Kaum waren vergangene Woche die Temperaturen endlich einmal ins Sommerliche gestiegen, bahnte sich ein neues Problem an: Mainz erlebt eine wahre Stechmückeninvasion. In unglaublicher Aggressivität und Menge fallen derzeit Stechmücken vor allem in den frühen Abendstunden über alles her, was sich im Freien bewegt, nun warnt selbst die Kommunale Mückenbekämpfung: Mainz muss sich in den kommenden Wochen auf eine wahre Stechmückenplage einrichten. Hausbesitzer sollten unbedingt Dächer und Pools sichern und stehendes Wasser vermeiden oder behandeln.

Die Stadt Mainz und die KABS warnen vor einer Stechmückenplage in den nächsten Wochen. - Foto: KABS
Die Stadt Mainz und die KABS warnen vor einer Stechmückenplage in den nächsten Wochen. – Foto: KABS

In den nächsten Wochen sei wegen der vergangenen Regenphasen und Hochwassersituationen „mit einer erhöhten Stichbelästigung durch Stechmücken zu rechnen“, warnte nun die Stadt Mainz. Der Grund: Der vergangene Winter galt als einer der nassesten der vergangenen 20 Jahre, die Auswirkungen sind durch gesättigte Böden und hohe Grundwasserstände spürbar, so die Stadt Mainz weiter. Dazu kamen aber vor allem die langen Regenphasen im Mai und Juni, die zu zwei durchaus hohen Hochwasserwellen führten – bei dem ungewöhnlichen Sommerhochwasser wurden so weite Bereiche und Wiesen überschwemmt, wie sonst nur selten.

Eigentlich haben die Rhein-Anliegerkommunen in den vergangenen Jahren die Bekämpfung von Schnaken in Bruchwäldern und Auen gut im Griff gehabt. Zu verdanken ist das der KABS, der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS e.V.), die bereits am 11. März 1976 in Philippsburg von damals 20 Städten, Gemeinden und Landkreisen gegründet wurde. Ziel der KABS: „Die Schnakenplage im Bereich der Oberrheinebene unter Schonung der Umwelt mit ökologisch vertretbaren Maßnahmen eindämmen.“

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Kommunale Schnakenbekämpfung vom Rheingau bis Kaiserstuhl

Heute gehören der KABS insgesamt 97 Gemeinden und Landkreise sowie die Länder Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz an, das Gebiet der KABS reicht somit von Bingen und dem Rheingau im Norden bis zu den Gemeinden am Kaiserstuhl im Süden, wie man auf der Homepage der KABS nachlesen kann. „Damit sind alle Rheinanliegergemeinden Mitglied in der KABS, so dass alle relevanten Brutgebiete bekämpft werden können und keine Stechmücken von unbekämpften Gebieten in die Mitgliedsgemeinden einwandern können“, heißt es stolz. Wie nötig das ist, zeigte sich vor einigen Jahren, als die Stadt Wiesbaden einmal kurzzeitig aus der KABS ausstieg – mit verheerenden Folgen.

Ungewöhnlich hohe Regenmengen im Mai und Juni führten auch in Mainz zu einem Hochwasser, wie hier am Zollhafen: Ideale Brutbedingungen für Stechmücken. - Foto: gik
Ungewöhnlich hohe Regenmengen im Mai und Juni führten auch in Mainz zu einem Hochwasser, wie hier am Zollhafen: Ideale Brutbedingungen für Stechmücken. – Foto: gik

Rund 2,7 Millionen Menschen werden Dank der Bekämpfungsarbeit der KABS in jedem Jahr von Stechmückenplagen verschont, doch das gelingt nicht immer gleich gut: Auch 2018 und 2021 kämpften die Menschen am Rhein mit massenhaften Plagegeistern, in diesem Jahr könnte es noch einmal schlimmer kommen. Denn der unglaublich nasse Winter und die massenhaften Regenfälle gerade im Mai und Juni durchtränkten die Böden und füllten sehr viele Waldgräben und Frühjahrstümpel mit Wasser – ideale Brutbedingungen für eine große Zahl von Stechmückenlarven.

„Bereits der Saisonbeginn verlief für die KABS ungewöhnlich“, heißt es bei der Arbeitsgemeinschaft. Für die Bekämpfung der Bruch- und Sumpfwaldstechmücken habe man den Saisonstart schon zwei Wochen nach vorne verlegt und so „die Stichbelästigung in den ortsnahen Wäldern größtenteils verhindern“ können. Deutlich stärker habe sich dann aber die schwere Unwetterlage und lange Regenphase im Mai und Juni ausgewirkt: „Die resultierende Überschwemmung in der Rheinaue erreichte gigantische Ausmaße und verhinderte der KABS den Zugang zum Außendeich.“

KABS von neuen Flächen mit hohem Larvenbesatz überrascht

Zu lange habe hinter dem Hauptdamm das Rheinwasser entlangströmen können, „falls in dieser Zone Stechmückenlarven existiert haben, konnte die KABS das nicht rechtzeitig feststellen oder effektiv dagegen vorgehen“, berichtete die Arbeitsgemeinschaft weiter. Die KABS habe sich stattdessen auf die weit ausgedehnten Druckwasserflächen konzentriert, die einen hohen Stechmückenbesatz aufwiesen. Dazu aber sei man landeinwärts „von neuen überfluteten Flächen mit hohem Larvenbesatz überrascht“ worden – diese seien bisher als Stechmückenbrutstätten noch nicht in Erscheinung getreten.

