Ein leichtes Erdbeben hat am Freitagnachmittag das westliche Rhein-Main-Gebiet rund um Wiesbaden erschüttert. Das Beben habe die Stärke 2.6 gehabt, das Epizentrum bei Taunusstein gelegen, berichtet die Spezialseite Erdbebenews. de – potenziell sei das Beben in einem Umkreis von 20 Kilometern und von rund 660.000 Menschen zu spüren gewesen. Die meisten Wahrnehmungsmeldungen gab es allerdings aus Wiesbaden selbst, aus dem Rheingau, oder den Orten Budenheim und Heidesheim – in Mainz scheinen die meisten nichts gemerkt zu haben. Entlang des gesamten Rheingrabens gibt es derzeit aber eine Erdbebenserie.

Das kleine Erdbeben vom Freitag mit Epizentrum in Taunusstein und Verbreitungsradius. - Karte: Erdbebenews.de
Das kleine Erdbeben vom Freitag mit Epizentrum in Taunusstein und Verbreitungsradius. – Karte: Erdbebenews.de

Das leichte Erdbeben habe sich am 24. Oktober um 17.20 Uhr mit einer Magnitude von 2.6 in 15 Kilometern Tiefe ereignet, berichtet die Internetseite Erdbebennews.de. Die berechnete Maximalintensität habe 3.1 betragen, das Beben sei „vermutlich für bis zu 664.000 Menschen spürbar“ gewesen. Automatische Auswertungen des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) hätten eine Magnitude von 2.6 ermittelt, das Landesamt für Geologie und Bergbau in Rheinland-Pfalz sogar eine Magnitude von 2.8 – ebenfalls automatisch. Beide Auswertungen müssten noch manuell geprüft werden.

„Eine Tiefenortung liegt nicht vor“, schreibt das Expertenportal weiter, aber: „Da sich an gleicher Stelle am 21. Oktober bereits ein Beben der Magnitude 1.2 in rund 15 Kilometer Tiefe ereignete, ist beim heutigen Beben eine ähnliche Tiefe anzunehmen.“ Das Epizentrum habe rund um Taunusstein gelegen, nach Erdbebennews-Berechnungen sei das Beben im Taunus sowie in Teilen von Wiesbaden und Mainz schwach zu spüren gewesen. Erste Wahrnehmungsmeldungen lägen aus dem Raum Taunusstein und Eltville vor.

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Laute Schläge, Vibrieren, kurzes Grollen – Mainz merkt nix

Tatsächlich berichten User auf der Plattform, sie hätten „laute Schläge“ wahrgenommen und einen leichten Ruck gegeben, das Haus habe stark gewackelt, berichteten andere, von „kurzem Grollen und leichtem Vibrieren“, ist ebenfalls die Rede. „Es fühlte sich wie eine Art Druckwelle gegen das Haus an, und als ob sich jemand mit Kraft gegen die Haustür geworfen hätte“, berichtete ein Leser. Die Berichte kamen vor allem aus Wiesbaden und Bad Schwalbach, Eltville sowie den verschiedenen Ortsteilen von Taunusstein. Sogar aus Idstein meldeten Leser „einen kurzen Ruck“.

Das Mittelrheintal zwischen Rüdesheim und Bingen, vom Taunushang aus gesehen: der Oberrheingraben ist auch ein Erdbebenspalte. - Foto: gik
Das Mittelrheintal zwischen Rüdesheim und Bingen, vom Taunushang aus gesehen: der Oberrheingraben ist auch ein Erdbebenspalte. – Foto: gik

Das Beben war offenbar auch auf der anderen Seite des Rheins zu spüren, aus Heidesheim gibt es Berichte vom „Rütteln am Haus“, ebenso aus Ingelheim und Bingen. Aus Mainz liegen dem Portal aber bisher keine Wahrnehmungsberichte vor, dabei dürfte das Erdbeben den Berechnungen zufolge hier noch eine Magnitude von 2.0 gehabt haben. „Trotz des recht großen Schütterradius von rund 20 Kilometern, wurde das Beben nur von wenigen Personen wahrgenommen“, konstatieren die Experten. Grund dafür seien neben der geringen Intensität wohl vor allem die Uhrzeit am späten Nachmittag sowie der Berufsverkehr gewesen.

„Vor allem in den urbanen Räumen wird ein solch leichtes Beben kaum von industriellen oder verkehrsbedingten Erschütterungen unterscheidbar sein, wenn es denn überhaupt im Alltagstrubel wahrgenommen wurde“, heißt es weiter. Typische akustische Begleiterscheinungen seien ein leichtes Grollen, so die Experten weiter. Tatsächlich sind Erdbeben in dieser Region gar keine Seltenheit: Das HLNUG machte 2023 die Taunusregion gar als Hessens Erdbeben-Hotspot aus. Besonders rund um Bad Schwalbach kommt es seit 2018 zu ganzen Serien kleinerer Erdbeben.

