Er ist sicher der unbekannteste der fünf Direktkandidaten einer der Bundestagsparteien in Mainz: Martin Malcherek. Der 44 Jahre alte Rechtsanwalt aus der Mainzer Neustadt ist Direktkandidat der Linken im Wahlkreis Mainz. Malcherek wurde 1973 in München geboren und wuchs in den rechtsrheinischen Vororten von Mainz auf. Der überzeugte Waldorfschüler studierte erst Philosophie, Geschichte und Literatur in Frankfurt/Main, Berlin und Dornach in der Schwei, und dann Rechtswissenschaften in Mainz. Mainz sei „einer der attraktivsten Wahlkreise, die Deutschland zu bieten hat“, findet er – in seinem zweiten Leben ist Malcherek vor allem Rocker.

Wahlkampf mit Augenzwinkern und Mainzer Lokalkolorit: Martin Malcherek von der Linken. – Foto: Linke

„Ich war bereits in meiner Jugend politisch – allerdings zunächst nicht parteipolitisch – und im kulturellen Untergrund von Mainz aktiv“, schreibt Malcherek auf seiner Homepage. So war er in den späten 80er und frühen 90er Jahren Mitglied der Redaktion „Dichtung und Wahrheit“, einer linken Mainzer Stadtzeitung. Auch habe er versucht, mit dem „Forum der Unzufriedenen“ frischen Wind in die Mainzer Kultur- und Musikszene zu bringen, schreibt er weiter. Nach wie vor spiele er in Bands und dem Gitarrentrio „Los tres Malcherecos“, fotografieren lässt er sich gerne mit einem Buch in der Hand.

„Nirgendwo anders dürften die Voraussetzungen für eine zeitgemäße Form des Sozialismus besser sein, als zwischen Laubenheim und Bacharach, einem Landstrich, in dem die Römer bereits mit einem Buch in der Hand den Wein genossen haben, als jenseits des Limes noch Dunkeldeutschland herrschte“, findet der Mann, der unter anderem für eine solidarische Wirtschaft, das Ende der Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Medizin, ein bedingungsloses Grundeinkommen und die Wiedereinführung der Vermögenssteuer eintritt.

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Dass er in Mainz keine Chance hat, das Direktmandat zu erringen, weiß Malcherek: In der Stadt Mainz kam die Linke 2013 auf ganze 6 Prozent bei den Zweit- und auf 4,6 Prozent bei den Erststimmen. Bundesweit werden der Linken allerdings mehr als zehn Prozent zugetraut, in der vergangenen Legislaturperiode war sie die stärkste Oppositionspartei im Deutschen Bundestag. Malcherek selbst gibt auf seiner Homepage diese Zahlen an: „750 Euro Wahlkampfbudget – 256.317 potenzielle Wählerstimmen – 100& Motivation – 100% Rock’n Roll.“ Was er für Mainz erreichen will? Hier sind seine Antworten auf den Mainz&-Fragebogen mit den 15 Fragen:

Martin Malcherek, Direktkandidat der Linken im Wahlkreis Mainz. – Foto: Linke

Name: Martin Malcherek

Partei: Die Linke

Alter: 44

(Erlernter) Beruf: Rechtsanwalt

In welchem Mainzer Stadtteil wohnen Sie?  Neustadt

Wie lange sitzen Sie schon im Deutschen Bundestag? Und/oder: Was ist Ihre Vorerfahrung?

Ich war noch in keinem Parlament. Als Rechtsanwalt gehört es aber zu meinem Job, Positionen zu vertreten, auch wenn man dabei Gegenwind bekommt. Und davon gehe ich aus, wenn man vernünftige Positionen im Bundestag durchbekommen möchte…

Was haben Sie in den vergangenen Jahren im Deutschen Bundestag für Mainz erreicht? Oder: Was haben Sie in Ihrem bisherigen politischen Leben für Mainz erreicht?

