Zwei Tage vor der Bundestagswahl will die Klimabewegung „Fridays for Future“ noch einmal für mehr Klimaschutz trommeln: Am 24. September werde man in Mainz unter dem Motto „Alle fürs Klima“ für konsequenten und sozial gerechten Klimapolitik demonstrieren, kündigte die Bewegung an. Die Demonstration ist Teil des internationalen Klimastreiks und beginnt um 14.00 Uhr am Rheinufer bei der Theodor-Heuss-Brücke. Parallel soll allein in Deutschland an über 400 Orten für das Klima gestreikt werden, zu der Kundgebung ruft ein breites gesellschaftliches Bündnis auf. Die Klimaaktivisten üben derweil scharfe Kritik an der Untätigkeit der Parteien beim Umsteuern gegen den Klimawandel – auch an den Grünen.
Die Bundestagswahl findet nur neun Jahre vor dem Zeitpunkt statt, den Klimawissenschaftler als Kipppunkt für das Weltklima errechnet haben: Bis 2030 habe die Menschheit noch Zeit umzusteuern und eine erhebliche Anhebung der Erderwärmung zu verhindern. Schon jetzt liegt die Erwärmung des Erdklimas kurz vor der 1,5 Grad-Grenze, die als Schwelle hin zu erheblichen Veränderungen und Klimakatastrophen gilt. Trotzdem spielte die drohende Klimakatastrophe im Bundestagswahlkampf nur eine untergeordnete Rolle – trotz Flutkatastrophe an der Ahr, trotz Regenfluten und Hitzewellen.
„Mit unserem generationenübergreifenden Protest erteilen wir jeder neuen Regierung den gesellschaftlichen Auftrag: Geht die Klimakrise in dieser entscheidenden Legislaturperiode endlich konsequent an“, forderte Maurice Conrad, Organisator von „Fridays for Future“ in Mainz: „Wir sind das Sprachrohr junger Menschen, die mit dieser Krisenpolitik nicht einverstanden sind – und das heute mehr denn je.“ Aus Sicht der Klimabewegung reichen die Absichten und Programme der Parteien im Bundestag zur Bekämpfung des Klimawandels nicht aus – auch nicht das Programm der Grünen.
Am Montag hatten deshalb junge Klimaaktivisten die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock bei ihrem Besuch in Mainz genau damit konfrontiert: Während der gesamten rede Baerbocks wurden Schilder geschwenkt, auf denen etwa „Keine leeren versprechen“ gefordert wurde. „Ihr Wahlprogramm reicht nicht“, konfrontierte ein junger „Fridays for Future“-Aktivist Baerbock nach ihrer Rede am Publikumsmikrophon: Laut Weltklimarat IPPC „steuern wir total auf die Klimakrise zu“, betonte der junge Mann: „Die Politik redet nur, aber in der Realität passiert nix.“ Eine konkrete Antwort bekam er von der Kandidatin nicht.
„Wir zeigen am 24. September wieder, dass sich eine immer größer werdende Mehrheit für Klimagerechtigkeit einsetzt“, sagte Greta Waltenberg von „Fridays for Future“ Mainz. Mit dabei seien Unternehmer, Ärzte, Christen, Landwirte, Gewerkschafter, Eltern, Kinder, Großeltern und viele mehr. „Wir sind wirklich ‚alle fürs Klima‘, und das macht mich hoffnungsvoll”, sagte Waltenberg. Den Aufruf zur Demonstrationen haben mehr als 30 verschiedene gesellschaftliche Akteure unterzeichnet – darunter der Umweltbeirat des Bistums Mainz, der Stadtverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Stadtjugendring, das House of Engineers, das evangelische Dekanat, Klubs und Gastronome in Mainz, aber auch der Öko-Weinbauverband Ecovin.
„Wenn der nötige Klimaschutz gemeinsam gestaltet wird, profitieren wir alle davon“, heißt es in dem Aufruf unter anderem: „Klimaschutz ist in erster Linie Menschenschutz.“ Er ermögliche eine stabile Wirtschaft, langfristige Freiheit, Versorgungs- und Planungssicherheit, Gesundheit, Gerechtigkeit sowie ein gutes Leben für alle, erhalte die menschlichen Lebensgrundlagen und mache Deutschland zum Vorreiterland.
Die Bundestagswahl gelte als „Jahrhundertwahl“, weil diese Legislaturperiode darüber entscheide, ob Deutschland es schaffe, die notwendigen Maßnahmen zur Vermeidung der einer dramatischen Klimakrise in die Wege zu leiten. „Unabhängig vom Wahlergebnis liegt es in der Verantwortung und Pflicht jeder Regierung, dafür zu sorgen, dass Deutschland ein 1,5 Grad-konformes CO2-Budget einhält und so ein Eskalieren der Klimakrise verhindert“, heißt es in dem Demo-Aufruf. Erst im April hatten Forscher das Jahr 2020 als heißestes Jahr der Menschheitsgeschichte rekonstruiert – mehr dazu findet Ihr hier bei Mainz&.
Zuletzt hatte die „Fridays for Future“-Bewegung unter dem Motto #AllefürsKlima am 20. September 2019 zur Großdemo aufgerufen, rund 10.000 Menschen kamen damals nach Mainz, um ihrer Forderung nach mehr Klimaschutz zum Ausdruck zu bringen. Schon vor zwei Jahren hieß es dabei: „Wähler for Future suchen Politiker mit Mut“ – alles dazu könnt Ihr hier bei Mainz& noch einmal nachlesen.
Info& auf Mainz&: Infos zur Demo am 24.09.2021 ab 14.00 Uhr in Mainz findet ihr hier auf Facebook.