich, für Haase stimmten acht Stadtteile, vor allem Hechtsheim, Weisenau und Laubenheim.

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Damit bleibt der 52 Jahre alte Jurist Ebling für acht weitere Jahre an der Spitze der Landeshauptstadt Mainz. Ebling wuchs im Stadtteil Mombach auf, im Wahlkampf setzte er stark auf seine Verbundenheit mit Mainz. „Mainz – Ich kenne Dich“, lautete einer seiner Wahlslogans im Endspurt, „Mainz – Ich feier‘ Dich“, ein anderer. Seine Parteizugehörigkeit SPD hielt er von seinen Wahlplakaten fern, setzte ganz auf seinen Amtsbonus. Inhaltlich warb Ebling mit einem 365-Euro-Ticket, mit mehr sozialem Wohnraum und einem neuen Stadtteil, am Abend seiner Wiederwahl versprach er eine veränderte Verkehrspolitik und eine ökologischere Zukunft.

Wahlplakat Nino Haase. - Foto: gik
Wahlplakat Nino Haase. – Foto: gik

Haase warb hingegen für eine Wechsel in der Stadtpolitik, „Zukunft beginnt mit Euch“ lautete sein Slogan im Endspurt. „Der Wahlkampf hat gezeigt, dass es ein Menge Defizite in der Stadt gibt“ sagte CDU-Fraktionschef Hannsgeorg Schönig gegenüber Mainz&. Haase habe deutlich gemacht, dass es eben keine Konzepte für Wohnen, Verkehr und grüne Stadtentwicklung gebe. Die CDU hatte überraschend im Januar keinen eigenen OB-Kandidaten aufgestellt, sondern den parteilosen Haase unterstützt. Ein Fehler sei das nicht gewesen, betonte Schönig: „Haase hat einen sehr guten Wahlkampf gemacht und sehr authentisch seine Überzeugungen herüber gebracht“, sagte Schönig: „Es ist kein Triumph für einen Amtsinhaber wenn er 55 Prozent kriegt.“

Der Ausgang der Stichwahl war mit großer Spannung erwartet worden, vor allem gegen Ende wurde der Wahlkampf mit harten Bandagen geführt. Es hagelte Angriffe von beiden Seiten, die gegen Ende vor allem gegen Haase persönlich wurden. Ebling selbst warf Haase Trumpsche Methoden vor, die Jusos kritisierten Haases Mitgliedschaft in einer Studentenvereinigung und suggerierten eine Nähe zum rechten Rand, Haase wies das empört zurück. „Die Gegenseite hat begonnen, mit Schlamm nach mir zu werfen“, sagte Haase am Abend denn auch, „ich bin stolz darauf, dass wir sauber geblieben sind.“

Wahlverlierer Nino Haase am Abend vor seinen Anhängern. - Foto: gik
Wahlverlierer Nino Haase am Abend vor seinen Anhängern. – Foto: gik

Sein Wahlkampf habe auch dazu beigetragen, „in dieser Stadt etwas zu bewegen“, sagte Haase, und fügte hinzu: „Wenn ich sehe, wie viele Förderbescheide in den vergangenen Tagen in diese Stadt geflossen sind…“ In einer Demokratie gehe es auch darum, dass eine starke Opposition die Regierung „aus der Deckung lockt, und das haben wir geschafft“, betonte Haase: „Nichts ist für nix gut. Wir haben es geschafft in dieser Stadt jemanden zu wecken, das ist das Wesen von Demokratie.“ Es sei gelungen, „diese Stadt wachzuküssen, dieser Spirit muss weiter getragen werden“, fügte Haase hinzu.

„Wir hatten einen großartigen Kandidaten, der sich keine Sekunde geschont hat“, sagte ein überglücklicher SPD-Parteichef Marc Bleicher am Abend. Ebling stehe „für Weltoffenheit, Toleranz, soziale Gerechtigkeit, ökologische Vernunft und sozialen Fortschritt – und für das Wir, das Gemeinsame in der Stadt.“ Das aber sah nicht jeder so: „Ebling kann sehr gut repräsentieren, aber er ist nicht verbindend, was verschiedene Meinungen angeht“, sagte die ÖDP-Stadträtin Dagmar Wolf-Rammensee – die ÖDP hatte im Wahlkampf Haase unterstützt. Ebling habe es in den vergangenen Jahren „nicht verstanden, alle Menschen einzubeziehen, neue Ideen parteiübergreifend aufzunehmen und zusammenführen“, sagte Wolf-Rammensee.

„Viele Menschen wollten einen Wechsel an der Spitze der Stadt“, sagte auch Kurt Mehler, Vorsitzende der Freien Wähler, die Haase unterstützt hatten. Haase sei für viele attraktiv gewesen, weil er „eine grundsätzlich andere Haltung zu Politik hat als Ebling“, sagte Mehler: „Eblings Haltung ist die eines gesetzten Berufspolitikers, Haase hat glaubwürdig den Umschwung, den Neuanfang verkörpert.“

Wahlplakat Michael Ebling. - Foto: gik
Wahlplakat Michael Ebling. – Foto: gik

Bleicher sagte hingegen, die SPD habe mit Ebling einen Wahlkampf gemacht, der gut zu dem Kandidaten und zu der Stadt gepasst habe. „Wir haben das Miteinander betont, das ist ein sehr überzeugendes Ergebnis“, sagte Bleicher dieser Zeitung. Mainz werde nun „weiter mit sozialen, ökologischen und weltoffenen Schwerpunkten für die Zukunft fit gemacht.“ Die SPD werde nun die Koalitionsverhandlungen mit den Grünen und der FDP zur Fortsetzung der Ampel-Koalition weiterführen, es wäre die dritte Auflage – die drei Parteien regieren bereits seit zehn Jahren zusammen in Mainz.

Die Grünen hatten vor der Stichwahl eine Wahlempfehlung für Ebling abgegeben, nicht jedoch die FDP. Auch die Linke hatte sich nicht für Ebling ausgesprochen, und im Wahlkampf immer wieder das Blockieren von Ideen und Oppositions-Anträgen im Stadtrat beklagt. Damit hinterlässt der Wahlkampf zwei weitgehend gespaltene Lager im Mainzer Stadtrat. „Ich will das nicht hoffen“, sagte Bleicher, „dann müssen wir daran arbeiten, die Stadt wieder zusammenzuführen.“

Info& auf Mainz&: Die genauen Ergebnisse der einzelnen Stadtteile könnt Ihr auf dieser Internetseite nachsehen. Alles zum OB-Wahlkampf in Mainz könnt Ihr in unserem Dossier zur OB-Wahl nachlesen.

 

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