Als Sitzungspräsident der RAF (Rote Armee Fastnacht) bin ich für die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der politisch-literarischen Fastnacht verantwortlich. Dieses Amt und die damit verbundene Verantwortung nehme ich mit dem gebührenden Ernst wahr.

Was ist Ihr Ziel für die kommenden vier Jahre? Was wollen Sie für Mainz in Berlin erreichen?

Dringendes Problem v.a. in Mainz: Hohe Mieten, Verdrängung wirtschaftlich schwächerer Haushalte aber auch von Unternehmen und KünstlerInnen aus der Stadt (Gentrifizierung). Mein Ansatz: Mietpreisbremse, die auch funktioniert, sozialer Wohnungsbau (der von geeigneter Stadtplanung begleitet sein muss, damit keine Ghettos geschaffen werden). Mitbeteiligung von MieterInnen an Wohnungsbaugesellschaften/-genossenschaften („Die Häuser denen, die drin wohnen“).

Aber auch: Mainz wurde im zweiten Weltkrieg dem Erdboden gleich gemacht. Wer keine persönliche Erinnerung an die Kriegs- und Nachkriegszeit hat, kann die ungeheure Zerstörung im Stadtbild nachvollziehen. Was damals mit Mainz und seinen Einwohnerinnen und Einwohnern passiert ist, passiert heute vielfach an anderen Orten. Deswegen können sich viele Mainzerinnen und Mainzer mit der Abrüstungs- und Friedenspolitik identifizieren, die ich vorantreiben werde.

Was sind die wichtigsten politischen Ziele, denen sich der Deutsche Bundestag in den kommenden vier Jahren widmen muss?

  1. Soziale Gerechtigkeit in Deutschland herstellen. Die Einkommens- und Vermögensschere gefährdet den inneren Zusammenhalt. Frauenrechte durchsetzen.
  2. Soziale Gerechtigkeit weltweit vorantreiben. Armutsgefälle abbauen, Entwicklungszusammenarbeit ausbauen, Solidarität aufbauen. Natürlich auch innerhalb der EU. Handelsbeziehungen fair gestalten.
  3. Aktive Friedenspolitik: Abrüstung, Stopp von Rüstungsexporten, friedliche Konfliktlösungsansätze stärken.
  4. Soziale Teilhabe sichern: Mehr Geld für Bildung – soziale Sonderung durch Bildung stoppen. Solidarische Kranken- und Rentenversicherung (alle zahlen in eine Kasse). Löhne hoch, insbesondere für Pflege und Erziehung.
  5. Ökologischen Umbau der Gesellschaft vorantreiben: Öffentlichen Personenverkehr stärken, Schiene stärken. Privatisierung der Bahn stoppen. Automobilwirtschaft umbauen. Ökolandbau fördern, Massentierhaltung abschaffen.
  6. Rechtsruck bekämpfen.

Was darf der Deutsche Bundestag in den kommenden vier Jahren auf gar keinen Fall versäumen zu tun?

Hat gerne ein Buch in der Hand: Martin Malcherek, studierter Philosoph und Jurist. – Foto: Linke

Neoliberalismus stoppen.

In welchem Fall würden Sie vom Amt zurücktreten?

Wenn mein Amt mich tritt, würde ich es zurücktreten.

Mainz und Berlin sind rund 570 Kilometer voneinander entfernt – wie reisen Sie in die Hauptstadt und warum auf diese Art?

Wie? Mit dem Zug. Warum? Weil die U-Bahn erst gebaut werden muss.

Wie wollen Sie in Berlin eine tatsächlich spürbare Entlastung der Menschen in Mainz von Fluglärm erreichen?

Nachtflugverbot 22.00h – 8.00h. Verbot von Inlandsflügen. Ausbau der Bahn im Gemeinwohlinteresse (schnelle, preisgünstige, sichere Verbindungen).

Was tun Sie für das Gutenberg-Museum in Berlin?

