Der Billigflieger-Flugsteig G am Frankfurter Flughafen darf gebaut werden. Das Bauamt der Stadt Frankfurt habe für den Erweiterungs-Flugsteig am neuen Terminal 3 die Baugenehmigung erteilt, teilte der Flughafenbetreiber Fraport am Donnerstag mit. Der Bau des Flugsteigs G ist ein Teil des neuen 3. Terminals am Frankfurter Flughafen, hier sollen speziell Billigflieger abgefertigt werden. Der Flugsteig soll vier bis fünf Millionen Passagiere abfertigen können und ein „vollwertiges und modernes Abfertigungsgebäude“ sein, wie die Fraport betont. Baustart für den Flugsteig soll nun 2019 sein, Flugsteig G voraussichtlich zum Sommerflugplan 2021 in Betrieb gehen. Kritik an den Plänen kommt von Fluglärminitiativen und Ausbaugegnern. Die hessische Linke sprach von einem „schwarzen Tag für die Region.“ Update: Kritik kam am Freitag dann auch aus Mainz: Der neue „Fastfood-Schalter der Fliegerei“ werde ab 2021 für „noch mehr Luft- und Lärmemissionen, noch enger getaktete Flugpläne und noch weniger Nachtruhe“ sorgen, kritisierte die Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner (Grüne).
Seit die Fraport 2017 ihre Geschäftsstrategie änderte und den Frankfurter Flughafen für Billigairlines öffnete, boomt das Geschäft mit den Billigflügen auch am größten deutschen Airport. Ryanair, Easyjet und Co melden seither enorme Zuwächse, die Zahl der in Frankfurt stationierten Maschinen und angebotenen Strecken stieg explosionsartig. Gleichzeitig stieg aber auch ein anderer Wert: Mit den Billigfliegern stieg zeitgleich auch die Anzahl der Maschinen stark an, die das Nachtflugverbot nach 23.00 Uhr verletzen. Kritiker wie die Vorsitzende der Linksfraktion im hessischen Landtag, Janine Wissler, werfen vor allem der irischen Linie Ryanair deshalb vor, sich nicht um Spielregeln und Anwohner zu scheren und gesetzliche Spielräume „gnadenlos auszunutzen.“ Noch im Januar 2018 forderte Wissler, die Stadt Frankfurt müsse diese Praxiserfahrungen in das laufende Baugenehmigungsverfahren für den neuen Billigfliegerflugsteig G am Terminal 3 in Frankfurt einfließen lassen und das Verfahren gegebenenfalls stoppen. „Noch kann das ganz große Geschäft mit Billigfliegern verhindert werden“, sagte Wissler.
Doch die Stadt Frankfurt genehmigte den umstrittenen Flugsteig nun: „Wir freuen uns über die Baugenehmigung für Flugsteig G“, sagte ein Fraport-Sprecher, man reagiere mit dem Bau des eigenen Abfertigungssteigs auf das Passagierwachstum in diesem Bereich. Man wolle möglichst bald zusätzliche moderne Abfertigungskapazitäten anbieten können, um die Terminals 1 und 2 zu entlasten. Die lange Genehmigungsdauer durch die Stadt Frankfurt führe jetzt allerdings zu Verzögerungen, bedauerte die Fraport – ursprünglich wollte der Flughafenbetreiber noch in diesem Jahr mit dem Bau beginnen. Nun sei geplant, den Bauauftrag bis Anfang 2019 an einen Generalunternehmer zu vergeben, sagte der Sprecher weiter. Flugsteig G könne dann voraussichtlich zum Sommerflugplan 2021 in Betrieb gehen, zunächst mit einer Kapazität von vier bis fünf Millionen Passagieren.
Der neue Flugsteig ist Teil des neuen Terminals 3 am Frankfurter Flughafen, sein Bau wird allerdings vorgezogen, um den Billigfliegern möglichst bald eine Heimat bieten zu können. Der neue Flugsteig soll eine Größe von 59.000 Quadratmetern haben und wird ein vollwertiges Abfertigungsgebäude sein, das speziell auf die Bedürfnisse der Billigflieger ausgerichtet wird. So wird der Flugsteig G keine Lounges haben und möglichst direkte Wege bieten. 9 Gebäudepositionen 13 Gates, 11 Check-in-Schalter und drei Gepäckbänder sind zunächst geplant, in der ersten Ausbaustufe sollen vier bis fünf Millionen Passagiere abgefertigt werden können. Doch das ist nicht alles: In der erweiterten Ausbaustufe sind 14 Gebäudepositionen für Flugzeuge plus zwei in der Nähe, 24 Gates, 19 Check-in-Schalter und 5 Gepäckbänder vorgesehen – dann könnte der Flugsteig G sogar sechs bis sieben Millionen Passagiere abfertigen.
