Es surrt, es schwirrt, es sticht – nach den wochenlangen Regenfällen leidet Mainz unter einer wahren Schnakenplage. Wer draußen sitzen und endlich den Sommer genießen will, wird von den Plagegeistern geradezu überfallen und aufgefressen – überall sieht man um sich schlagende Menschen. Die Stadt Mainz stellte nun klar: Schuld sind nicht die Rheinschnaken, sondern vor allem die Hausschnaken – also jene Tierchen, die in nassem Grün und in kleinsten Wassermengen schlüpfen. Dagegen könnt Ihr selbst etwas tun: Wasserbehälter mit biologischen Schnakentabletten behandeln, die Ihr kostenlos bei der Stadt bekommt.
Das Problem ist schlicht: Es war zu nass, viel zu nass. Und so ist nun der Grundwasserstand für Sommer ungewöhnlich hoch, der Boden durchweicht – und das eben nicht nur in Rheinnähe. Praktisch überall, wo Grünes wächst, wo es Büsche und Bäume gibt, schlüpfen derzeit aus winzigen Wasserflächen Schnaken. Dabei handelt es sich eigentlich um gemeine Stechmücken Ein erhöhtes Aufkommen sei „leider unvermeidlich, solange die Böden aufgrund des permanent hohen Grundwasserstandes nicht abtrocknen“, heißt es von der Stadt Mainz.
Die fühlte sich am Freitag offenbar genötigt, eine Stellungnahme zur Schnakenplage heraus zu geben – und die Schnakenbekämpfung am Rhein zu verteidigen. Die wird nämlich seit Jahren in äußerst bewährter Form von der KABS geleistet, der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage. Der Zusammenschluss von Kommunen zur Bekämpfung von Stechmücken am Oberrhein wurde bereits 1976 von 20 Gemeinden am Oberrhein in Philippsburg gegründet, heute gehören der KABS 97 Gemeinden und Landkreise sowie die Länder Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz an. Auch Mainz ist seit Jahren Mitglied.
Das Besondere: Die KABS bekämpft die Schnaken bereits frühzeitig, präventiv und mit biologischen Mitteln, und arbeitet dazu eng mit Wissenschaftlern zusammen. Und in normalen Jahren funktionierte das bisher hervorragend. Als die Stadt Wiesbaden vor einigen Jahren aus Kostengründen aus der KABS ausstieg, waren die Auswirkungen so verheerend, dass man nach kürzester, Schnaken verseuchter Zeit sehr reumütig zurückkehrte… In diesem Jahr allerdings stehen die Schnakenjäger auf verlorenem Posten – der Hausmücken wegen.
Denn die Bekämpfung am Rhein, erklärte die Stadt Mainz nun, habe auch in diesem Jahr wieder gut funktioniert: Die KABS bekämpfe die Ausbildung der Larven „seit vielen Wochen tagtäglich mit hohem personellem und materiellem Aufwand und Hubschraubern vom frühen Morgen bis zum späten Abend entlang des Rheins.“ Damit habe „einer Rheinschnakenplage erfolgreich vorgebeugt werden“ können.Tatsächlich begann die KABS bereits im April mit der Schnakenbekämpfung am Rhein, seither fliegen dei Hubschrauber permanent.
Die Hausschnaken allerdings hätten aufgrund der besonderen Wettersituation von der KABS erstmalig erst Anfang Juli bekämpft werden können, hieß von Seiten der Stadt Mainz weiter. Hausschnaken verfügten im Übrigen nur über einen eingeschränkten Flugradius von etwa 100 Metern, wenn Ihr also von Schnaken überfallen werdet, lohnt sich eine Ursachensuche in Eurer Nachbarschaft: Da sich die Schnakenbrut in kleinsten Wassermengen entwickeln kann, sollten alle unnötigen Behälter und Möglichkeiten beseitigt oder verschlossen werden, rät die Stadt.
Also Augen auf nach kleinen Wassermengen, insbesonderen solchen, die länger stehen. Vogeltränken, Badebecken oder Pflanzenuntersetzer solltet Ihr deshalb regelmäßig vollständig leeren und anschließend mit Frischwasser befüllen. Wasserbehälter unbedingt fest verschließen! Solche, die sich nicht verschließen lassen, oder stehendes offenes Wasser könnt Ihr mit den sogenannten Schnakentabletten auf BTI-Basis behandeln. Nach Angaben der KABS enthalten die Tabletten den biologischen Wirkstoff Bacillus thuringiensis israelensis (Bti), die Tablette löst sich vollständig in Wasser auf und kann auch ins Gießwasser gegeben und so mit der Gießkanne verteilt werden.
Nach Angaben der KABS reicht eine Tablette für 50 Liter Wasser oder 5 Quadratmeter Wasseroberfläche. Der biologische Wirkstoff töte die Stechmückenlarven innerhalb weniger Stunden und sei spätestens nach zwei bis drei Tagen abgebaut, heißt es auf der Homepage der KABS. Bei einem sehr großen Teich sei es übrigens nur nötig die Randbereiche zu behandeln. Dort suchten die Stechmückenlarven Halt und Schutz an Pflanzen und Steinen
Bei Regentonnen reichten pro 50 Liter Wasservolumen eine Tablette. Diese löse sich dann langsam auf und gebe den biologischen Wirkstoff nach und nach an den Wasserkörper ab. „Der abtötende Effekt auf die Stechmückenlarven wird dadurch verlängert und hält bis zu 14 Tagen an“, erklärt die KABS. Wirkstoff sei ein Protein, also ein Eiweißstoff, der nur Stechmücken (Culicidae) und wenigen anderen Insektenfamilien (Diptera: Nematocera) schade, für Menschen, Hunde und andere Tiere aber unbedenklich sei.
Das beste aber: Die Schnakentabletten könnt Ihr kostenlos in den Ortsverwaltungen und im Umweltinformationszentrum bekommen. Im Übrigen helfen auch Vögel und Fledermäuse, Libellen und Amphibien Schnaken zu bekämpfen, sie könnt Ihr durch einheimische Büsche und Bäume im Garten sowie durch Nistkästen für Vögel unterstützen. Und was natürlich auch hilft, ist der Einbau von Fliegengittern vor den Fenstern und Terrassentüren als Passivschutz. Viel Glück!
Info& auf Mainz&: Mehr Infos zur KABS findet Ihr hier im Internet, auf dieser Seite gibt es konkrete Tipps zum Einsatz der Bti-Tabletten. Die Bti-Schnakentabletten bekommt Ihr kostenlos in den Ortsverwaltungen und im Umweltinformationszentrum.