Die Entspannung bei Mieten und Immobilienpreisen in Mainz lässt weiter auf sich warten: Auch 2018 stiegen die Preise trotz bereits astronomischem Niveau noch einmal weiter an. Das ergab der Preisspiegel 2019 des Immobilienverbandes IVD, der am Freitag in Mainz vorgelegt wurde. Demnach muss man in Mainz derzeit mindestens 300.000 Euro für ein Einfamilienhaus ausgeben, Eigentumswohnungen kosten gerne mal bis zu 4.700 Euro pro Quadratmeter – und Mieten können 12 bis 15 Euro pro Quadratmeter ausmachen. Hauptpreistreiber: Luxuswohngebiete wie der Zollhafen, der eklatante Mangel an günstigen Wohnungen – und die Tatsache, dass Frankfurt und Wiesbaden noch teurer sind.
„Die Preisentwicklung in den letzten zehn Jahren ist extrem hoch, eigentlich erschreckend“, sagte Immobilienmakler Frank Küppers. Die Nachfrage nach Wohnraum oder Immobilien reiße in Mainz einfach nicht ab. Zwar habe sich der Preisanstieg in den vergangenen zwölf Monaten ein wenig verlangsamt, Entwarnung ist aber nicht in Sicht: „Besonders die einfachen Wohnungen sind extrem teuer geworden“, sagte Küppers, hier gab es allein im vergangenen Jahr einen Preisanstieg von zehn Prozent. Der Grund: Gerade im Bleichenviertel und in der Neustadt würden jetzt viele ältere Wohnungen renoviert und saniert, das hebe die Preise.
So muss man jetzt für eine Mietwohnung in Mainz mindestens acht Euro Miete pro Quadratmeter rechnen – für sechs Euro sind nur noch mietpreisgebundene Wohnungen zu haben. Und genau von denen gebe es viel zu wenige, sagte Küppers: „Mainz muss mehr Mietflächen bringen, die Flächen sind einfach zu gering.“ Das gelte auch trotz des neuen Heiligkreuzviertels, bei dem rund 2.0000 Wohnungen entstehen sollen. Doch dort werde Einzug frühestens 2022 sein, sagte Küppers. So muss man für eine Wohnung im mittleren Segment derzeit mindestens elf Euro pro Quadratmeter Miete rechnen – nach oben können es schnell auch 12 bis 15 Euro sein.
Zu den Preistreibern gehören Luxusviertel wie der Zollhafen. Dessen Eigentumswohnungen seien begehrt, sagte Küppers – oft allerdings vorwiegend als Kapitalanlage. „Wenn sie im Zollhafen gucken, da stehen mehrere Wohnungen leer, das ist nicht schön, aber der Trend“, sagte der Immobilienmakler. Der Grund: Mainz sei noch immer billiger als Frankfurt oder Wiesbaden, das ziehe kapitalkräftige Anleger hierher. Dabei ist billig eindeutig relativ: 3.500 Euro muss man mindestens für einen Quadratmeter Neubauwohnung in Mainz anlegen, in guten Lagen gehen die Preise auch gerne bis 4.700 Euro hoch. Bei Bestandswohnungen liegen die Preise inzwischen bei bis zu 3.600 Euro pro Quadratmeter – im Durchschnitt.
Besonders dramatisch ist die Lage indes bei Häusern in Mainz: Einfamilienhäuser seien unter 300.000 Euro praktisch nicht mehr zu bekommen, und das seien schon die einfachsten Häuser, sagte Küppers. In zehn Jahren stiegen die Preise für Einfamilienhäuser um sechs Prozent – pro Jahr. Musste man vor zehn Jahren für ein einfaches freistehendes Haus in Mainz noch etwa 240.000 Euro hinlegen, so sind es heute schon 385.000 Euro. In mittleren Lagen lägen die Preise im Schnitt inzwischen bei 455.000 Euro, in guten Lagen bei 530.000 Euro. Die realen Preise am Markt lägen allerdings deutlich darüber, sagte Küppers: „Rosengarten, Oberstadt, da kriegen sie keine Immobilie unter einer Million Euro.“
Einen Rückgang gibt es lediglich bei Preisen für Ladengeschäfte in der Mainzer Innenstadt: Das Brandzentrum sei zwar mit Preisen von 60 bis 100 Euro pro Quadratmeter weiter das Zugpferd, in den Seitenlagen sehe das aber schon deutlich anders aus: „Wir haben hier einen Preissturz, die Nachfrage ist nicht mehr so da“, sagte Küppers. „Die Eigentümer müssen sich darauf einstellen, dass hier die Preise purzeln.“ Knapp zehn Prozent niedriger sei hier jetzt schon die Realität. In der Augustinerstraße werde preislich für ein Ladenlokal derzeit zwischen 20 und 25 Euro pro Quadratmeter bezahlt, im Bleichenviertel hingegen nur zwischen 10 und 12 Euro. Keinen Preisrückgang, sondern eine zweiprozentige Steigerungsrate verzeichneten derweil Büroflächen.
