UDATE& — Ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg ist am Donnerstag erfolgreich in Mainz entschärft worden. Die 500-Kilo-Bombe wurde bei Bauarbeiten für das neue Besucherzentrum am Alten Jüdischen Friedhof gefunden. Für die Entschärfung musste ein Gebiet in einem Radius von 500 Metern um den Fundort evakuiert werden, betroffen waren rund 9.500 Menschen, dazu Schulen, ein Berufsschulzentrum sowie der SWR. Weil auch wichtige Straßen sowie die Bahnlinie gesperrt werden mussten, erwartete Mainz ein Verkehrschaos: Die Innenstadt sollte möglichst gemieden werden. NEU: Entschärfung.

Oberhalb des Alten Jüdischen Friedhofs an der Mombacher Straße ist eine Weltkriegsbombe gefunden worden. - Foto: gik
Oberhalb des Alten Jüdischen Friedhofs an der Mombacher Straße ist eine Weltkriegsbombe gefunden worden. – Foto: gik

Am Dienstagnachmittag war der Blindgänger einer britischen Weltkriegsbombe im Hang des Hartenbergs oberhalb der Mainzer Neustadt gefunden worden, das Problem des 500-Kilo-Kolosses: Der Zünder der Fliegerbombe ist noch vorhanden und auch intakt, aber schwer zugänglich, der Kampfmittelräumdienst drängte deshalb auf eine schnelle Entschärfung.

Die fand nun am Donnerstag, den 04. Juli 2024 statt, Zeitpunkt sollte in etwa die Mittagszeit sein. Dafür mussten rund 9.500 Menschen bis 9.00 Uhr morgens ihre Häuser und Wohnungen verlassen haben, auch Geschäfte und Werkstätten entlang der Mombacher Straße mussten schließen. Betroffen war zudem das SWR-Sendezentrum Mainz auf dem Hartenberg sowie das große Berufsschulzentrum am Judensand.

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Drei Meter hoher Schutzwall aus rund 120 Tonnen Sand

Die Stadt wies im Vorfeld noch einmal explizit darauf hin, dass die Entschärfung der Bombe erst nach einer Kontrolle des kompletten Evakuierungsbereichs begonnen werden könne.  „Alle Verzögerungen durch eine nicht bis 9.00 Uhr erfolgte Evakuierung, verlängern die Maßnahmen“, warnte die Stadt. Wann genau die Entschärfung beginnt, und wie lange sie dauert, sei nicht absehbar – der Kampfmittelräumdienst müsse zuvor noch „Vorbereitung zur Entschärfung direkt an der Bombe“ durchführen.

Am Mittwoch wurde mit dem Bau einer drei Meter hohen Schutzwand aus Sandsäcken an der Fundstelle der Weltkriegsbombe oberhalb des Alten Jüdischen Friedhofs begonnen. - Foto: Stadt Mainz
Am Mittwoch wurde mit dem Bau einer drei Meter hohen Schutzwand aus Sandsäcken an der Fundstelle der Weltkriegsbombe oberhalb des Alten Jüdischen Friedhofs begonnen. – Foto: Stadt Mainz

Am Mittwoch wurde zudem an einem fast drei Meter hohen Schutzwall aus rund 120 Tonnen Sand gearbeitet, der zum einen den Evakuierungsradius auf 500 Meter begrenzen sollte, zum anderen auch den Alten Jüdischen Friedhof, Teil des UNESCO-Weltkulturerbes der SchUM-Städte schützen soll. Für Menschen ohne Ausweichquartier wurde die Sporthalle Am Großen Sand in Mombach als provisorische Unterkunft eingerichtet, ein kostenloser Bus-Shuttle fährt am Donnerstagfrüh von 7.30 Uhr bis 9.00 Uhr zum Hauptbahnhof und zur Betreuungsstelle. Der Fahrplan ist auf der Sonderseite www.mainz.de veröffentlicht.

Ein großes Problem wird die Bombenentschärfung für den Verkehr in der Mainzer Innenstadt: Im Umkreis des Alten Jüdischen Friedhofes werde es „zu großräumigen Absperrungen kommen“, teilte die Stadt mit, unter anderem werden die Mombacher Straße und die Wallstraße, der Goethetunnel sowie der Kaiser-Wilhelm-Ring gesperrt. Auch der Bahnverkehr zum Hauptbahnhof Mainz wird stark beeinträchtigt sein, von 11.30 Uhr an wird der Bahnverkehr von und nach Mainz bis zur erfolgreichen Entschärfung eingestellt.