So idyllisch dürfte es in diesem Sommer am Rhein nicht zugehen: Es droht eine Stechmückenplage. - Foto: gik
So idyllisch dürfte es in diesem Sommer am Rhein nicht zugehen: Es droht eine Stechmückenplage. – Foto: gik

„Hier wurden sehr wahrscheinlich bei den großen Hochwasserspitzen in 2021 Eier abgelegt, die dann beim aktuell sehr hohen Wasserstand zum Schlupf kamen.“ Nun also drohen massenhaft Auwaldstechmücken zu schlüpfen, und die seien sehr wanderfreudig und könnten mehrere Kilometer Distanz pro Tag zurücklegen, berichtet die KABS weiter. Auch waren Rheininseln und weite Teile von Rheinhessen und dem hessischen Ried ungewöhnlich lange überschwemmt, so dass die KABS nur schwer Zugang zu den Bereichen bekam. Zwar wurden die Helikoptereinsätze verstärkt, aber die intensive Bekämpfung reduzierte dann auch noch die Reserven mit dem in Eisgranulat eingefrorenen Wirkstoff Bti.

„Die Maßnahmen der KABS haben zu einer deutlichen Reduzierung der Stechmückenpopulation geführt“, bilanziert die Arbeitsgemeinschaft – hinterher kamen die Mückenbekämpfer trotzdem nicht: „Dennoch ist in den nächsten Wochen aufgrund der geschilderten Hochwassersituation mit einer erhöhten Stichbelästigung durch Auwaldstechmücken zu rechnen“, teilt sie mit. Ohne die ausgedehnten Einsätze „wäre die Situation aber deutlich schlimmer ausgefallen“, heißt es noch.

Gärten und Häuser auf stehende Wasserreste überprüfen

Wichtig ist nun, dass auch die Mainzer selbst bei der Bekämpfung der Plage mithelfen: Gärten und Häuser sollten daraufhin überprüft werden, ob es irgendwo stehende Wasserreste gibt. Das kann etwa die Reparatur von defekten Flachdächern oder die Reinigung von Regenrinnen betreffen, aber auch Gegenstände auf Flachdächern, in denen sich unbemerkt Wasser stauen kann sollten entfernt werden, rät die Stadt Mainz.

Achtung: Auch Vogeltränken können mit stehendem Wasser zu Mücken-Brutstätten werden! - Foto: Alf Beard via Wikipedia.
Achtung: Auch Vogeltränken können mit stehendem Wasser zu Mücken-Brutstätten werden! – Foto: Alf Beard via Wikipedia.

Besonders wichtig: Regentonnen sollten mit Deckeln oder Mückennetzen gegen Schnakenbesatz verschlossen werden, Vogeltränken, Untersetzer von Blumentöpfen oder auch Kinderplanschbecken regelmäßig ausgeleert und gereinigt werden. „Können Wasseransammlungen nicht beseitigt werden, ist eine regelmäßige biologische Behandlung der Brutstätten möglich“, heißt es bei der Stadt weiter – dazu könnt Ihr Euch kostenlos Tabletten mit dem biologischen Wirkstoff BTI in Eurer jeweiligen Ortsverwaltung sowie im Mainzer Umweltladen in der Steingasse 3-9 abholen. Bitte benutzt die Tabletten für Gartenteiche und andere Wasserbecken!

Ansonsten rät man bei der Stadt Mainz, Fenster mit Fliegengittern zu versehen, lange Kleidung zu tragen und Insektenschutzsprays zu benutzen. „Stechmücken werden von ausgeatmetem Kohlenstoffdioxid angelockt“, heißt es zudem, weitere Faktoren seien der Körpergeruch und die abgestrahlte Körperwärme. „Licht hat keinen Einfluss auf Stechmücken“, meint man bei der Stadt Mainz – unsere Erfahrung sagt etwas anderes: Licht plus geöffnetes Fenster ist praktisch eine Garantie für Stechmückenbesuch. Ohne Licht können Fenster hingegen normalerweise im Sommer zumindest in den Nachtstunden auch geöffnet werden, ohne dass gleich Mücken in Scharen herein kommen.

Wichtig zudem: Bitte verzichtet unbedingt auf jegliche chemische Keulen bei der Mückenbekämpfung, insbesondere Mückenstecker oder andere Verdampfer – sie sind hochgradig gesundheitsgefährdend! „Verdampfer mit Pyrethroiden sind zwar wirksam im Kampf gegen die Blutsauger“, warnt man auch bei der Stadt Mainz, „sie lösen bei vielen Menschen aber Kopfschmerzen, Schleimhautreizungen oder gar Nervenschäden aus. Mehr dazu, wie Ihr Euch vor Stechmücken schützen könnt, findet Ihr hier bei der Stadt Mainz im Internet.

Info& auf Mainz&: Alles zur Schnakenbekämpfung der KABS, zum benutzten Wirkstoff und seiner Umweltverträglichkeit findet Ihr hier im Internet. Mehr zum nassesten Winter seit 20 Jahren und zum kältesten Frühsommer seit 12 Jahren lest Ihr hier bei Mainz&.