Insgesamt liegt Mainz damit weiter an der Spitze in Sachen Preise in Rheinland-Pfalz. Landesweit wurden Einfamilienhäuser im Schnitt um 5 Prozent teurer, Eigentumswohnungen sogar um 5,9 Prozent. Lediglich bei den Mieten war landesweit eine leichte Bremswirkung zu erkennen: Sie verteuerten sich „nur“ noch um 3,4 Prozent. Der Markt befinde sich weiter in einer Phase der Konsolidierung, zweistellige Steigerungsraten gebe es derzeit nicht. „Diese Entwicklung wird in unserem Bundesland nun im zweiten Jahr in Folge eingebremst“, sagte Andreas Schnellting, stellvertretender Vorsitzender des IVD West aus Kusel.
Auch in kleineren Städten wie etwa Koblenz sind die Mieten in den vergangenen Jahren geradezu explodiert, in der Stadt am Zusammenfluss von Mosel und Rhein muss man inzwischen ebenfalls zwischen 8 und elf Euro pro Quadratmeter für Mieten hinlegen. Selbst in kleinen Städten wie Remagen stiegen die Mieten inzwischen auf bis zu 9 bis 10 Euro, gerade in kleineren Städten lasse sich ein stärkerer Preisaufschwung beobachten, sagte Schnellting. Dies sei „einem gewissen Nachholeffekt geschuldet“, hier kämen die Preise oft von einem eher niedrigen Niveau von um die 5 Euro. In Gemeinden mit weniger als 6.000 Einwohnern stiegen die Mieten so im Schnitt um 4,2 Prozent.
Immerhin: In kleinen Dörfern in der hinteren Pfalz kann man noch immer ein Haus für rund 75.000 Euro erwerben – doch auch diese Gelegenheiten werden seltener: Rheinland-Pfalz verzeichne Zuzug, die Preise stiegen auch in Regionen wie etwa der Vorderpfalz stark an. Die Bauprogramme der Städte und Gemeinden reichten deshalb bei weitem nicht aus, betonte Schnellting – die Zahl der genehmigten Neubauwohnungen sinke sogar wieder leicht.
Rund 14.000 neue Wohnungen seien 2018 in Rheinland-Pfalz genehmigt worden, das reiche aber „vorne und hinten nicht“ – nötig seien eher um die 25.000. „Der Schub, der hier erfolgen sollte, kommt nicht in Tritt“, bilanzierte Schnellting, „so wird sich nichts ändern, Wohnraum bleibt knapp.“ Einen Mietendeckel lehnt die Branche dennoch strikt ab: Die Diskussion sei „unsäglich und wenig förderlich, das schreckt Investoren ab“, kritisierte Klöckner. Anstatt geförderte Wohnraumquoten von 50 Prozent festzulegen, „versucht die Politik hier, eigene Versäumnisse wieder gutzumachen.“
Info& auf Mainz&: Mehr zu der Entwicklungen von Mieten und Immobilienpreisen haben wir Euch kürzlich auch in diesem Artikel berichtet: Keine Wende auf dem Wohnungsmarkt. Was die Stadt dagegen tut, hat uns jüngst Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) in einem Interview erzählt. Schon vor zwei Jahren warnte der IVD übrigens angesichts von Preissteigerungen von bis zu 20 Prozent in Mainz vor erheblichem Wohnungsmangel und zu wenigen Baugrundstücken – das könnt Ihr hier noch einmal nachlesen.