Im Mai hatte die Deutsche Bahn die Landeshauptstadt Mainz großflächig vom Zugverkehr abgehängt, Grund waren gleich mehrere Baustellen auf Strecken gen Norden und gen Süden. Für besondere Empörung sorgte dabei, dass die Bahn das Baustellen-Chaos im Vorfeld so gut wie nicht kommuniziert hatte – das soll sich ändern: Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) lädt nun im Herbst zum „Bahn-Gipfel“ nach Mainz. Dabei soll es um bessere Koordination und schnelleren Ausbau von Bahnstrecken gehen, auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) ist eingeladen.

Anfang Mai war mit nur zwei Tagen Vorlauf bekannt geworden, dass die Städte Mainz und Wiesbaden durch Baustellen der Deutschen Bahn wochenlang auf gleich drei wichtigen Verbindungswegen mit Zügen kaum noch zu erreichen sein würden, das führte zu scharfer Kritik. Der Zweckverband ÖPNV Rheinland-Pfalz Süd schimpfte, das Baustellenmanagement der DB InfraGo lasse „keinerlei Konzeption mehr erkennen“, „unzureichende Baustellenplanungen“ seien an der Tagesordnung, es fehle „jegliche Konzeption, bzw. eine Berücksichtigung der Kundenbelange.“
Auch die beiden Oberbürgermeister von Mainz, Nino Haase (parteilos) und Wiesbaden, Gert-Uwe Mende (SPD) zeigten sich entsetzt, weil die Bahn weitgehend ohne Vorankündigung wichtige S-Bahn-Linien einfach kappte, der ÖPNV in der Verbindung zweier benachbarter Landeshauptstädte komme „nahezu zum Erliegen“, schimpfte Haase damals. Und selbst die rheinland-pfälzische Mobilitätsministerin Katrin Eder (Grüne) schimpfte: „Wir werden das scheibchenweise Abhängen von Rheinland-Pfalz durch die Bahn nicht akzeptieren!“
Bahn-Gipfel im Oktober: Koordination, Investitionen, Prioritäten
Damit sich solches nicht wiederholt, lädt nun der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer medienwirksam zum „Bahn-Gipfel“: Am 28 Oktober – also gut vier Monate vor der Landtagswahl im März 2026 – werde er gemeinsam mit dem Vorstand der DB AG einen Gipfel veranstalten, „der sich mit den anstehenden Investitionen in die Bahninfrastruktur in Rheinland-Pfalz befassen wird“, kündigte Schweitzer am Dienstag an.

Anlass ist indes nicht nur das letzte Bahnchaos sowie die Sanierungsvorhaben an den Rheintalstrecken, sondern auch der Bund: Durch die Mittel aus dem Sondervermögen „Infrastruktur“ würden neue Investitionsmöglichkeiten geschaffen, betonte Schewitzer: „Ziel des Gipfels ist, eine Verständigung über Prioritäten und die konkrete Umsetzung von Investitionen in Rheinland-Pfalz mit allen Verantwortlichen zu erzielen.“ Das sei notwendig für eine effiziente Aufgabensteuerung und eine Langfristplanung für die Bahnverkehre in und nach Rheinland-Pfalz.
Teilnehmen an der Konferenz werden zudem die rheinland-pfälzischen Ministerinnen für Mobilität, Katrin Eder (Grüne), und für Wirtschaft, Daniela Schmitt (FDP), dazu ist aber auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) eingeladen. „Wir haben in Rheinland-Pfalz bereits ein gutes Angebot auf dem Schienennetz“, betonte Eder, es herrsche dennoch „Handlungsbedarf“: Das Bahnnetz komme immer stärker an seine Kapazitätsgrenzen, daher müssten das Bestandsnetz ausgebaut und Engpässe beseitigt werden, damit mehr Züge pünktlich fahren könnten.
Rheinland-Pfalz will mehr Bahnstrecken reaktivieren
„Investitionen in die Schieneninfrastruktur sind ein entscheidender Faktor für den Wirtschaftsstandort Rheinland-Pfalz“, unterstrich Schmitt zudem. Gerade für den Logistik- und Güterverkehr seien leistungsfähige und verlässliche Bahnverbindungen ein echtes Standortargument. „Wer im internationalen Wettbewerb bestehen will, muss dafür sorgen, dass Waren sowie Reisende und Pendler pünktlich und effizient ans Ziel kommen“, fügte sie hinzu.
Rheinland-Pfalz hatte Ende Juni angekündigt, mehr Bahnstrecken reaktivieren zu wollen und Nutzen-Kosten-Prüfungen für insgesamt zwölf Strecken in Auftrag gegeben. Dazu gehören unter anderem die „Glahntalbahn“, die „Eifelquerbahn“ sowie die „Zellertalbahn“ – die ganze Liste findet Ihr hier. Untersucht werden dabei laut Mobilitätsministerium die Resilienz des Systems (um Zugausfälle zu vermeiden), das touristische Potenzial besonders an Wochenenden, die Verknüpfung mit Bus- und Bahnlinien, die Anbindung an den Wohnort, Umwelt- und Klimaschutz sowie CO2-Einsparungen.
Bislang waren Reaktivierungen von Bahnstrecken in Rheinland-Pfalz allerdings nur selten von Erfolg gekrönt, eine Liste still gelegter Bahnstrecken in Rheinland-Pfalz findet sich hier bei Wikipedia.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Baustellenchaos bei der Deutschen Bahn im Mai 2025 könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen.