Die vergangenen Nächte waren knackig-kalt, und das hat gleich mehreren Winzern ein echtes Weihnachtsgeschenk beschert: Bei minus 7 bis minus 10 Grad wurden an Nahe und Mosel in den vergangenen zwei Nächten Eisweine gelesen, auch in Franken und an der Bergstraße freuten sich Winzer über eine eiskalte Bescherung. Für die Weinspezialität braucht es mindestens minus sieben Grad über mehrere Stunden, die Trauben werden in gefrorenem Zustand geerntet und weiterverarbeitet. Die edelsüße Spezialität wurde in den vergangenen Jahren immer seltener: Durch den Klimawandel blieben die kalten Nächte zunehmend aus.

Eisweinlese in Erden an der Mosel beim Weingut Dr. Hermann. - Foto: Moselwein e.V. /Chris Marmann
Eisweinlese in Erden an der Mosel beim Weingut Dr. Hermann. – Foto: Moselwein e.V. /Chris Marmann

In der Nacht zum 21. Dezember war es aber endlich wieder so weit: Bei Temperaturen von minus 8 Grad wurde beim Weingut Korrell Johanneshof in Bad Kreuznach-Bosenheim Eiswein gelesen. In der Lage „Bad Kreuznacher Paradies“ hätten Riesling-Trauben mit einem Mostgewicht von 142 Grad Oechsle gelesen werden können, berichtete Betriebsinhaber Martin Korrell, 20 Erntehelfer holten in den frühen Morgenstunden die gefrorenen Trauben aus dem Weinberg. „Eiswein ist für die Weingüter immer mit Risiko und hohem körperlichem Einsatz bei eisiger Kälte verbunden“, sagte Ernst Büscher, Pressesprecher des Deutschen Weininstituts: „Wird es nicht kalt genug, bedeutet das für den Winzer einen Totalverlust.“

Im Weinjahrgang 2019 etwa hatten Winzer in Rheinland-Pfalz lange vergeblich auf Frost gewartet – die Eisweinlese fiel damals so gut wie aus. Es war nicht das erste Mal: In den vergangenen zehn Jahren war die Eisweinlese ein echtes Risiko für die Winzer, die für die Spezialität extra Trauben am Stock hängen lassen müssen. Die Beeren schrumpeln über die Herbstmonate zu Rosinen-artigen, winzigen Früchten zusammen, damit daraus Eiswein entstehen kann, müssen die Trauben durchgefroren sein. Dazu braucht es mindestens minus sieben Grad Kälte über mehrere Stunden, dann werden die überreifen Trauben im gefrorenen Zustand gelesen und gepresst.

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Eiswein wird in den frühen Morgenstunden bei knackig-kalten Temperaturen gelesen. - Foto: DWI
Eiswein wird in den frühen Morgenstunden bei knackig-kalten Temperaturen gelesen. – Foto: DWI

Das entstehende Produkt zeichnet sich durch ein ganz besonderes, einmaliges Aroma und eine spezielle Süße aus, wie sie nur durch die Verarbeitung im gefrorenem Zustand entsteht. „Eiswein ist besonders süß, weil ein großer Teil des Wassers in den gefrorenen Früchten zurückbleibt und der Zuckergehalt sehr hoch ist“, erklärt Büscher.  Nur etwa fünf bis zehn Prozent der ursprünglichen Erntemenge kämen durchschnittlich als Eiswein am Ende auch in die Flasche. Die restliche Traubenmenge werde entweder selektiv herausgeschnitten oder falle den unberechenbaren Witterungsumständen zum Opfer. „Die Herstellung eines Eisweins eine Herausforderung, der sich ein Weingut aber gerne stellt“, erklärt Büscher weiter: „Diese Spezialität ist immer wieder ein Meisterstück des Winzers, das nur in nördlichen Weinregionen produziert werden kann.“

Und offenbar war der Optimismus der Winzer auf einen Treffer im Eiswein-Roulette groß: 152 Betriebe in Rheinland-Pfalz meldeten in diesem Winter eine Eisweinlese an, insgesamt wurden den überwachenden Behörden rund 107 Hektar an Rebflächen für eine mögliche Eiswein-Lese gemeldet. 2020 waren es nur 93 Betriebe mit zusammen 72 Hektar gewesen. Und die Hoffnungen wurden belohnt: Ungewöhnlich früh bescherte der scharfe Frost der vergangenen zwei Nächte den Winzern die ersten Erfolge.

Eiswein muss in gefrorenem Zustand geerntet und direkt verarbeitet werden - nur so entsteht die typische Süße der Weinspezialität. - Foto: DWI
Eiswein muss in gefrorenem Zustand geerntet und direkt verarbeitet werden – nur so entsteht die typische Süße der Weinspezialität. – Foto: DWI

Auch beim Weingut Emrich-Schönleber an der Nahe freute man sich inzwischen über Eiswein aus kerngesunden Rieslingtrauben, die bei minus 10 Grad mit 172 Grad Oechsle eingebracht wurden. Ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk gab es ebenso für die Bergsträßer Winzer, berichtet das DWI weiter: Hier wurden Eisweintrauben der Rebsorte Souvignier gris mit 140 Grad Oechsle im Heppenheimer Stemmler geerntet. „Am Ende dürften es wohl rund 110 bis 120 Liter werden“, schätzt Reinhard Antes, Vorstand der Bergsträsser Winzer.

Auch an der Mosel gab es ein eiskalte Bescherung: Hier wurde unter anderem in Erden beim Weingut Dr. Hermann Eiswein in den Lagen Erdener Herrenberg und Lösnicher Försterlay geernet. In Leiwen freute man sich beim Weingut Alexander Loersch und beim Weingut Werner über gefrorenes Lesegut, ebenso in Longuich beim Ferienweingut Jung. „Zudem soll es auch in Selbach-Oster und in Zeltingen sowie Würtzberg mit der Eiswein-Lese geklappt haben“, berichtete Büscher.

Minus 8 Grad erfreute auch die Winzer in Franken, hier wurde unter anderem beim Weingut Meintzinger in Frickenhausen Eisweintrauben mit einem Mostgewicht von 148 Grad Oechsle gelesen, insgesamt rund 200 Liter. „Das ist eine große Seltenheit bei uns“, freute sich Philipp Meintzinger: Den letzten Eiswein habe das Weingut 2016 einbringen können.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema Eiswein findet Ihr auch auf dieser Themenseite beim Deutschen Weininstitut.

 

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