Die Stadt Mainz muss nach neuen Einnahmequellen suchen, nun trifft es auch die Beschicker von Festen und Märkten: Schon für die ersten Feste 2025 sollen die Standgebühren um gleich 25 Prozent steigen. Die Stadt argumentiert, die Kosten für Sicherheit, Straßenreinigung und Müllentsorgung seien stark gestiegen, die Gebühren aber zum Teil seit 2009 nicht erhöht worden. Am Mittwoch soll der Stadtrat die erste Anhebung beschließen, es ist nur der Anfang: Im Juni soll der Stadtrat eine weitergehende Gebührenanhebung beschließen. Bei den Mainzer Schaustellern heißt es, die Steigerungen seien wohl nötig.

Dunkle Wolken über dem Mainzer Stadthaus: Die Stadt muss sparen. - Foto: gik
Dunkle Wolken über dem Mainzer Stadthaus: Die Stadt muss sparen. – Foto: gik

Ende März hatte die Dienstaufsicht ADD den Haushalt der Stadt Mainz für das Jahr 2025 global beanstandet, und damit faktisch gekippt. Mainz ist nicht die einzige Kommune, der das gerade widerfährt: Praktisch in allen größeren Städten beanstandete die Dienstaufsicht des Landes die Haushalte wegen zu hoher Defizite. Wie in Mainz auch, klagen die Kommunen vor allem über massive Defizite bei den Sozialkosten, die sie nicht zu verantworten haben – allein in Mainz mache die strukturelle Unterdeckung durch Aufgaben von Land und Bund pro Jahr mehr als 200 Millionen Euro aus, kritisierte Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos).

Tatsache ist auch: Mainz legte der Dienstaufsicht ADD einen Haushalt mit einem, Minus von 134 Millionen Euro vor, das war nicht genehmigungsfähig. Neben der Auflösung von Rücklagen muss die Stadt deshalb nun neue Einnahmequellen generieren – so wurde bereits die Vergnügungssteuer erhöht, die Gewerbesteuer angehoben und die Grundsteuer B bei 480 Punkten belassen, was der Stadt Mainz allein rund 8 Millionen Euro mehr pro Jahr bringt.

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Höhe Gebühren für Stände auf Wochenmarkt und Stadtteilmärkten,

Auf der sogenannten „Giftliste“ des Mainzer Stadtvorstands mit Einsparvorschlägen stand aber auch die drastische Anhebung der Anwohnerparkgebühren, die derzeit hohe Wellen schlägt, sowie höhere Standgebühren für Märkte und feste – und die soll der Stadtrat an diesem Mittwoch nun in einem ersten Schritt beschließen. Nach der Beschlussvorlage von Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) sollen dabei die Standgebühren für die Feste schon ab diesem Frühjahr um rund 25 Prozent steigen.

Die Standgebühren auf dem Mainzer Wochenmarkt steigen. - Foto: gik
Die Standgebühren auf dem Mainzer Wochenmarkt steigen. – Foto: gik

Betroffen sind davon zunächst vor allem der Mainzer Rheinfrühling, der am 12. April startete, sowie die Mainzer Johannisnacht Ende Juni, aber auch der Mainzer Wochenmarkt sowie mehrere Stadtteilmärkte. Die Stadt betont dabei, die Standgebühren seien zuletzt 2018 für den Rheinfrühling, die Johannisnacht und den Weihnachtsmarkt, für die Märkte in der Stadt sogar zuletzt im Jahr 2009 erhöht worden. Die Kosten zur Durchführung von Veranstaltungen seien hingegen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, bei Müllentsorgung und Straßenreinigung und vor allem der Sicherheit.

Damit machte die Stadt zuletzt für Feste und Märkte ein deutliches Minus, das muss sich nu ändern. So soll für den großen Mainzer Wochenmarkt die Standgebühr von 145,00 Euro auf 159,50 Euro pro Meter und Markttag steigen, für die Stadtteilmärkte von 68,00 Euro auf 74,80 Euro. Die Erträge aus den Standgebühren der Märkte hätten 2024 bei 195.000 Euro gelegen, die Kosten aber bei 115.000 Euro Sachkosten und 184.500 Euro fürs Personal. Wegen der Baustelle Gutenberg-Museum stiegen die gebühren jetzt nur um 10 Prozent, das bringe 2025 Mehreinnahmen von rund 19.553,14 Euro.

Neue Preise für Fahrgeschäfte und Stände am Rheinfrühling 2025

Beim Mainzer Rhein-Frühling, der kommenden Samstag startet, werden erstmals statt Preisspannen für bestimmte Fahrgeschäfte Festpreise für 2025 festgesetzt. So kostet etwa eine Achterbahn 687,50 Meter pro Meter und Markttag, eine Geisterbahn 632,50 Euro und das Riesenrad 495,- Euro. Für einen Imbiss werden dann 34,36 Euro fällig, für Zuckerwatte 28,88 Euro, und für Ringwerfen oder Automaten 29,70 Euro. Damit wolle man 2025 Mehreinnahmen von etwa 9.900 Euro erzielen, rechnet die Stadt vor – und begründet die Anhebung mit nicht auskömmlichen Gebühren.

