Vor gut 100 Jahren starteten wehrhafte Frauen den ersten Weltfrauentag als Zeichen, dass sie für ihre Rechte zu kämpfen bereit sind – und nicht länger dazu, sich massiv in der Gesellschaft benachteiligen zu lassen. Vor 100 Jahren kämpften Frauen noch für Dinge wie ein eigenes Wahlrecht, ein eigenes Bankkonto, das recht, Arbeiten zu gehen. 100 Jahre später sind diese Dinge erreicht – und doch verdienen Frauen für die gleiche Arbeit weiter weniger als Männer, gehen Frauen seltener Arbeiten, stehen Frauen weitaus seltener an der Spitze von Unternehmen. Wir fallen zurück in alte Rollenbilder, sagen Unternehmerinnen und Frauenrechtlerinnen – die strukturellen Benachteiligungen für Frauen sind noch immer groß. Am Weltfrauentag 2019 stellen wir Euch bei Mainz& Frauen vor, die sich davon nicht haben beirren lassen: 30 Starke Frauen Porträts präsentieren wir Euch bei einer Lesung in der Buchhandlung Kapitel 43 in Rüsselsheim.
„Alte Rollenbilder sind noch immer tief verankert“, sagte etwa Claudia Große-Leege, Geschäftsführerin beim Verband deutscher Unternehmerinnen, gerade der Süddeutschen Zeitung. Die Aufgabenteilung in den Familien sei noch immer traditionell, Frauen verdienen weiter weniger als Männer – und so sind es meist sie, die bei der Frage nach dem Wiedereinstieg nach der Babypause auf ihren Job verzichten. Und auch bei der Suche nach Kapital zur Finanzierung einer Gründungsidee hätten es Frauen weitaus schwerer, sagt Große-Leege: Studien zeigten, dass Männer bei Risikokapitalgebern als „jung und vielversprechend“ gelten, Frauen hingegen als „jung, aber unerfahren“.
Dabei erreichen Frauen im Schnitt höhere Bildungsabschlüsse als Männer, fast 41 Prozent der Frauen machten Abitur, aber nur 30 Prozent der Männer, weiß das Statistische Landesamt für Rheinland-Pfalz. Und 54 Prozent der bestandenen Abschlussprüfungen an Hochschulen werden von Frauen abgelegt. Doch in der Arbeitswelt kehrt sich das Verhältnis schnell um: 61 Prozent der Frauen in Rheinland-Pfalz verdienen weniger als 1.300 Euro netto im Monat – aber nur 28,4 Prozent der Männer. Und nur 7,4 Prozent der Frauen verdienen 2.600 Euro netto pro Monat, aber bei 25,6 Prozent der Männer ist dies der Fall.
Frauen sind häufig teilzeitbeschäftigt, wissen die Statistiker, mehr als jede zweite erwerbstätige Frau arbeitet in Teilzeit (52 Prozent), bei den Männern beträgt die Teilzeitquote nur 9,4 Prozent. Frauen haben demzufolge seltener Führungspositionen: Nur 40 Prozent der abhängig Erwerbstätigen in Führungspositionen sind weiblich – bei den Professoren im Land sind nur 22 Prozent Frauen.
Und gerade zeigte eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW): Auch wenn beide Partner berufstätig sind, die Hausarbeit bleibt noch immer zu8m Großteil an den Frauen hängen. In Paarhaushalten ohne Kinder verbringen Frauen demnach unter der Woche doppelt so viel Zeit mit Kochen und Haushalt wie ihre männlichen Partner, heißt es etwa bei Tagesschau.de. Bei Paaren, deren jüngstes Kind bis zu sechs Jahre alt ist, würden Frauen sogar dreimal so viel Zeit in diese Tätigkeiten investieren.
Das Schlimme dabei: Seit Jahren ändert sich an diesen Zahlen – praktisch nichts. Die Rollenverteilung gerade in Deutschland ist so altbacken, wie in kaum einem anderen europäischen Land, von Italien vielleicht einmal abgesehen. Und dabei gibt es auch in Deutschland echte Powerfrauen, die Kinder und Jobs jonglieren, die sich nicht von Männern die Butter vom Brot nehmen lassen. Frauen, die Unternehmen gründen und leiten, Weingüter modernisieren und Professorenstellen ausfüllen. Die Ingenieurinnen, Wissenschaftlerinnen oder Sängerinnen sind, eine Standseilbahn leiten oder ein Eis-Unternehmen.
Die Geschichten von genau solchen Frauen hat Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein in ihrem neuen Buch „Starke Frauen Porträts“ erzählt. Da ist die Kapitänin, die eine Schifffahrtslinie leitet, eine Chefsvolkswirtin der Hessischen Landesbank. Anderthalb Jahre lang fuhr Gisela Kirschstein kreuz und quer durchs Rhein-Main-Gebiet, spürte spannende Frauen auf, interviewte, fotografierte. Es öffneten sich Türen vom Bankenhochhaus bis hin zur Privatwohnung, sogar die Deutsche Flugsicherung erlaubte einen kurzen Einblick in ihr Allerheiligstes, ihre Kommandozentrale für Fluglotsen, selbst Gefängnistüren waren dabei – und Klostertüren. Auch Schwester Philippa Rath vom Kloster St. Hildegard im Rheingau erzählte, was sie zu dem Schritt bewog, ein Klosterleben zu führen – und dass sie dort, hinter den Klostertüren, das pralle Leben fand.
Margit Sponheimer und Woody Feldmann, die Mainzer Wirtin Astrid Michel und die N’Eis-Gründerin Julia von Dreusche, Kapitänin Bianca Rössler und Sterbebegleiterin Ivana Seeger, Modeschöpferin Anja Gockel und die Winzerinnen Theresa Breuer und Eva Raps – sie alle erzählten uns, wie sie wurden, was sie sind, was sie antrieb, welche Hürden sie zu überwinden hatten. 30 Porträts Starker Frauen sind dabei herausgekommen, seit Dezember könnt Ihr sie alle auf einen Streich in unserem Buch lesen. Und an diesem Freitag könnt Ihr live davon erzählen hören: Am 8. März um 20.00 Uhr bei einer Lesung in der Buchhandlung Kapitel 43 in Rüsselsheim. Kommt vorbei!
Info& auf Mainz&: Lesung „Starke Frauen Portraits“ mit Autorin Gisela Kirschstein am Weltfrauentag 2019, Freitag, den 8. März, in der Buchhandlung Kapitel 43, Marktstraße 32 in Rüsselsheim. Los geht’s um 20.00 Uhr, der Eintritt beträgt 12,- Euro – die Buchhandlung bittet um Voranmeldung, alles dazu findet Ihr hier im Internet. Wir hoffen, wir sehen viele von Euch! Das Buch Starke Frauen Portraits“ ist im Axel Dielmann Verlag erschienen und kostet 18,- Euro. Bestellbar ist es in jeder guten Buchhandlung, oder aber beim Axel Dielmann Verlag direkt – genau hier.