Morgen früh ist es soweit: Wenn Ihr aus Richtung Hessen über die Autobahn 60 in Richtung Hechtsheim fahrt, erwartet Euch vor dem Hechtsheimer Tunnel die neue Blitzanlage der rheinland-pfälzischen Polizei. Wobei „vor dem Tunnel“ relativ ist: Das Gerät steht gut 500 Meter von der Tunneleinfahrt entfernt auf der rechten Seite – und zwar zwischen der Auffahrt Weisenau und der Ausfahrt Hechtsheim-Ost. Das Gerät soll dabei helfen, hier die Geschwindigkeit bei 80 kmh zu halten und gilt nur für die Fahrtrichtung von Rüdesheim nach Bingen. Auf der anderen Seite ist kein Blitzer vorgesehen, das sei keine Gefahrenstelle, heißt es. Und das Problem sei auch gar nicht der Tunnel, sondern Raser, die quer über mehrere Spuren donnerten.

Da wird er gerade installiert, der neue Blitzer vor dem Hechtsheimer Tunnel auf der A60: Unmittelbar vor der Ausfahrt Hechtsheim-Ost an der Fahrtrichtung Bingen. – Foto: gik

„Es ist eine Unfallhäufungsstelle“, betonte am Montag der Verantwortliche für das Projekt, Thomas Brühl. Das Problem seien die zwei unmittelbar aufeinander folgenden Auf- und Abfahrten: Die Auffahrt Mainz-Weisenau geht hier beinahe direkt über in die Abfahrt Hechtsheim-Ost, das führe zu häufigen Spurwechseln auch gleich über mehrere Spuren – und damit zu einer echten Gefahrenstelle. „Oft haben die Fahrer dann noch das Handy am Ohr, um Bescheid zu sagen, dass sie in fünf Minuten zuhause sind“, kritisierte Brühl. Dazu gehe es noch leicht bergab – die Stelle sei wirklich sehr gefährlich.

234 Unfälle zählte die Polizei denn auch 2016 zwischen der Landesgrenze auf der Weisenauer Brücke und dem Autobahnkreuz Mainz-Süd. 85 davon wurden von zu hoher Geschwindigkeit oder zu geringem Abstand verursacht, 34 Verletzte gab es. 2015 wurden hier noch 261 Unfälle gezählt, allerdings waren es 2014 nur 168 – eine deutliche Steigerung, der wohl die neue Messanlage zu verdanken ist. Der Blitzer wurde denn auch genau zwischen die beiden Ausfahrt-Spuren gesetzt, also etwa auf Höhe des Weisenauer Baumarktes. Allerdings kommen Schild und Blitzer hier nun in sehr enger Abfolge: Direkt hinter der Auffahrt Weisenau steht das Tempo 80-Schild – und nur gut 70 Meter dahinter das Radargerät.

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„Wenn man vorher das vorgeschriebene Tempo 100 einhält, sind die 80 nicht überraschend“, verteidigte Brühl den geringen Abstand zwischen Verkehrsschild und Blitzanlage. Überhaupt hielten sich 98 Prozent der Autofahrer in diesem Bereich ohnehin an die Geschwindigkeit, nur zwei Prozent seien deutlich zu schnell. „Bei 40.000 Fahrzeugen am Tag sind das aber immer noch 800“, rechnete Brühl vor. Woraufhin wir fragten, ob der Blitzer denn dann überhaupt noch nötig sei? „Wir machen das für einige wenige“, räumte Brühl ein, „wir wollen aber die Spitzen kappen.“ Und die sind zum Teil ordentlich: Vor wenigen Tagen erwischte die Autobahnpolizei im Hechtsheimer Tunnel nachts zwei Raser, von denen der eine mit 134 kmh unterwegs war und der andere sogar mit satten 153 kmh – in einer Tempo 80-Zone wohlgemerkt.

So könnt Ihr Euch orientieren: Am Ende des Baumarktes von Weisenau, nach der Auffahrt Weisenau kommt an der Schilderbrücke das Tempo 80-Schild – und direkt dahinter der Blitzer auf der rechten Seite. – Foto: gik

Der neue Blitzer ist denn auch Teil einer Gesamtoffensive der rheinland-pfälzischen Polizei zur Reduzierung von Geschwindigkeit an Gefahrenpunkten. Insgesamt sollen dabei fünf stationäre und zehn mobile Messanlagen angeschafft werden. Die erste stationäre Radaranlage wurde Anfang Februar auf der Autobahn 65 am Wörther Kreuz installiert, die zweite ist nun die am Hechtsheimer Tunnel. In den kommenden Wochen soll eine dritte auf der Autobahn 3 Nähe der Wiedbachtalbrücke folgen.

Dazu kommen insgesamt zehn semimobile Geschwindigkeitsmessanlagen, von denen die Mainzer Polizei am Montag die erste in Betrieb nahm. Die neuen Anlagen sind in einem PKW-Anhänger montiert und können bis zu eine Woche lang ohne Personal autonom arbeiten. Die nächsten vier Anlagen sollen im April in Betrieb kommen, bis Jahresende jedes Präsidium mit zwei Anlagen ausgestattet sein. Das Land lässt sich das Projekt rund 2,25 Millionen Euro kosten, damit entfallen auf jede Anlage im Schnitt Anschaffungskosten von 150.000 Euro. Die Personalmehrkosten für das zusätzliche Personal bei der zentralen Bußgeldstelle liegen nach Angaben des Verkehrsministeriums pro Jahr bei rund 8,6 Mio. Euro.

Es ist dennoch ein gutes Geschäft für das Land: 2016 nahm das Land durch Bußgelder insgesamt rund 37,4 Millionen Euro ein. Durch die 15 neuen Anlagen rechne man mit Mehreinnahmen von rund 18,6 Millionen Euro in 2017 und von 34 Millionen Euro in 2018. Der Blitzer am Hechtsheimer Tunnel ist nun der erste auf dem Mainzer Autobahnring, weitere sollen aber erst einmal nicht folgen. Auf unsere Frage, ob es denn nicht im Bereich von Finthen deutlich mehr Unfälle gebe als am Hechtsheimer Tunnel, verriet uns die Polizei noch: Dort werde man in der Tat mit den mobilen Einheiten arbeiten. Das aber sei vor dem Hechtsheimer Tunnel nicht möglich – deshalb habe man sich hier für die stationäre Anlage entschieden. Also, Leute: Augen auf und Fuß vom Gas – ab 11 kmh zu schnell kostet es 20,- bis 30,- Euro, seid Ihr mehr als 21 kmh zu schnell, müsst Ihr nicht nur 70,- Euro zahlen, sondern kassiert auch noch einen Punkt in Flensburg. Muss ja nicht sein 😉

Info& auf Mainz&: Zu dem neuen Blitzer vor dem Tunnel Hechtsheim hat sich auch unsere Karikaturistin so ihre Gedanken gemacht – den wunderbaren „Biancas Blick auf Mainz“ findet Ihr hier.

 

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