Karte mit dem Evakuierungsradius zur Bombenentschärfung am 4. Juli 2024 in Mainz. - Grafik: Stadt Mainz
Karte mit dem Evakuierungsradius zur Bombenentschärfung am 4. Juli 2024 in Mainz. – Grafik: Stadt Mainz

„Aufgrund der Sperrungen wesentlicher Zufahrtsstraße ist damit zu rechnen, dass die Innenstadt nicht adäquat zu erreichen ist“, teilte die Stadt weiter mit. Die Bevölkerung werde dringend gebeten, den Evakuierungsbereich sowie die Neustadt von Mainz und auch die Altstadt weiträumig zu umfahren. Mainz leidet derzeit ohnehin unter massiven Verkehrsproblemen in der Innenstadt, weil zeitgleich die Windmühlenstraße sowie seit gut einer Woche die Binger Straße stadteinwärts voll gesperrt sind.

UPDATE&: Der Start der Entschärfung verzögerte sich zunächst ein wenig, weil noch Menschen in der Evakuierungszone auf ihren Transport warteten: Über 80 Personen mussten durch Hilfsorganisationen in entsprechende Betreuungsstellen gebracht werden. Über 300 Einsatzkräfte von Polizei, Vollzugsdienst sowie des Brand- und Katastrophenschutzes hatten ab dem frühen Morgen mit 36 Fußtrupps den Räumungs-
und Evakuierungsbereich kontrolliert, wie die Stadt Mainz mitteilte.

Warnschild an einer Absperrung in Mainz. - Foto: Stadt Mainz
Warnschild an einer Absperrung in Mainz. – Foto: Stadt Mainz

Zusätzlich war ein Hubschrauber der Polizei über dem Gebiet eingesetzt, um die Räumung des Bereiches sicher zu stellen. Insgesamt lief die Evakuierung reibungslos. Die meisten Personen, die nach 9.00 Uhr noch in dem Gebiet angetroffen worden waren, reagierten einsichtig, hieß es weiter. Nur einzelne Personen hätten „mit Nachdruck der Vollzugsbehörden überzeugt werden“ müssen. Das sei „die größte Evakuierungsaktion seit dem Zweiten Weltkrieg gewesen“, sagte der Einsatzleiter der Mainzer Feuerwehr, Stefan Behrendt.

Um kurz nach 12.20 Uhr gab dann aber die Feuerwehr in Abstimmung mit Polizei und Ordnungsamt der Stadt Mainz den Räumungs- und Evakuierungsbereich frei. Der Kampfmittelräumdienst begann mit der komplexen Entschärfung der rund 500 kg schweren Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg, wie die Feuerwehr am Nachmittag mitteilte. „Die Arbeiten an der Bombe verliefen trotz ihrer herausfordernden Position ohne Komplikationen“, hieß es in der Bilanz. Der Blindgänger hatte sich senkrecht in die Erde gebohrt, der Zünder war nur schwer zugänglich.

Da ist das Biest: Die entschärfte Weltkriegsbombe mit dem erfolgreichen Team nach getaner Arbeit. - Foto: Polizei Mainz
Da ist das Biest: Die entschärfte Weltkriegsbombe mit dem erfolgreichen Team nach getaner Arbeit. – Foto: Polizei Mainz

Um 14.10 Uhr kam dann die Erfolgsmeldung des Kampfmittelräumdienstes: Die Bombe ist entschärft. Die Absperrmaßnahmen wurden danach schrittweise zurückgenommen. Bürgermeister Günter Beck (Grüne) und der Einsatzleiter der Mainzer Feuerwehr, Stefan Behrendt, zeigten sich erleichtert über den reibungslosen Ablauf: „Das große Engagement der überwiegend ehrenamtlichen Einsatzkräfte und die reibungslose Zusammenarbeit der gesamten Blaulichtfamilie waren unser Schlüssel zum Erfolg“, sagte Behrendt: „Auch für die Unterstützung von Kräften aus Wiesbaden sowie Rheinhessen möchte ich ausdrücklich danken.“

Info& auf Mainz&: Ausführliche Informationen rund um die Bombenentschärfung findet Ihr hier bei der Stadt Mainz im Internet. Informiert wird zudem via Warnapps und natürlich über die Medien, auch hier bei uns auf Mainz&. Beim Bürgertelefon der Stadt Mainz könnt Ihr zudem unter der Telefonnummer 06131-124634 Fragen und Anliegen loswerden.