Drama um Gerhard Trabert: Seit Dienstag ist der bekannte Sozialmediziner faktisch Mitglied des Deutschen Bundestags, dabei ist Trabert nach mehreren Schlaganfällen schwer krank. Wie es ihm wirklich geht: bislang unklar. Nun meldete sich erstmals Traberts Familie zu Wort: Es gebe weiter „keine definitive Prognose zur gesundheitlichen Situation unseres Vaters“, die Lage sei weiter „kompliziert.“ Ob Trabert sein Mandat im deutschen Bundestag annehmen kann: ungewiss.

Der 68 Jahre alte Sozialmediziner Gerhard Trabert setzt sich bereits seit mehr als 25 Jahren für Arme und Obdachlose ein, vor mehr als 20 Jahren gründete er mit der „rollenden Ambulanz“ in seinem Arztmobil ein Vorzeigeprojekt, das bundesweit Nachahmer fand. Bundesweit bekannt wurde Trabert so richtig, als ihn die Linke Anfang 2022 als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten nominierte. Gleich mehrfach trat der beliebte Mediziner für die Linke zu Wahlen an, immer als Parteiloser, geklappt hatte es mit einem politischen Amt nie – bis jetzt.
Ausgerechnet bei dieser Bundestagswahl am 23. Februar wurde Trabert als Spitzenkandidat der Linken in den deutschen Bundestag gewählt, doch Ende 2024 hatte den Mainzer ein schwerer Schicksalsschlag ereilt. Trabert erlitt mehrere Schlaganfälle, teilte sein Verein „Armut und Gesundheit“ am 3. Januar mit, die gesundheitliche Situation sei „unklar und eine Prognose nicht möglich.“ Seither hatte es viel Rätselraten, aber so gut wie keine Informationen über den Gesundheitszustand Traberts gegeben, selbst kurz vor der ersten Sitzung des Deutschen Bundestags äußerten sich weder die Linke noch der Verein zur Lage.
Gesundheit von Trabert weiter unklar: „Viel Hoffen und Bangen“
Nun hat sich erstmals die Familie von Gerhard Trabert öffentlich zu Wort gemeldet – zwei Tage nach der konstituierenden Sitzung des Bundestags: „Die letzten Monate waren für uns als seine Familie eine enorm schwierige Zeit mit sehr viel Unklarheit und einem ständigen Hoffen und Bangen“, schreiben die Kinder von Gerhard Trabert über den Presseverteiler der Mainzer Linken. Und was sie zu berichten haben, ist wenig Gutes: „Noch immer gibt es von ärztlicher Seite keine definitive Prognose zur gesundheitlichen Situation unseres Vaters.“

Gerhard Trabert befinde sich „derzeit in Reha, aber auch dieser Prozess gestaltet sich kompliziert“, heißt es weiter: „Fest steht, dass er nach wie vor nicht zur Verfügung steht. Wir hoffen auf das Verständnis aller, dass in der aktuellen Situation die Genesung unseres Vaters an allererster Stelle steht – dafür benötigt er Zeit und Ruhe.“ Offenbar ist die gesundheitliche Situation des Arztes aber weiter so prekär, dass sich Trabert nicht persönlich zu seinen Zukunftsplänen äußern kann – auch nicht dazu, ob er sein Bundestagsmandat annehmen kann oder will.
Denn die Familie teilt weiter mit: „Zur Klärung unserer Handlungsmöglichkeiten hatten wir Kontakt zum Büro des Landeswahlleiters in Rheinland-Pfalz aufgenommen und die Antwort erhalten, dass es uns als Familie nicht möglich ist, stellvertretend eine Entscheidung zu treffen.“ Damit scheint klar: Gerhard Trabert selbst kann derzeit diese Entscheidung nicht treffen – eine hochgradig tragische Entwicklung. Der „Straßen-Doc“, wie er genannt wurde, war immer ein höchst aktiver Mensch und engagierter Kämpfer für die Belange der Ärmsten in der Gesellschaft. Trabert reiste mehrfach in Krisengebiete, sorgte im Norden von Syrien im Kurdengebiet Kobane und in der Ukraine für gesundheitliche Hilfe in Krankenhäusern und fuhr auf der Sea Watch bei der Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer mit.
„Uns nicht möglich, stellvertretend eine Entscheidung zu treffen“
„Unser Vater ist seit Jahren ein Wegbegleiter der Linken. Gemeinsam haben sie sich für Ziele wie Armutsbekämpfung und soziale Gerechtigkeit eingesetzt sowie mehrere Wahlkämpfe bestritten“, heißt es denn von Seiten der Familie auch: „Zusammen sollte es nun auch in den Bundestag gehen, um eine starke Stimme für von Armut betroffene Menschen und eine gerechte Gesellschaft zu sein.“ Die Wahl zum Abgeordneten in den Bundestag sei „eine besondere Ehre und eine große Verantwortung gegenüber den Wählerinnen und Wählern. Wir möchten uns deshalb im Namen unseres Vaters herzlich für die Unterstützung und das Vertrauen bedanken, die ihm entgegengebracht worden sind.“

Tatsache ist: Da Trabert bis zur konstituierenden Sitzung des Bundestags keinen Verzicht erklärt hat, hat er das Mandat offiziell angetreten. Allerdings hatte es in der Linken in den vergangenen Tagen durchaus auch Unmut gegeben, dass die Familie eine Entscheidung, ob Trabert das Bundestagsmandat nun annehmen könne oder nicht, noch immer nicht bekannt gegeben hat.
Denn sollte Trabert langfristig ausfallen, bliebe der Sitz im Bundestag vakant – oder aber die Kandidatin der Linken auf dem dritten Platz der Landesliste würde nachrücken. Bislang kann sich die Triererin Lin Lindner aber überhaupt nicht darauf einstellen, ob sie als Abgeordnete in den Bundestag einzieht oder nicht – ein solcher Berufswechsel ist immerhin mit vielen Umstellungen verbunden.
Von Seiten der Linken hieß es nun lediglich: „Auch wenn Gerhard Trabert aktuell nicht zur Verfügung steht: Wir freuen uns, dass er nun Bundestagsabgeordneter ist und wünschen ihm eine schnelle und vollständige Genesung.“ Man sei „in engem Austausch mit der Familie.“ Die Familie kündigte an, man werde nun „das Gespräch mit den zuständigen Gremien des Bundestags suchen“ und stehe in engem Austausch mit dem Bundesverband der Linken.
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