Seit Anfang März stand mitten auf dem Mainzer Markt nur ein trostloser Bauzaun, nun kehrt das Markenzeichen der Mainzer Mitte zurück: Die Heunensäule ist wieder da! Am Mittwoch wurde die 6,40 Meter hohe und 16 Tonnen schwere Sandsteinsäule wieder an ihren angestammten Platz gehoben. Anlass des Exils war die Säuberung des Sandfangs unterhalb der Säule, der derzeit instand gesetzt und gesäubert wird. Die Heunensäule steht erst seit 1975 auf dem Mainzer Markt, ihr Alter schätzen Experten aber auf über 1000 Jahre – und das hat auch etwas mit dem Bau des Mainzer Doms zu tun.

Die Heunensäule ist für gewöhnlich das Zentrum des Mainzer Markts. - Foto: gik
Die Heunensäule ist für gewöhnlich das Zentrum des Mainzer Markts. – Foto: gik

Um sie herum tobt normalerweise das bunte Marktleben, und an Weihnachten trägt sie den Lichterhimmel zum Mainzer Weihnachtsmarkt: Die Heunensäule markiert im wahrsten Sinne den Mittelpunkt von Mainz. Doch seit Anfang März schauten die Mainzer stattdessen auf einen schnöden Bauzaun: Die Heunensäule war abgebaut. Der Grund: Sanierung und Säuberung, und zwar von Säule und Schmutzfang. An diesem Mittwoch kehrte der Sandstein-Monolith nach zehn Wochen Sanierung endlich an ihren angestammten Platz zurück.

Die Geschichte der 6,40 Meter hohen und 1,20 Meter dicken Sandsteinsäule ist wahrlich eine besondere: Die Säule steht zwar erst seit 1975 auf dem Markt in Mainz, doch ihr Alter wird auf mehr als 1.000 Jahre geschätzt. Denn die Säule stammt aus dem fränkischen Miltenberg, dort liegen die Heunensäulen in einem Felsenmeer am Osthang der Berge, in der Schleife eines von Miltenberg nach Mainbullau führenden Weges – es sind die Reste eines alten Steinbruchs der Bullauer Berge, wie man bei der Stadt Mainz weiß.

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Sandstein-Monolith wurde wohl für Mainzer Dom gefertigt

Die gigantischen Sandsteinsäulen seien wahrscheinlich im 11. Jahrhundert „aus vorauseilender Geschäftstüchtigkeit bereits vor Auftragserteilung fertiggestellt“, heißt es im Internetlexikon Wikipedia. Bei der Stadt Mainz ist man da etwas vorsichtiger: „Bei den Miltenberger Säulen handelte es sich wohl um Reste eines Großauftrages an die  Steinmetze, der nicht vollständig abgerufen wurde, oder um fehlerhafte Stücke“, heißt es hier. Tatsache ist: Es soll einmal 42 dieser Riesen-Säulen gegeben haben, im 17. oder 18. Jahrhundert waren jedenfalls noch 14 Stück, um 1960 noch acht bekannt.

Ausheben der Heunensäule auf dem Mainzer Markt im März 2025. - Foto: RIGA Kran
Ausheben der Heunensäule auf dem Mainzer Markt im März 2025. – Foto: RIGA Kran

Bestimmt waren die Säulen aber mit hoher Wahrscheinlichkeit für das berühmteste Großbauwerk des 11. Jahrhunderts: den Mainzer Dom St. Martin. „Nach einer Theorie waren die Heunensäulen einst für den unter Erzbischof Willigis errichteten, und 1009 abgebrannten Vorgängerbau des heutigen Martinsdomes bestimmt gewesen“, heißt es bei der Stadt Mainz. Diese Vermutung werde gestützt durch die Tatsache, dass in der Zeit um das Jahr 1000 kein anderes Bauprojekt an Rhein oder Main in vergleichbarer Größe entstand – und der Kölner Dom habe bereits Pfeiler besessen.

Dazu kommt: Älteste Teile im Mauerwerk des Mainzer Doms sind ebenfalls Felssandsteine aus der Miltenberger Gegend, ein Auftrag an die dortigen Steinmetze wäre also naheliegend. Tatsache ist: Die Stadt Miltenberg stiftete die Heunensäule zum 1.000-jährigen Domjubiläum im Jahr 1975, zu dem auch der Mainzer Markt neu gestaltet wurde. Seither markiert die Heunensäule das Zentrum von Mainz, dazu erzählt ihr Bronzesockel  zahlreiche Episoden aus der Mainzer Stadtgeschichte: Abgebildet sind dort unter anderem der Helm eines römischen Legionärs, eine Bischofsmitra und eine Narrenkappe.

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Sandfang und Säule wurden gesäubert und saniert

Und genau dieser Sockel war nun auch der Anlass für das Exil der Heunensäule: Denn unter der Säule befindet sich ein Sandfang, er dient zur Aufnahme von Sand und Schlamm, bevor das Regenwasser in die Kanalisation abgeleitet wird. Der Sandfang muss in regelmäßigen Abständen gereinigt werden und werde auch weiter wie geplant instand gesetzt, teilte die Stadt Mainz am Mittwoch mit – sowohl Zeit- als auch Kostenrahmen würden eingehalten. Restarbeiten würden noch erledigt, die Baustelle soll endgültig am 13. Juni abgeschlossen sein.

Bauzaun statt Wahrzeichen: So sah der Mainzer Markt für rund zehn Monate aus. - Foto: gik
Bauzaun statt Wahrzeichen: So sah der Mainzer Markt für rund zehn Monate aus. – Foto: gik

Dieses Mal wurde aber auch im Zuge der Arbeiten die Heunensäule behutsam abgebaut, um den Sandfang zu sanieren und die Säule selbst gründlich zu überprüfen und die Oberfläche zu reinigen. „Mit der Wiederaufstellung der Heunensäule wird nicht nur ein Stück Mainzer Geschichte zurückgebracht, sondern auch die Infrastruktur am Markt nachhaltig verbessert“, betonte die Stadt.

Bei der Firma RIGA Kranbau zeigte man sich bereits im Vorfeld aufgeregt: Am Mittwoch werde die Säule „von uns mit einem Tandemhub wieder auf ihren Sockel gehoben – ein echtes Highlight für alle, die Krane, Technik und Geschichte lieben“, hieß es auf Facebook. RIGA Kran hatte die Säule auch Anfang März aus ihrer Verankerung gehoben und abtransportiert.

Info& auf Mainz&: Die Details zur Heunensäule und ihrer Geschichte findet Ihr hier auf der Homepage der Stadt Mainz.