Seit Monaten warnen die Behörden bereits vor der Afrikanischen Schweinepest, jetzt wurde ein mit der Tierseuche infiziertes Wildschwein im Kreis Groß-Gerau gefunden. Das hat massive Konsequenzen auch für Mainz: In Mainz-Kastel, Mainz-Kostheim, Amöneburg und Biebrich sowie in ganz Mainz gelten ein Jagdverbot sowie eine Leinenpflicht für Hunde, Landwirte können rechts des Rheins nur mit Genehmigung ihre Ernte einholen. Das Stadtgebiet Mainz wird derzeit auf Wildschweine abgesucht, die aus Hessen herüber gekommen sein könnten. Rund 600 bis 700 Hausschweine sind nun allein im Kreis Mainz-Bingen bedroht. Wichtig vor allem: Keine Speisereste wegwerfen!

Ein ausgewachsenes Wildschwein beim Suhlen. - Foto: Wikimedia 4028mdk09
Ein ausgewachsenes Wildschwein beim Suhlen. – Foto: Wikimedia 4028mdk09

Die Afrikanische Schweinepest ist eine für Haus- und Wildschweine hoch ansteckende und meist tödliche Tierseuche, für den Menschen ist sie indes ungefährlich. Allerdings spielt der Mensch eine entscheidende Rolle bei der Ausbreitung der Seuche: Ein wichtiger Übertragungsweg sind nämlich achtlos weggeworfene Speisereste. „Die verlustreiche und bekämpfungspflichtige Tierseuche kann durch infizierte Wurst- und Fleischreste, mitgebrachte Souvenirs oder Jagdtrophäen eingeschleppt werden“, informierte das Mainzer Umweltministerium bereits im Dezember 2023.

Zu dem Zeitpunkt grassierte die Afrikanische Schweinepest vor allem in Polen und Rumänien, sowie in Kroatien, Italien, Griechenland und Ungarn. Das Problem dabei: „Der Erreger der Afrikanischen Schweinepest ist extrem widerstandsfähig und sowohl in rohem Fleisch als auch in gepökelten oder geräucherten Fleischwaren, wie Schinken und Salami, über mehrere Wochen und Monate überlebensfähig“, so das Umweltministerium weiter. In tiefgefrorenem Fleisch könne der Erreger sogar jahrelang überleben. Menschen können die Produkte übrigens bedenkenlos verzehren, auch für andere Haustiere ist das Virus ungefährlich.

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Keine Speisereste an Straßen oder Wanderwegen entsorgen!

Damit bergen auch Salami, Schinken oder ähnliche aus Schweinefleisch hergestellte Produkte ein hohes Risiko, die Seuche einzuschleppen – gerade wenn etwa Speisereste an Autobahnen, Landstraßen oder Wanderwegen entsorgt werden. Diese können dann nämlich von Wildschweine gefressen werden, diese sich infizieren und die Tierseuche so verbreiten. Gegen das Virus existieren keine Impfstoffe, infizierte Tiere müssen deshalb getötet und unschädlich beseitigt werden – ein enormer Verlust für die Landwirtschaft. „Hat diese Tierseuche eine Wildschweinpopulation erreicht, ist es schwierig bis unmöglich und extrem kostenintensiv das Virus wieder zu eliminieren“, warnte das Ministerium.

Italienische Salami: Auch damit kann die Afrikansiche Schweinegrippe eingeschleppt werden. - Foto via Wikipedia: by Zacharie Grossen
Italienische Salami: Auch damit kann die Afrikansiche Schweinegrippe eingeschleppt werden. – Foto via Wikipedia: by Zacharie Grossen

Die Afrikanische Tierseuche breitet sich seit 2007 von Afrika über Georgien nach Russland, und seit 2014 in der Europäischen Union aus. Im September 2020 erreichte die Tierseuche mit Brandenburg und Sachsen auch Deutschland. Jetzt wurde erstmals auch ein infiziertes Wildschwein in Hessen gefunden – und zwar im Landkreis Groß-Gerau. Ein südlich von Rüsselsheim an einer Landstraße gefundenes Wildschwein sei positiv auf die Afrikanische Schweinepest getestet worden, teilte das Hessische Umweltministerium in Wiesbaden am Samstag mit.

