Es war die erste Ferienwoche, doch das störte die jungen Aktivisten nicht die Bohne: Weit über 500 Schüler kamen vergangenen Freitag zur „Fridays for Future“-Kundgebung in Mainz, trotz Hitze und schulfrei. Und sie machten unmissverständlich klar: Sie geben nicht auf. Und sie erwarten, dass wir alle unser Verhalten ändern und unsere Bequemlichkeit über Bord werfen: Verzicht auf Flugreisen, Verzicht auf aus Chile importierte Avocados, auf Plastik, auf klimaschädliches Verhalten. In Mainz, rügten die Demonstranten, gebe es immer noch keine anständigen Radwege, keinen anständigen Ausbau des ÖPNV, und auf eine grünere Stadt warte man auch immer noch. Ende August wird der Stadtrat zudem über die Ausrufung des Klimanotstandes reden – Fridays for Future will dann reden.

Die Bretzenheimer Klimakids bei Fridays for Future in Mainz im Juli 2019. - Foto: gik
Die Bretzenheimer Klimakinder: Käthe (Mitte) und ihre Freunde bei der großen Fridays for Future-Demonstration Anfang Juli. – Foto: gik

Die zehnjährige Käthe ist schon ein echter Demo-Profi: „Wir haben schon zwei Demos organisiert“, sagte die angehende Fünftklässlerin, und verschweigt bescheiden, dass das ihre Idee war. Käthe wohnt im Mainzer Vorort Bretzenheim, in ihrer Klasse der Heinrich-Mumbächer-Schule lasen sie im Unterricht Zeitung – und entdeckten dabei Berichte über die Fridays for Future-Proteste. „Da hab ich mir gedacht, ich frage mal meine Klassenkameraden“, erzählt Käthe, „wir wollen, dass unsere Zukunft gerettet wird.“

Jetzt steht Käthe zusammen mit einer Handvoll anderer Freunde in der Mittagshitze vor dem Mainzer Hauptbahnhof – und das trotz Sommerferien. „Die Klimakatastrophe macht keine Ferien, also machen wir auch keine“, sagt Maurice Conrad, einer der Organisatoren der Fridays for Future-Proteste in Mainz. „Wir wollen natürlich auch allen Kritikern zeigen, dass es uns nicht ums Schulschwänzen geht, und dass wir auch in den Ferien für unsere Ziele kämpfen“, unterstreicht Conrad.

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Und tatsächlich: Zur Demo an diesem Freitag sind mehrere Hundert Jugendliche gekommen, mehr noch als zuletzt im Mai. Gekommen ist auch Tabea Schmidt, die Studentin an der Uni Mainz hat ein Bild mit süßen Pinguinen mitgebracht. „Unser Klima hat sich nicht zum Guten verändert, darunter leiden viele Geschöpfe“, erklärt die 27-Jährige ihr Werk. Die Fridays for Future-Proteste ziehen immer weitere Kreise – und sie finden viel Unterstützung auch bei den „Erwachsenen“.

Studentin Tabea Schmidt und ihre Pinguine waren auch bei Fridays for Future dabei. - Foto: gik
Studentin Tabea Schmidt und ihre Pinguine waren auch bei Fridays for Future dabei. – Foto: gik

Am Rande der Demo steht Thomas Nolden, „Kein Planet B für meine Kinder“ steht auf seinem Schild. „Ich habe Urlaub und wollte endlich mal meine Unterstützung zeigen“, sagt der Elektroingenieur aus Mertloch bei Koblenz. Nolden arbeitet seit 15 Jahren im Bereich Photovoltaik, jetzt schöpft er Hoffnung, dass der Druck auf die Politik endlich richtig groß wird. „Man spürt einfach das Momentum, das durch die junge Generation freigesetzt wurde“, sagt Nolden, „das möchte ich unterstützen, gerade auch für meine Kinder.“ Also fordert er als „Parents for Future“ einen stärkeren Fokus auf die Umweltpolitik. „Es muss gehandelt werden“, betont er, „der Hebel für eine nachhaltige Zukunft muss jetzt endlich mal umgelegt werden.“

Das fordern auch die verschiedenen Redner der Organisationsgruppe. „Kämpft weiter für Eure Ideale und lasst Euch nicht kleinreden“, ruft ein Aktivist: „Danke, dass Ihr hier steht!“ Fridays for Future habe „das Thema Klimawandel zum Thema Nummer eins gemacht“, sagt Sorena Herrmann stolz, und betont: „Ferien sind kein Grund, nicht auf die Straße zu gehen.“ Noch immer habe sich trotz der hartnäckigen Proteste viel zu wenig getan, kritisieren die Demonstrierenden: Da werde Rindfleisch aus Südamerika importiert und Avocados aus Chile, zählt Herrmann auf: „Veränderung beginnt im Kleinen, verzichtet auf importierte Avocados und auf Plastik“, ruft sie.

Und auch in Mainz „warten w

Elektroingenieur Thomas Nolden ist ein "Parents for Future". - Foto: gik
Elektroingenieur Thomas Nolden ist ein „Parents for Future“. – Foto: gik

ir immer noch auf anständige Radwege, den Ausbau des ÖPNV und eine grünere Stadt“, kritisiert die 18-Jährige. Ende August will die junge Aktivistin im Mainzer Stadtrat sprechen. Piraten und die Partei Volt haben ein Rederecht für Fridays for Future beantragt, Mainz will dann über die Ausrufung des Klimanotstands beraten – die ÖDP hat einen entsprechenden Antrag gestellt, die Grünen folgten mit einem eigenen Antrag kurz darauf. Das Thema dürfte auf breite Unterstützung stoßen. Die Nachbarstadt Wiesbaden hatte Ende Juni den Klimanotstand ausgerufen.

Im Übrigen werde sich die Bewegung in Zukunft noch stärker mit anderen gesellschaftlichen Gruppen vernetzten, kündigte Conrad im Gespräch mit dieser Zeitung an: „Am 20.9. werden wir gemeinsam mit den Gewerkschaften zum Generalstreik aufrufen.“

Info& auf Mainz&: Mehr zu den Fridays for Future-Protesten lest Ihr hier bei Mainz&, alles rund um die Anträge im Stadtrat, den Klimanotstand auszurufen, was das ist und wozu es gut ist, lest Ihr hier bei Mainz&.

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