Auch Kettenkarussell und Riesenrad beim Mainzer Rheinfrühling werden teurer. - Foto: gik
Auch Kettenkarussell und Riesenrad beim Mainzer Rheinfrühling werden teurer. – Foto: gik

Die Sachkosten für den Mainzer Rheinfrühling beliefen sich demnach in 2024 auf rund 274.000 Euro, rechnet das Wirtschaftsdezernat vor, dazu kamen noch Personalkosten von rund 34.500 Euro. Die Erträge hätten sich hingegen nur auf rund 22.000 Euro belaufen. „Der Rheinfrühling stellt die erste Veranstaltung der Schausteller nach der Winterpause dar“, die stark vom Wetter abhängig sei, heißt es in der Verwaltungsvorlage weiter. Das Delta zwischen Ertrag und Aufwand sei aber zu hoch, deshalb müsse es eine Anhebung der Standgebühren geben, die aber schrittweise erfolgen solle.

Bei den Mainzer Schaustellern betont man, die Anhebung sei wohl nötig: „Die Gebühren steigen in Absprache mit uns“, sagte der Sprecher der Mainzer Schausteller, Marco Sottile, der Internetzeitung Mainz&. Die Kosten für die Stadt seien „massiv gestiegen“, nach der Corona-Pandemie sei die Stadt den Schaustellern stark entgegen gekommen und habe ihnen 75 Prozent der Kosten erlassen. Nun habe man gemeinsam die neue Gebührenanhebung verhandelt, betonte Sottile: „Es muss sein, wir konnten und mussten zustimmen.“

Johannisnacht: Getränkestand teurer, Künstlermarkt nicht

Die Steigerung für 2025 wird aber nicht das Ende sein: „Perspektivisch werden für das Jahr 2026 mit der Erstellung eines neuen Entgeltverzeichnisses Mehreinnahmen in Höhe von rund 46.000 Euro und im Jahr 2027 Mehreinnahmen in Höhe von rund 105.000 Euro im
Vergleich zu 2024 angestrebt“, heißt es in der Beschlussvorlage für den Mainzer Stadtrat weiter. Das gilt wohl auch für die Mainzer Johannisnacht: 2025 will die Stadt durch höhere Standgebühren bereits rund 27.250 Euro mehr einnehmen, dabei dürfte es nicht bleiben.

Auch die Getränkestände bei der Mainzer Johannisnacht werden schon ab 2025 teurer. - Foto: gik
Auch die Getränkestände bei der Mainzer Johannisnacht werden schon ab 2025 teurer. – Foto: gik

Der Sachkostenaufwand des Amtes für Wirtschaft und Liegenschaften habe sich 2024 für das große Mainzer Stadtfest auf rund 95.000 Euro belaufen, dazu kamen Personalkosten von rund 91.000 Euro. Die Erträge für die Johannisnacht und den Künstlermarkt beliefen sich aber nur auf rund 172.000 Euro. Nun sollen auch hier die Gebühren für Fahrgeschäfte sowie für Schießbuden und Unterhaltungsgeschäfte steigen. Auch Verkaufsstände für Getränke müssen schon ab diesem Jahr 103,13 Euro pro Meter und Tag zahlen.

Nicht erhöht werden hingegen die Standgebühren für den großen Künstlermarkt: Dessen Gebühren lägen bereits „relativ hoch, sodass hier für 2025 keine Anpassung erfolgen soll“, so die Verwaltung. Dazu betont das Wirtschaftsdezernat, es sei nicht verhältnismäßig, alle Kosten bei den Festen „in Gänze umzulegen“ – eine derartige Anhebung hätte zur Folge, dass etliche Standbetreibenden auf andere, kostengünstigere Veranstaltungen ausweichen würden.

Die Verwaltung schlägt deshalb eine stufenweise Steigerung der Gebühren vor. Dafür soll ein neues Entgeltverzeichnis für die Stadt erarbeitet werden, „um das Delta zwischen Aufwand und Ertrag zu minimieren.“ Das ist auch der Grund, warum die neuen gebühren erst einmal bis einschließlich Johannísnacht gelten sollen: Für die zweite Jahreshälfte mit Weinmarkt und Weihnachtsmarkt, sowie für die Jahre ab 2026 soll ein neues Entgeltverzeichnis erarbeitet und am 25. Juni 2025 in den Stadtrat eingebracht werden.

Info& auf Mainz&: Die ganze neue Gebührenordnung samt Beschlussvorlage findet Ihr hier bei den Unterlagen für den Mainzer Stadtrat am 9. April 2025 im Ratsinformationssystem der Stadt Mainz.