Ein Kopenhagener Planungsbüro soll die neue Machbarkeitsstudie für eine Radschnellverbindung zwischen Mainz und Wiesbaden erstellen. Das Tiefbau- und Vermessungsamt habe nach einer umfassenden Ausschreibung das Planungs- und Beratungsunternehmen Ramboll damit beauftragt, teilte die Stadt Wiesbaden am Montag mit. Ende 2019 hatte das hessische Verkehrsministerium die Gelder für die Machbarkeitsstudie bewilligt, nun sollen die Kopenhagener nach einer geeigneten Trasse für einen Radschnellweg zwischen dem Wiesbadener Hauptbahnhof und der Mainzer Neustadt suchen.

Bislang führt der schönste Radweg von Mainz nach Wiesbaden am Rhein entlang - der schnellste Weg ist das aber nicht unbedingt. - Foto: gik
Bislang führt der schönste Radweg von Mainz nach Wiesbaden am Rhein entlang – der schnellste Weg ist das aber nicht unbedingt. – Foto: gik

81.000 Euro hatte das Verkehrsministerium der Stadt Wiesbaden für die Durchführung einer Machbarkeitsstudie bewilligt, das war allerdings bereits vor genau einem Jahr. Der Grund: Eine vom Land 2018 durchgeführte landesweite Analyse zu Radschnellverbindungen sah insbesondere zwischen Wiesbaden und Mainz ein sehr hohes Potenzial für den Alltagsradverkehr  – für viele Pendler ist das keine Überraschung. Inzwischen dürften sich die Zahl der Radpendler zwischen den beiden Landeshauptstädten noch deutlich gesteigert haben, doch noch immer fehlt eine schnelle und geradlinige Verbindung, besonders aber eine schnelle und direkte Trasse über den Rhein.

Nun sollen also Kopenhagener Experten helfen: Ramboll habe den Auftrag, vom geplanten Startpunkt am Wiesbadener Hauptbahnhof aus über Amöneburg bis zur Mainzer Neustadt „die Topographie vertieft zu analysieren und die optimale Trasse zu finden“, heißt es von Seiten der Stadt Wiesbaden. Dabei könne auf Vorstudien zur „Salzbachtalroute“ aufgebaut werden. „Die Stadtzentren von Wiesbaden und Mainz liegen gerade einmal zehn Kilometer auseinander, was dank des Siegeszugs der E-Bikes eigentlich keine Entfernung mehr ist“, sagte der Wiesbadener Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Grüne). Man wisse von vielen Pendlern, dass sie gerne zwischen Wiesbaden und Mainz auf das Rad umsteigen wollten, „wenn es eine attraktive und komfortable Direktverbindung gäbe“.

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Wiesbaden bastelt derzeit an neuen Radverbindungen, wie hier die Umweltspur auf dem Ersten Ring. - Foto: Stadt Mainz
Wiesbaden bastelt derzeit an neuen Radverbindungen, wie hier die Umweltspur auf dem Ersten Ring. – Foto: Stadt Mainz

Die Radschnellverbindung sei deshalb „ein wichtiger Beitrag zur Entlastung des Straßenverkehrsnetzes“, betonte Kowol. Sie sei allerdings baulich „nicht ganz trivial, da für einen möglichst geradlinigen Verlauf diverse Ingenieurbauwerke wie Brücken notwendig sind“, führte der Dezernent weiter aus. Für die Machbarkeitsstudie habe nun ein international renommiertes Planungsbüro gewonnen werden können, das unter anderem bereits in Kopenhagen und Berlin seine Kompetenzen unter Beweis gestellt habe. Auch die Wiesbadener Rhein-Stadtteile sollten an die Strecke angeschlossen werden.

Mainz und Wiesbaden seien schon jetzt „durch die verschiedenen Verflechtungen über Wohnen, Arbeiten und Freizeitgestaltung eng miteinander verbunden“, sagte auch die Mainzer Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne). Könnten diese Wege künftig auch mit dem Rad komfortabler und direkter zurückgelegt werden, bedeute das einen Gewinn für die Mobilitätsentwicklung in unserer Region. Eder verwies auch darauf, dass in Mainz bereits 25 Prozent der innerstädtischen Wege per Rad zurückgelegt werden. „Gerade auch durch die Vielfalt der Radmodelle und die steigende Nutzung von Lastenrädern sehe ich großes Potential für die Radschnellverbindung zwischen Wiesbaden und Mainz“, betonte Eder.

Fahrradbrücke am Kopenhagener Hafen: Fußgänger und Radfahrer ordentlich getrennt. - Foto: gik
Fahrradbrücke am Kopenhagener Hafen: Fußgänger und Radfahrer ordentlich getrennt. – Foto: gik

Ramboll ist ein Ingenieur- und Managementberatungsunternehmen dänischen Ursprungs und beschäftigt eigenen Angaben zufolge mehr als 16.500 Mitarbeitende in 35 Ländern. Die Deutschland-Zentrale befindet sich in Hamburg. Die Kopenhagener sind unter anderem deshalb so interessant, weil die dänische Hauptstadt Kopenhagen inzwischen als absolute Vorzeigestadt für den Umbau zu einer modernen Mobilität gilt: In der Innenstadt etwa werden Autos gezielt in moderne Parkhäuser gelenkt, Radfahrer haben ihre eigenen, breiten Radtrassen und fahren sicher und streng getrennt von Autoverkehr oder Fußgängern durch die Innenstadt. Das Rad gilt inzwischen in Kopenhagen als wichtigstes innerstädtisches Verkehrsmittel – auch dank der breiten und sicheren Wege.

Auch in Deutschland sind die Dänen schwer aktiv: 2019 habe Ramboll die Ausschreibung für sechs der zehn Berliner Radschnellverbindungen gewonnen, teilte die Stadt Wiesbaden mit. Seitens der Landeshauptstadt Wiesbaden werde man das Großprojekt von der Amtsleitung des Tiefbau- und Vermessungsamtes und dem städtischen „Radbüro“ betreuen, auch eine Koordination mit dem Mainzer Radbüro soll es geben. Wann die Machbarkeitsstudie vorliegen soll, teilte die Stadt Wiesbaden nicht mit.

Radweg auf der Mainzer Kaiserbrücke: Eng und in schlechtem Zustand, vor allem die Treppenaufgänge sind ein Problem. - Foto: gik
Radweg auf der Mainzer Kaiserbrücke: Eng und in schlechtem Zustand, vor allem die Treppenaufgänge sind ein Problem. – Foto: gik

Spannend dürfte dabei auch die Frage werden, auf welchem Weg die Planer den Radschnellweg über den Rhein führen wollen – und ob dann endlich die Auffahrtsrampen an der Kaiserbrücke, der Eisenbahnbrücke zwischen Amöneburg und der Mainzer Neustadt, kommen. Eder hatte im April 2018 angekündigt, Mainz wolle sich für Gelder des Bundes bewerben – die Stadt Wiesbaden geht etwa davon aus, dass eine der Radspindeln rund 3,4 Millionen Euro kostet. Getan hat sich seitdem aber nichts, vielleicht verhilft der Radschnellweg den Radspindeln jetzt ja zur Umsetzung.

Info& auf Mainz&: Mehr zu dem geplanten Radschnellweg zwischen Mainz und Wiesbaden sowie der Frage, welche Art von Radwegen sich Radfahrer laut Fahrrad-Monitor wünschen, lest Ihr hier auf Mainz&. Mehr zu den Ankündigungen in Sachen Radwege und Radspindeln an der Kaiserbrücke auf Mainzer Seite könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen.

 

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