Michael ist 52 Jahre alt und bereits Abgeordneter im Deutschen Bundestag, seine Kollegin Anna ist 36 Jahre jung – gemeinsam mit Andreas und Thomas werden sie den deutschen Bundestag dominieren. Das Jobportal Indeed hat ausgewertet, wer für den Deutschen Bundestag antritt, die Daten zeigen: Am häufigsten vertreten ist Michael, 52 Jahre und Berufspolitiker. Zweithäufigster Beruf der Kandidaten ist erstaunlicherweise: Student, gefolgt von Jurist und Rentner. Immerhin: Der Anteil der Unternehmer und Selbstständigen wird steigen, Diversität allerdings ist rar – nur sehr wenige Kandidaten haben einen internationalen oder Migrationshintergrund.

Der Deutsche Bundestag bleibt weiß, zu 70 Prozent männlichen und wird von klassischen Berufsgruppen mit sehr gängigen deutschen Namen dominiert – das steht schon vor der Bundestagswahl am 23. Februar fest. Denn unter den Bewerbern für den Bundestag tragen allein 82 den Vornamen „Michael“, gefolgt von Andreas (75) und Thomas (71) – wer also diese Namen ins Parlamentsrund ruft, hat gute Chancen, dass sich mehrere Dutzend Hände heben. Bei den Frauen hat man die besten Chancen mit Anna: Gleich 28 Bewerberinnen hören auf diesen Namen, der zweithäufigste Frauenname ist Anja (21), gefolgt von Julia (20).
32 Prozent der Kandidaten sind im übrigen Frauen, der durchschnittliche Abgeordnete im neuen Deutschen Bundestag ist deshalb männlich, 52 Jahre alt – und Berufspolitiker: Gleich 587 von derzeit 733 Mitgliedern des Deutschen Bundestags wollen da auch wieder rein. Das ist die mit Abstand größte Berufsgruppe, gefolgt von Student (248 Kandidaten), Jurist (238) und Rentnern (210). Der Berufsstand der Lehrer kommt mit 130 Kandidaten „erst“ auf Platz 5, gefolgt von Angestellten (103).
Wenig Diversität: Menschen mit Migrationshintergrund kaum vertreten
Das Jobportal Indeed hat sich wie schon 2021 die Daten aller 4.506 Kandidaten für den Deutschen Bundestag vorgenommen, und daraus Rankings für Namen und Beruf erstellt. Die wohl wichtigste Erkenntnis: divers ist da so gut wie nichts. Von Claudia bis Paul, von Kevin bis Susanne und Birgit – erst auf Platz 227 steht ein Vorname wie Ali, vier Kandidaten dieses Namens bewerben sich für den Deutschen Bundestag. Weiter hinten folgen drei Deryas (Platz 276) und jeweils zwei Tareks oder Seraps (Platz 339). Einer davon: Der frühere hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne).

„Es gibt weiter offensichtlichen Nachholbedarf hinsichtlich der Diversität der Kandidaten für den neuen Deutschen Bundestag“, kommentierte das Frank Hensgens, Geschäftsführer DACH von Indeed, und das betreffe eben auch die Herkunft und den beruflichen Hintergrund. „Wie in der Wirtschaft dominieren Männer mit eher homogenem Profil das Bewerberfeld“, konstatierte Hensgens. Menschen mit Migrationsgeschichte seien offensichtlich unterrepräsentiert, dabei könnten sie besonders wertvolle Erfahrungen einbringen, gerade beim Thema Einwanderung.
„Mehr Vielfalt im Bundestag wäre wünschenswert, da sie nachweislich bessere Ergebnisse, Kreativität und Innovation fördert“, sagte Hensgens. Immerhin: Auch 39 Polizeibeamte, 31 Erzieher und 22 Krankenpfleger wollen sich im Bundestag politisch engagieren und brächten somit „Arbeitserfahrung aus den Berufen mit, die die Gesellschaft ‚am Laufen‘ halten und nicht selten durch strukturellen Arbeitskräftemangel geprägt sind“, sagte Hensgens weiter. Unter den häufigeren Berufen sind außerdem 51 Ärzte und 39 Ingenieure, zu Journalisten oder weiteren sozialen Berufen schweigt sich die Datenauswertung leider aus.
Anteil an praktischer Wirtschaftskompetenz: steigend
Mut mache ihm aber „der steigende Anteil an praktischer Wirtschaftskompetenz unter den Kandidaten, da solche Kenntnisse entscheidend für die Bewältigung unserer wirtschaftlichen Probleme sind“, betonte Hensgens weiter. So kandidieren für den neuen Bundestag auch 89 Geschäftsführer, 74 Unternehmer sowie 60 Selbstständige, aus welchen Branchen wird dabei allerdings leider nicht aufgeschlüsselt. Auch zum Thema Landwirte gibt es keine Angaben, es werden aber 41 Betriebswirte aufgeführt.

Stark vertreten ist auch der digitale Bereich, hier bewerben sich unter anderem 36 Softwareentwickler, 11 IT-Berater, neun Softwareingenieure, acht Techniker sowie sechs IT-Systemadministratoren. Mit eher ausgefallenen Berufen seien zudem die Mitglieder der Satirepartei „Die PARTEI“ aufgefallen, konstatiert Indeed weiter: „Die Kandidaten üben laut Angaben die sicher nicht ganz ernst gemeinten Jobs als Biersommelier und Flaneur aus.“ Zum Biersommelier können wir die Kollegen allerdings beruhigen: Den Beruf gibt es wirklich, der internationale Verband der Diplom-Biersommeliers bietet sogar eine waschechte Ausbildung dazu an.
Allerdings hat nur ein Bruchteil der rund 4.500 Kandidaten auch die Chance, in den Bundestag einzuziehen: Die Zahl der Sitze im 21. Deutschen Bundestag wurde durch die Wahlrechtsreform 2023 auf 630 begrenzt. Gerade für den Wahlkreis Mainz könnte das gravierende Folgen haben: Der Wahlkreis könnte künftig im Deutschen Bundestag mit gar keinem Direktkandidaten mehr vertreten sein – mehr dazu später auf Mainz&.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Jobportal Indeed findet Ihr hier im Internet. Mehr zur Bundestagwahl 2025 findet Ihr ausführlich und auch mit Blick auf Mainz in unserem großen Mainz&-Dossier zur Bundestagswahl. Mehr zu den Direktkandidaten im Wahlkreis Mainz lest Ihr hier und hier.