Am kommenden Samstag wird eine halbe Stunde lang die Mainzer Innenstadt voller Glockenläuten sein: Zum dritten Mal findet dann von 16.30 Uhr bis 17.00 Uhr ein ökumenisches Innenstadtgeläut statt. 50 Glocken von 13 Kirchtürmen werden dann gemeinsam ertönen, für das Geläut wurde eigens ein differenzierter Läutplan ausgearbeitet. Das Geläut soll die 800-jährige Glockengeschichte von Mainz hörbar machen, es erklingen eigens zu besonderen Zeitpunkten historische Glocken etwa von St. Ignaz und von St. Stephan. Zu dem Geläut gibt es außerdem zwei Glockenspaziergänge, mit denen man das Ereignis besonders gut erleben kann.

Die Glocken der Christuskirche in Mainz. - Foto: gik
Die Glocken der Christuskirche in Mainz kann man bei einer Turmbesteigung aus der Nähe sehen. – Foto: gik

Vorbild für das große Innenstadtgeläut sind nach Angaben des Bistums Mainz die Stadtgeläute von Frankfurt am Main und Speyer. 13 Kirchen und Klöster in der Mainzer Innenstadt nehmen am kommenden Samstag Teil: die Kirchen St. Peter, St. Quintin, St. Antonius, St. Stephan, St. Ignaz und St. Bonifaz, natürlich der Mainzer Dom, aber auch die Karmeliterkirche, die Augustinerkirche und die Dreikönigs-Kapelle der Maria Ward-Schule. Auch die evangelische Altmünsterkirche und Christuskirche sind mit dabei, aber auch die St. Klara-Kapelle des Klosters der Ewigen Anbetung. Die Glocken der evangelischen Johanniskirche sind hingegen wegen der anhaltenden Bauarbeiten weiter stillgelegt, ebenso die Glocke der Kirchenruine St. Christoph und die Glocke im ehemaligen Rochusstift.

Mainz war immer schon eine Stadt, die von Kirchtürmen geprägt war. Um das Jahr 1700 läuteten in der Stadt rund 150 Glocken von Kirchen, Klöstern und Kapellen, weiß man im Bistum Mainz. Die Zahl reduzierte sich in den Jahrhunderten danach allerdings deutlich, in vielen Kriegen wurden Glocken zu Kanonen geschmolzen, vor allem aber der Zweite Weltkrieg dezimierte die Zahl der Glocken stark. Von den heute insgesamt 60 Glocken der Mainzer Innenstadt sind deshalb nur noch 20 historische Glocken erhalten.

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Kirchtürme von Mainz, Blick von der Christuskirche aus. - Foto: gik
Die Kirchtürme von Mainz, von der Christuskirche aus gesehen. – Foto: gik

Die älteste Mainzer Glocke ist das „Lumpenglöckchen“ in St. Quintin, das um Jahr 1250 gegossen wurde, teilte das Bistum weiter mit. Die größte und tontiefste Glocke in Mainz hängt nicht etwa im Mainzer Dom, sondern in St. Peter: die so genannte „Heilands-Glocke“ aus dem Jahr 1757. Die große Martinusglocke des Doms St. Martin war den Mainzern so richtig noch einmal vor gut einem Jahr bewusst geworden, als die tiefe Domglocke als einzige während des Trauerzuges für den verstorbenen Kardinal Karl Lehmann durch die Mainzer Innenstadt läutete. „Jubelt Menschen oder zittert, wenn mein Zuruf euch erschüttert: Nur das Erste, das Erhabene künd ich euch, Siegesbotschaft, Friedenskunde, Großer Männer Todesstunde“, heißt es in der Inschrift der Glocke, die 1809 gegossen wurde.

Mainzer Dom mit seinen vier Türmen. - Foto: gik
Auch der Mainzer Dom wird mit seinem großen Geläut beim Innenstadtgeläut dabei sein. – Foto: gik

Überhaupt hat Glockengeläut für viele Menschen eine besondere Wirkung. Vor der Verbreitung der Uhren schlugen sie die Stunde, bis heute rufen sie zu Gottesdienst und Andacht – sie verkünden aber auch Gefahr, Krieg und Tod. Am kommenden Samstag müsst Ihr solcherlei nicht fürchten: Das Innenstadtgeläut ist dem friedlichen Miteinander und der Glockenkunst gewidmet.

Los geht es um 16.30 Uhr mit einem Vorläuten der größten Glocken von St. Peter, Christuskirche und St. Bonifaz sowie der historischen Glocken in St. Ignaz und St. Stephan. Um 16.35 Uhr läuten dann aller weitere Glocken dieser Kirchen an, dazu dann noch die Glocken der Karmeliterkirche, von St. Antonius, St. Quintin, Altmünsterkirche, Augustinerkirche, Dreikönigskapelle und St. Klara-Kapelle. Das Geläute des Mainzer Domes erklingt als so genanntes Kluniazenserläuten, teilte das Bistum weiter mit: Dabei beginnt das Geläut mit den Einzelglocken von klein nach groß, dann gibt es ein „historisches Plenum und Vollgeläute.“ Um 16.55 Uhr heißt es dann Ausläuten aller Glocken außer dem Dom, St. Stephan und St. Quintin. Um Punkt 17.00 Uhr sollen dann auch diese Glocken final ausläuten.

Die Kirche St. Stephan in Mainz. - Foto: gik
St. Stephan, die Kirche mit den Chagallfenstern, bekam erst vor zehn Jahren neue Glocken, die alten waren im zweiten Weltkrieg zerstört worden. – Foto: gik

Das Stadtgeläute wird allerdings nicht von einem Standort aus ganz erfassbar sein, für das besondere Klangerlebnis gibt es deshalb während des Innenstadtgeläutes zwei von Fachleuten begleitete Glockenspaziergänge durch die Mainzer Altstadt. Treffpunkt ist jeweils um 16.20 Uhr am Ernst Ludwigs-Platz am Victor-Bogen sowie vor der St. Ignazkirche in der Kapuzinerstraße. Beide Glockenspaziergänge enden am Mainzer Dom.

Nach dem Stadtgeläute lädt die Pfarrei St. Stephan um 17.15 Uhr zu einer musikalischen Andacht ein – Anlass ist das Erstgeläut der neuen Glocken vor zehn Jahren. Die neuen Glocken der Chagallkirche waren erstmals am 27. Februar 2009 im Rahmen der Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Zerstörung der Stadt Mainz erklungen. Die drei neuen Glocken wurden im Mai 2008 in der Glockengießerei Bachert in Karlsruhe gegossen und sind nach den drei Patronen von St. Stephan benannt: heilige Maria Magdalena, heiliger Stephanus und heiliger Willigis. Die musikalische Andacht wird vom Ensemble ENONA und Thomas Drescher an der Orgel gestaltet, dazu gibt es einen Vortrag über das Glockenprojekt von Günter Schneider.

Info& auf Mainz&: 3. großen ökumenisches Innenstadtgeläut in Mainz am Samstag, den 8. Juni 2019 von 16.30 Uhr bis 17.00 Uhr. Mehr zu den Glocken des Mainzer Doms zum Beispiel könnt Ihr hier bei Wikipedia nachlesen. Die Christuskirche besitzt ein ganz besonderes Glockenspiel, das sogar richtige Lieder spielt, Informationen dazu findet Ihr hier.

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