Der rund 200 Millionen Euro teure Flugsteig G wäre damit der erste Bauanschnitt des neuen Terminals 3, der fertig würde. Bis 2022 wollte die Fraport im Süden des Flughafen-Geländes das dritte Terminal ursprünglich fertigstellen, Spatenstich für das drei Milliarden Euro-Projekt war im Oktober 2015. Mit der Öffnung für die Billigflieger 2017 beschloss die Fraport, das Terminal um den Flugsteig G zu erweitern, der „perspektivisch in das neue Premium-Produkt Terminal 3 integriert werden soll“, heißt es von der Fraport.
Kritiker, darunter auch die Stadt Mainz, hielten den neuen Flugsteig aber genau wegen seiner nachträglich hinzugefügten Planung nicht für genehmigungsfähig – die Änderung verstoße gegen den Planfeststellungsbeschluss, wetterten sie 2017. Das hessische Wirtschaftsministerium sah das anders, der Flugsteig G sei Teil der bereits genehmigten Baumaßnahmen, hieß es. Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) betonte damals jedoch ausdrücklich, die Stadt Frankfurt könne „zu einer gegenläufigen Einschätzung kommen.“
Am Donnerstag sprach die Linke deshalb von einem „schwarzen Tag für die Region“: „Mit der Genehmigung des Billig-Flugsteigs wird der Frankfurter Flughafen zu einem Job-Motor der ungewollten Art werden“, kritisierte Wissler. Die Billigflieger förderten schlechtere Arbeitsbedingungen, reguläre Arbeitsplätze würden „zunehmend in schlecht bezahlte und unsichere Jobs umgewandelt.“ Wirtschaftsminister Al-Wazir habe „dieser fatalen Entwicklung mit der Genehmigung der Fraport-Rabatte für Billigairlines den Weg bereitet“, schimpfte Wissler. Nun mache „auch die Stadt Frankfurt mit, wie die Genehmigung des Billig-Flugsteigs ‚G‘ traurigerweise belegt.“ In Hessen sind am 28. Oktober Landtagswahlen.
Am Freitag kritisierte die Mainzer Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner (Grüne) die Genehmigung: Der Flugsteig für die Billig-Airlines sei „quasi ein Fastfood-Schalter der Fliegerei“ und werde ab 2021 für „noch mehr Luft- und Lärmemissionen, noch enger getaktete Flugpläne und noch weniger Nachtruhe“, sorgen, kritisierte Rößner: „Dabei hat all das schon jetzt ein unerträgliches und unzumutbares Ausmaß angenommen.“ Die Versprechen aus der Vergangenheit, es werde keinen weiteren Ausbau geben, „verhöhnen aus heutiger Sicht die Menschen einer ganzen Region“, betonte die Mainzerin.
Anstatt dass die Fraport, „den Deckel drauf“ mache, freue man sich beim Flughafen-Betreiber, „eine Nachfrage decken zu können, die man mit dem Ausbau selbst erst schafft und weiter befeuert“, sagte Rößner weiter. Nun sei auch klar, warum Fraport-Chef Stefan Schulte kürzlich mehr Luftstraßen gefordert habe: „mit einem zusätzlichen Passagieraufkommen von fünf Millionen und damit einem massiven Anstieg der Starts und Landungen kann das Nachtflugverbot nicht mehr eingehalten werden“, prophezeite die Politikerin. Schon jetzt klappe das „immer weniger, aber man will sie unbedingt, Ryanair und Co“, kritisierte sie. Das Nachtflugverbot und die vom Fluglärm betroffenen Menschen spielten in diesen wirtschaftlichen Überlegungen keine Rolle – genauso wenig wie der fortschreitende Klimawandel, der durch den klimaschädlichen Flugverkehr noch weiter angeheizt werde.
Info& auf Mainz&: Reaktionen von Fluglärm-Initiativen haben wir leider noch keine. Auch die Stadt Frankfurt haben wir für eine Reaktion angefragt – wir liefern das natürlich nach, sobald es kommt. Mehr zu dem Streit um die Genehmigung des Billigflieger-Flugsteigs G am Terminal 3 lest Ihr hier bei Mainz&.