Überraschung am Montag: Der Mainzer Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte tritt am Mittwoch nicht zur Wiederwahl an. Der FDP-Mann informierte am Montag, er stehe für eine neue Amtszeit nicht zur Verfügung. „Nach intensiver Überlegung und Beratung, auch mit meiner Familie, habe ich mich für den Schritt in die freie Wirtschaft entschieden“, sagte Sitte am Montag in Mainz. Er werde in den Finanzdienstleistungsbereich einer Firma in Frankfurt wechseln, das habe er aufgrund einer aktuellen Anfrage entschieden. Sittes Schritt kommt völlig überraschend, offenbar auch für seine Parteikollegen, die Fraktionschefs der Mainzer Ampel reagierten reichlich angesäuert. Wie und ob die Wahl am Mittwoch stattfindet, ist nun völlig unklar – zur Wahl steht damit nur die Unternehmerin Manuela Matz für die CDU.
„Alles im Leben hat seine Zeit“, sagte Sitte auf der kurzfristig einberaumten Pressekonferenz im Mainzer Rathaus. Er arbeite jetzt seit 20 Jahren in der Kommunalpolitik, acht Jahre davon als Wirtschaftsdezernent. „Die Arbeit als Dezernent hat mir große Freude bereitet, ich habe viel gelernt“, betonte Sitte. Mainz und seine Wirtschaft stünden jetzt so gut da wie nie zuvor. „Mainz hat sich zu einer wirklichen Wunderstadt entwickelt“, sagte Sitte.
Gleichzeitig habe er sich grundsätzlich aber auch immer vorstellen können, in die freie Wirtschaft zu wechseln, sagte der FDP-Mann weiter. Als jetzt eine konkrete Anfrage gekommen sei, habe er sich die Frage gestellt nach der eigenen persönlichen Lebensplanung. Es sei „eine grundlegend schwierige Entscheidung gewesen“, betonte er, er habe aber eben in der Zeit entscheiden müssen, „in der die Entscheidung anfiel.“ Druck auf ihn habe es nicht gegeben, die Signale pro Wiederwahl seien „im Gegensatz sehr positiv gewesen“, betonte er: „Es ist eine grundsätzliche Entscheidung für mich ganz persönlich.“
Allerdings hatte es in der Vergangenheit auch immer wieder Kritik an Sittes Amtsführung gegeben. Sitte tue nicht genug, um Unternehmen nach Mainz zu locken, eine Ansiedlung des Sportartikelherstellers Decathlon scheiterte. Zeitweise wanderten diverse Einzelhandelsunternehmen sogar aus Mainz ab. Sein starres Festhalten am Zentrenkonzept etwa hatte sogar die FDP-nahe Industrie und Handelskammer nachhaltig irritiert.
Am Mittwoch wollte sich Sitte im Mainzer Stadtrat zur Wiederwahl als Dezernent stellen, seine Amtszeit hätte erneut acht Jahre betragen – und damit weit über die Kommunalwahl im Mai 2019 hinaus gereicht. Seine Ankündigung zwei Tage vor der geplanten Wahl, nicht zur Verfügung zu stehen, bringt nun seine Partei und die rot-grün-gelbe Ampel-Koalition gehörig in Bedrängnis. Die Bewerbungsfrist für den Dezernentenposten lief bereits im Sommer ab – nun steht theoretisch am Mittwoch als einzige Kandidatin die CDU-Unternehmerin Manuela Matz zur Wahl.
Entsprechend irritiert und angefasst reagierten die Fraktionschefs der Ampel-Fraktionen: „Wir wurden heute Morgen kurzfristig informiert und vor vollendete Tatsachen gestellt“, sagten Alexandra Gill-Gers (SPD), Sylvia Köbler-Gross (Grüne) und Walter Koppius (FDP): „Auf den Ablauf der Zeitplanung und die berufliche Karriereplanung von Christopher Sitte haben wir keinen Einfluss und werden das auch nicht kommentieren“, hieß es weiter. Danach folgte nur noch ein lapidarer Nachsatz: „Die Ampel steht!“ Was das heißt, blieb zunächst unklar.
Auch die CDU-Opposition reagierte überrascht – und verwies auf die eigene Kandidatin: Man habe mit der Unternehmerin Manuela Matz „eine überaus kompetente Kandidatin aufgestellt, die aus der Praxis kommt und frischen Schwung in die Wirtschafts- und Ansiedlungspolitik der Stadt Mainz bringen kann“, sagte CDU-Fraktionschef Hannsgeorg Schönig: „Wir hoffen sehr und sind zuversichtlich, dass sie jetzt am Mittwoch gewählt wird. Manuela Matz wäre mit ihren Ideen und ihrer zupackenden Art eine hervorragende Wirtschaftsdezernentin.“
Info& auf Mainz&: Wir bleiben natürlich an dem Thema dran und berichten, wie es nun mit der Wahl am Mittwoch weiter geht!