Zum dritten Mal befragt die Landeshauptstadt Mainz in diesem Monat seine Bürger nach ihrem Mobilitätsverhalten: Welches Verkehrsmittel nutzen die Mainzer in der Stadt? Wie bewegen sich Mainzer aus entfernteren Stadtteilen am liebsten fort? Bestätigt sich der Trend zum Radverkehr oder nimmt die Ausstattung der Haushalte mit Autos weiter zu? 16.400 zufällig ausgewählte Haushalte werden in diesen Tagen von der Stadt angeschrieben mit der Bitte, Fragebögen auszufüllen. Die Daten sind wesentlich für die künftige Verkshrsplanung der Stadt.
Bereits 2016 und noch einmal 2019 hatte die Stadt Mainz eine Mobilitätsbefragung durchgeführt, und dabei wichtige Erkenntnisse gewonnen. So zeigten die 2019er-Daten einen deutlich gesteigerten Anteil der Radnutzung – und das, obwohl sich beim Ausbau der Radinfrastruktur bis dahin wenig getan hatte. Gleichzeitig verriet die Mobilitätsbefragung auch: Die mittleren Reiseweiten und -zeiten hatten sich im Vergleich zu 2019 kaum verändert – die Reisezeiten hatten sich nicht verkürzt. Immer mehr Haushalte besaßen zudem Fahrräder – und die Ausstattung der Haushalte mit Pkws hatte ebenfalls zugenommen.
Nun will die Stadt Mainz erneut wissen: wie bewegen sich die Mainzer im Alltag fort? Nutzen sie Busse und Bahnen, oder eher das Fahrrad? Hat sich die Fortbewegungsart verändert – und wie beurteilen die Mainzer das Angebot von Bussen und Bahnen in ihrem Umfeld? Was sind Gründe, den ÖPNV nicht zu nutzen, kein Fahrrad zu fahren und nciht zu Fuß zu gehen?
Umfrage 2019: Mehr Rad, weniger Auto – was hat sich verändert?
2019 hatte die Mobilitätsbefragung ergeben: Im innerstädtischen Binnenverkehr gingen 22,5 Prozent der Befragten zu Fuß, 20,8 Prozent nutzten Busse und Bahnen für alltägliche Wege. Der Anteil des Radverkehrs war auf 24,6 Prozent gestiegen, im bundesweiten Vergleich ein sehr guter Wert. 32,2 Prozent aber nutzten auch im innerstädtischen Binnenverkehr das Auto. Gefragt nach “Quell- und Zielverkehr” mit größerer Reichweite erhöhte sich der Autoanteil sprunghaft auf 60,3 Prozent – nur noch 9 Prozent nutzten dafür das Rad, 25,3 Prozent benutzten den ÖPNV.
Die Stadt will nun wissen: Was hat sich an diesen Zahlen verändert? Schließlich haben sich seit 2019 einige Bedingungen geändert: Seit diesem Mai gibt es das 49-Euro-Ticket für den Nahverkehr, die Corona-Pandemie machte das Homeoffice salonfähig – und in Mainz kamen jede Menge neue Wohngebiete wie der Mainzer Zollhafen oder das Heilig-Kreuz-Areal hinzu. Die Beteiligten an der Umfrage sollen deshalb auch genau angeben, wo sie wohnen und welche Verkehrsmittel sie an einem Tag X benutzen, um etwa zur Arbeit, zum Sport oder zu Freizeitvergnügen zu kommen.
Neu ist an der Mobilitätsumfrage nämlich: Die Befragten werden gebeten, ihr Mobilitätsverhalten an einem bestimmten Stichtag zu schildern. Auswählen kann man dabei unter sechs Tagen im Juni, die Daten dürften für die Stadt ausgesprochen spannend werden. Ausgewählt wurden per Zufallsstichprobe 16.400 Personen aus dem Einwohnermelderegister, erstmals soll die Befragung durch eine regionale Verteilung auch für die Stadtteile aussagekräftig werden. Mit der Durchführung beauftragt wurde das Hildener “büro stadtVerkehr”, dieses habe langjährige Erfahrung in Mobilitätsbefragungen, hieß es von Seiten der Stadt.
Daten für Verkehrsplanung, Ergebnisse im Herbst
Man sei auf die neuen Daten angewiesen, um eine umweltgerechte und an den demografischen und gesellschaftlichen Wandel angepasste Verkehrsplanung zu entwickeln, sagte Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) im Vorfeld. Genutzt würden die Daten für eine gesamtstädtische Verkehrsstrukturplanung über die Radverkehrsplanung, Schulwegesicherung, den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs bis hin zu Städtebaumaßnahmen. Die Mitwirkung ist freiwillig, allerdings: Je mehr Daten eingehen, umso genauer wird das Bild.
Die Befragung erfolgt anonym, die Fragebögen können auch online im Internet ausgefüllt werden – dafür erhalten die Befragten einen speziellen Zugangscode. Auch ist eine Teilnahme mündlich am Telefon möglich, die Daten würden ausschließlich für diese Mobilitätsbefragung genutzt, versichert die Stadt. Es werde zudem nicht nach Haupt- und Nebenwohnsitz unterschieden, auch Alter oder Nationalität spielten keine Rolle. Gefragt wird zudem nach dem Anteil von E-Autos oder auch E-Scootern – und was die Mainze4r bewegen könnte, ihr Auto stehen zu lassen.
Die Befragten können zudem Kritik und Verbesserungsvorschläge abgeben – 2022 hatte Rheinland-Pfalz beim bundesweiten Mobilitätsbarometer besonders schlecht abgeschnitten: Nur 51 Prozent gaben an, an ihrem Wohnort mit Bus und Bahn gut angebunden zu sein, das war der vorletzte Platz im Ländervergleich. Und auch die Radwege sahen vergangenes Jahr 62 Prozent der Rheinland-Pfälzer als nicht ausreichend sicher an – die Zahlen sind allerdings über das ganze Land hinweg gemittelt. Allerdings schneidet Mainz auch regelmäßig beim Fahrradklimatest nur mittelmäßig ab.
Die Mobilitätsbefragung will nun bis spätestens Ende August alle Daten zusammen haben, die ersten Ergebnisse will die Stadt im Herbst präsentieren. Der Abschlussbericht samt Feinabstimmung soll dann im Winter 2023 vorgelegt werden.
Info& auf Mainz&: Infos zur Mobilitätsbefragung findet Ihr auch hier bei der Stadt Mainz im Internet. Das Ingenieurbüro stadtVerkehr hat für die Dauer der Befragung einen Infoservice eingerichtet, der unter der Telefonnummer +49 2103 91159-17 zu erreichen ist, und zwar , Montag bis Freitag von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Fragen können auch per Mail an die städtische Service-Adresse Mobilitaetsbefragung2023stadt.mainzde geschickt werden.