Die Konsequenzen sind gravierend: Um den Fundort herum wurde in einem Radius von rund 15 Kilometern eine Sperrzone eingerichtet, in die auch fast ganz Wiesbaden fällt, darunter auch die Stadtteile Biebrich, Amöneburg, Kastel und Kostheim. Der genaue Verlauf der Zone kann auf der Homepage der Stadt Wiesbaden – Suchwort: Afrikanische Schweinepest – abgerufen werden. Das hessische Landwirtschaftsministerium richtete umgehend eine ASP-Koordinationsgruppe sowie einen Tierseuchenstab ein. Oberstes Ziel sei es, „die Tierseuche auf ein möglichst kleines Gebiet einzudämmen und zu verhindern, dass diese sich ausbreiten kann oder auf Hausschweinbestände übertritt.“

Jagdverbot, Leinenpflicht für Hunde, Ernte nur nach Genehmigung

Innerhalb der rechtsrheinischen Sperrzone gilt deshalb jetzt ein Jagdverbot sowie eine Leinenpflicht für Hunde. Mit Ausnahme des Weinbaus dürfen Landwirte nur mit Genehmigung des Veterinäramtes ihre Ernte maschinell einfahren, auch für das Ausbringen von Gülle gelten strenge Regeln. Schweine haltende Betriebe in der Infizierten Zone müssen nun strenge Sicherheitsmaßnahmen einhalten: Sie dürfen zum Beispiel Gras, Heu und Stroh, das in dieser geerntet wurde, nur unter bestimmten Bedingungen verwenden.

Für Hunde gilt in ganz Mainz und auch rechts des Rheins ein Leinenzwang. - Foto: Hundetraum
Für Hunde gilt in ganz Mainz und auch rechts des Rheins ein Leinenzwang. – Foto: Hundetraum

Die Veterinäramt der Stadt Wiesbaden organisiere aktuell die Suche, Beprobung, Bergung und Entsorgung von Fallwild und die Einrichtung von Kadaversammelplätzen, teilte die Stadt Wiesbaden am Montag mit. Die Sammelplätze für tote Wildschweine wurden am Nachmittag auf den Wertstoffhöfen in Nordenstadt und Dotzheim eingerichtet, diese sind deshalb ab sofort für die Öffentlichkeit geschlossen.

Wiesbaden will zudem in Kürze ein Infotelefon einrichten, bei dem Fragen zur Afrikanischen Schweinepest beantwortet werden und Wildschweinfunde in und rund um Wiesbaden gemeldet werden können – und bitte dafür nicht die Notrufnummern 110 oder 112 anrufen! Tote Wildschweine müssen unbedingt der für den Fundort zuständigen Veterinärbehörde gemeldet werden, mit Angabe des genauen Fundortes, wenn möglich mit GPS-Daten. Kadaver von Wildschweinen aber bloß nicht anfassen – so könnt Ihr das Virus übertragen.

Schutzzone umfasst auch Stadtgebiet von Mainz

Alarm herrscht aber auch in der Stadt Mainz und im Kreis Mainz-Bingen: Der Schutzradius reicht nämlich auch auf Mainzer Stadtgebiet und betrifft zudem die Verbandsgemeinde Bodenheim, die Städte Oppenheim und Nierstein sowie die Gemeinden Mommenheim und Klein-Winternheim. Dieses Gebiet werde nun „intensiv abgesucht, unter anderem mit Drohnen und Wärmebildkameras, um herauszufinden, ob es infizierte Wildschweine trotz des seit Wochen andauernden Hochwassers auf diese Rheinseite geschafft haben“, teilte die Kreisverwaltung Mainz-Bingen am Montag mit.

600 bis 700 Hausschweine sind nun allein im Kreis Mainz-Bingen von der Afrikanischen Schweinepest bedroht. - Foto: gik
600 bis 700 Hausschweine sind nun allein im Kreis Mainz-Bingen von der Afrikanischen Schweinepest bedroht. – Foto: gik

Auch auf der linken Rheinseite gilt deshalb nun ebenfalls ein Jagdverbot, auch hier müssen Hunde angeleint werden. Zudem dürfen in das Schutzgebiet keine Schweine hinein oder herausgebracht werden. Im Landkreis und in Mainz gebe es etwa 600 bis 700 Hausschweine, heißt es beim Kreis. Die Amtstierärzte des Veterinäramtes würden diese Bestände in den nächsten Tagen besuchen und testen.

Aktuell sei im Kreis Mainz-Bingen und in Mainz noch kein infiziertes Schwein gefunden worden, deshalb dürften Landwirte bislang ihre Felder auch innerhalb des 15-Kilomter-Radius normal weiterführen. „Die kurz vor ihrem Start stehende Getreideernte ist nach derzeitigem Stand möglich“, teilte der Kreis weiter mit. Sollte ein infiziertes Tier gefunden werden, würden die Vorschriften angepasst.

Info& auf Mainz&: Ausführliche Informationen zur Afrikanischen Schweinpest sowie zum aktuellen Fund in Hessen findet Ihr hier beim Hessischen Landwirtschaftsministerium.