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Taunus ist ein Erdbeben-Hotspot, Grund: Der Oberrheingraben

Die Region an der Grenze zu Rheinland-Pfalz und östlich von Bad Schwalbach habe 2023 eine hohe seismische Aktivität mit insgesamt 71 Erdbeben gehabt die maximal eine Stärke 2,2 erreichten, heißt es im Jahresbericht 2023 des HLNUG, der 2024 vorgestellt wurde: „Diese Region ist seit mehreren Jahren für ihre erhöhte seismische Aktivität bekannt.“ Weitere Erdbeben seien im Oberrheingraben, im Mittelrheintal, im Odenwald und im Hintertaunus lokalisiert worden.

Die Erdbeben-Hotspots in Hessen und Rheinland-Pfalz entlang des Rheins. - Karte: HLNUG
Die Erdbeben-Hotspots in Hessen und Rheinland-Pfalz entlang des Rheins. – Karte: HLNUG

2024 gab es östlich von Bad Schwalbach im Taunus bereits mehr als 352 Erdbeben. „2024 war für Hessen ein seismisch sehr aktives Jahr mit vielen Erdbeben im Taunus“, sagte der Leiter des hessischen Erdbebendienstes, Benjamin Homuth, bei der Vorstellung des Jahresberichts 2024: „Ein ähnlich aktives Jahr gab es zuletzt vor 10 Jahren mit damals vielen Erdbeben im Odenwald.“ Der Grund für die Beben liegt indes gar nicht im Taunus, und noch nicht einmal in Hessen: Laut HLNUG sind es Ausläufer der Verschiebungen zwischen der afrikanischen und europäischen Erdplatte, die eigentlich im Mittelmeerraum aufeinander treffen.

„Hessen liegt mitten auf einer tektonischen Platte, nicht auf einer Bruchstelle“, heißt es beim HLNUG: „Dennoch können in Hessen, vor allem in Südhessen, Erdbeben auftreten, weil sich die afrikanische und europäische Erdplatte großräumig bewegen. Dabei dreht sich die afrikanische Platte gegen den Uhrzeigersinn und mit ihr Italien und die Adria.“ Dies verursache Druck auf den Oberrheingraben, der von der Schweiz über den Frankfurter Raum bis in die niederrheinische Bucht verläuft.

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Erdbebenschwarm unter dem Laacher See Anfang Oktober

„Durch den Druck der Plattenbewegung und die Lösungsprozesse der Gesteinsblöcke kommt es zu Erdbeben im Oberrheingraben“, so die Experten weiter. Die seine allerdings meist nur schwach – pro Jahr gebe es meist aber auch zweimal mäßig starke Erdbeben einer Stärke zwischen 3 und 3,9 auf – und die könnten örtlich auch wahrgenommen werden. Die Verwerfung reicht bis nach Bonn – dort hatte sich just am 8. Oktober ein leichtes Erdbeben der Magnitude 2.3 ereignet. Das Epizentrum lag damals bei Meckenheim – dort findet sich allerdings die sogenannte „Swist-Störung“, ein tektonischer Bruch, der bereits Teil des Niederrheingrabens ist.

Blick von der Terrasse an der Germania, oberhalb von Rüdesheim, ins Mittelrheintal. - Foto: gik
Blick von der Terrasse an der Germania, oberhalb von Rüdesheim, ins Mittelrheintal. – Foto: gik

Das rheinland-pfälzische Landesamt für Geologie und Bergbau hatte jüngst einen ganzen „Erdbebenschwarm“ im Bereicher des Laacher Sees in der Eifel registriert: In der Nacht vom 9. auf den 10. Oktober 2025 sei „eine Erdbebenserie unterhalb des Laacher Sees registriert“ worden, berichtet das Landesamt. Dabei seien bis zum 10. Oktober, 9.00 Uhr, rund 60 schwache und nicht spürbare Erdbeben detektiert worden, die lediglich eine Magnitude unter 1 aufwiesen, aber nur etwa 7 bis 8 Kilometer unter dem Erdboden stattfanden. Auf eine konkrete Gefahrenlage könne man aber nicht schließen.

Offenbar ist im Boden gerade mächtig etwas in Bewegung – in Mainz hatte es zuletzt ein wirklich spürbares Erdbeben 2010 gegeben: Einen Tag vor Weihnachten rissen zwei Beben mit einer Stärke von bis zu 3.4 in den frühen Morgenstunden die Menschen aus dem Schlaf.

Info& auf Mainz&: Aktuelle Erdbebenereignisse in Rheinland-Pfalz und darüber hinaus findet Ihr hier beim Erdbebendienst im Internet auf der Seite des Landesamtes für Geologie und Bergbau. Ein ganzes Dossier zum Thema Erdbeben in Hessen“ findet Ihr hier beim Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie im Internet.