Die Errungenschaft der Druckkunst kann in ihrer Bedeutung für Deutschland und Europa nicht hoch genug eingeschätzt werden. Das Gutenbergmuseum muss Verfassungsrang bekommen. In das Grundgesetz ist Artikel 22a einzufügen: „(1) Die angemessene Würdigung des Werkes Johannes Gutenbergs ist Aufgabe des Bundes. Dazu gehört die angemessene finanzielle Ausstattung des Gutenbergmuseums in Mainz. Für die Besucherinnen und Besucher ist Weck, Woscht und Woi unbegrenzt kostenfrei bereitzustellen. (2) Die Stadt Mainz ist und bleibt besondere Botschafterin der Bundesrepublik in allen kulturellen Angelegenheiten (Drucken, Weck, Woscht, Woi). (3) AKK kommt zurück nach Mainz.“

Rechtsanwalt, Sozialist, Weltverbesserer: Martin Malcherek, Linke – Foto: Linke

Wie verhelfen Sie Dieselauto-Besitzern in Berlin zur überfälligen Entschädigung und/oder Nachrüstung – und wie vermeiden Sie Fahrverbote (Sie können das, ganz bestimmt ;-))?

Strafrechtliche Konsequenzen gegen die Automobilhersteller prüfen. Verhängung satter Geldstrafen, die für den Ausbau des ÖPNV genutzt werden. Unterstützung der Dieselauto-Kunden bei der Durchsetzung zivilrechtlicher Forderungen (das kann ich, ganz bestimmt, ich bin Rechtsanwalt… ;-)).

Wenn die AfD am 24.9. in den Deutschen Bundestag einzieht, dann sind Sie….?

…nach wie vor alarmiert.

Wie bringen Sie den Berlinern bei, dass Mainz die schönste Stadt Deutschlands mit der größten Lebensqualität ist?

…pssst, nicht weitersagen… sonst kommen die Berliner alle her…

Wo liegt Ihre Partei am Abend des 24.9. in Prozentzahlen – und wie traurig sind Sie, wenn es nicht zu Ihrem persönlichen Einzug in den Deutschen Bundestag reicht? Was ist das Tolle daran, im Deutschen Bundestag zu arbeiten?/ Warum kandidieren Sie für eine kleine Partei?

  1. a) Wenn´s nach der Relevanz der Inhalte ginge, läge die Linke bei 70 bis 80%.
  2. b) Wenn die Wählerinnen und Wähler der historischen Dimension, mich in den Bundestag wählen zu können, bewusst sind, gibt es am Sonntagabend keinen Grund zur Traurigkeit, sondern einen Grund zum Fahrkartenschalter zu gehen, um das Berlinticket zu kaufen.
  3. c) Das Tolle an der Arbeit im Bundestag ist, dass ich dann den nächsten Wahlkampf während meiner Arbeitszeit führen kann. Wie die MitbewerberInnen von CDU, Grünen und AfD. Dann geht’s mal so richtig los…!
  4. d) Ich kandidiere nicht für eine kleine Partei, sondern für Die Linke. Meine Partei liegt weniger Prozentpunkte hinter der SPD als diese hinter der CDU. Ich kandidiere für die Linke, weil sie die Punkte benennt, die für alle Menschen in Deutschland wichtig sind.

Warum sollten die Mainzer ausgerechnet Sie wählen?

Weil die Direktkandidatinnen und -kandidaten der großen Parteien sowieso in den Bundestag kommen. Ich kandidiere nur für das Direktmandat (Erststimme). Wer einen Mainzer mehr im Bundestag sehen möchte, muss mich also direkt wählen. Dafür verspreche ich fraktionsübergreifende Zusammenarbeit bei Mainzer Themen (außer mit der AfD).

Wir bedanken uns ganz herzlich für die ausführlichen Antworten und die Turbo-schnelle Rückmeldung!

Info& auf Mainz&: Mehr zur Bundestagswahl 2017 in Mainz lest Ihr hier bei Mainz&, mehr zu Martin Malcherek hier im Internet.

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