Der heiße Sommer sorgt nun für eine frühen Start in Sachen Weinlese: Bereits diese Woche beginnen die Winzer in Rheinhessen, aber auch in der Pfalz oder an der Mosel mit der Lese der ersten Federweißer-Trauben. Der sehr sonnige Sommer dieses Jahres habe die Trauben bundesweit schnell reifen lassen, teilte das Deutsche Weininstitut (DWI) in Bodenheim bei Mainz mit. Auch mit einem frühen Beginn der Hauptweinlese werde gerechnet. Probleme bereitet aber auch hier die Trockenheit: Der Wassermangel lässt die Trauben klein bleiben.

Ernte der ersten Solaris-Trauben in Rheinhessen im Jahr 2018. - Foto: gik
Ernte der ersten Solaris-Trauben in Rheinhessen im Jahr 2018. – Foto: gik

Es ist nicht die früheste Lese aller Zeiten, die erlebten die deutschen Winzer im Jahr 2018, als die ersten Trauben für den Federweißer bereits am 6. August geerntet wurden. Auch 2018 war allerdings ein Jahr der enormen Trockenheit, dazu hatte 2018 den wärmsten April aller Zeiten vorzuweisen. In diesem Jahr verlief die Rebblüte in einem normalen Rahmen: Ende Mai, Anfang Juni hatte die Blüte begonnen, lediglich eine Woche früher als im langjährigen Mittel – in Zeiten des Klimawandels ist das schon als „normal“ zu werten.

Die Faustregel besagt, dass 100 tage nach der Blüte die Trauben reif zur Lese sind, für den Federweißer gilt das aber jetzt schon: Der heiße Sommer trieb die Reife voran, bereits in dieser Woche werde nicht nur in Rheinhessen – das traditionell früh startet -, sondern auch an der Mosel, in der Pfalz, in Franken und in Sachsen. Gelesen werden für den „Jungen Wein“ traditionell frühriefe Sorten wie Ortega oder Solaris.

- Werbung -
Werben auf Mainz&

 

Federweißer oder „Junger Wein“ ist eine Spezialität der Weinbranche, der neue Wein wird mitten im Gärprozess getrunken, erkennbar an den hellen „Federchen“ – den Hefeteilchen, die im Wein schwimmen. Diese Hefen verwandeln den natürlichen Zucker im frisch gepressten Traubensaft in Alkohol, dabei entsteht auch Kohlensäure, die den jungen Wein zum Prickeln bringt. Der Federweißer heißt deshalb auch „Rauscher“, „Sauser“ oder „Bitzler“.

Federweißer oder Junger Wein wird trüb und mit den Hefen getrunken. - Foto: DWI
Federweißer oder Junger Wein wird trüb und mit den Hefen getrunken. – Foto: DWI

Getrunken wird er idealerweise auf halber Strecke zwischen der Süße des Traubensaftes und der Herbe des durchgegorenen Weines – dann halten sich Süße, Alkohol und Fruchtsäuren in der Balance. Beeinflussen kann man das selbst durch Kälte oder Wärme, rät Steffen Schindler vom DWI: Ist der Federweißer noch zu süß, einfach ein paar Stunden im Warmen stehen lassen, dann gärt der Wein weiter. Ist der Geschmack genau richtig – ab in den Kühlschrank. Kälte stoppt den Gärprozess und konserviert so den Geschmack.

Rund 5 Prozent Alkohol hat der „Federweißer“ dann gerade einmal, doch die Hefen können eine durchschlagende Wirkung auf die Verdauung haben, wenn der Genuss zu hoch ausfällt. Genossen wird Federweißer traditionell zusammen mit Zwiebelkuchen, gemeinsam läutet das Duo in den Weinbauregionen den Herbst ein. Die Kombi kommt meist allerdings erst einige Wochen nach dem Lesestart auf den Markt.

 

Sorgen bereitet den Winzern indes in diesem Jahr der Wassermangel: Während ältere Weinberge mit ihren bis zu zehn Meter tiefen Wurzeln meist noch genügend Wasser finden, leiden junge Rebanlagen unter Trockenstress. Hier muss bewässert werden, in sehr stark gestressten Weinbergen müssten sogar die noch heran­wachsenden Trauben entfernt werden, um die Rebstöcke zu entlasten, heißt es beim DWI.

Trockenheit macht die Trauben kleiner: So voll wie hier werden sind die Träubchen in diesem Jahr noch nicht. - Foto: DWI
Trockenheit macht die Trauben kleiner: So voll wie hier werden sind die Träubchen in diesem Jahr noch nicht. – Foto: DWI

Der Fruchtanasatz sei in diesem Jahr allerdings wehr gut, die Trauben seien ausgesprochen gesund – wegen der Dürre gibt es auch wenig Fäule. Die Trockenheit sorge jedoch dafür, dass die Beeren relativ klein blieben. Bei extremem Wassermangel könne sich sogar die weitere Traubenreife verzögern. Und so hoffen auch die Winzer derzeit auf Regen, am liebsten in Form eines anhaltenden Landregens – von den Niederschlägen der kommenden Wochen hängt ab, wie hoch die Erntemenge ausfällt. Mit dem Start der Hauptweinlese wird Anfang bis Mitte September gerechnet.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Umgang mit Federweißem findet Ihr hier beim DWI. Ein ausführliches Dossier zum Neuen Wein mit vielen Rezepttipps zum Federweißer könnt Ihr hier beim DWI herunterladen – probiert doch mal Kartoffelwaffeln mit Lauch oder ein Herbst-Bruschetta zum Federweißen!