Tja, die Freigabe der Schiersteiner Brücke für den Verkehr verschiebt sich immer weiter nach hinten. Erst hieß es Ende März, dann vor Ostern, dann nach Ostern – und jetzt erst am Wochenende 11./12. April. Keine Frage: Sicherheit geht bei so einem Projekt definitiv vor. Dennoch: Die Pendler werden damit erst in der Woche nach Ostern wissen, ob sie weiter Mega-Umwege fahren müssen. Das Unternehmen Brückenreparatur ist offenbar komplizierter als gedacht – oder als bisher zugegeben….

Schiersteiner Brücke - Hilfspfeiler neben kaputtem Pfeiler - Foto gik
Unterstützung durch Hilfspfeiler: der kaputte Pfeiler kriegt Hilfe – Foto: gik

Verkehrsminister Roger Lewentz (SPD) verbreitete jedenfalls am Mittwoch bei einer erneuten Brückenbesichtigung Zuversicht: „Wir sind guten Mutes“, sagte Lewentz, es werde rund um die Uhr gearbeitet. „Wir gehen im Augenblick davon aus, dass wir die Brücke belasten können“, betonte der Minister, und rief dazu auf: „Wir müssen uns jetzt gegenseitig die Daumen drücken.“  Denn das Unternehmen Brücke ist alles andere als einfach.

Derzeit werden der kaputte Pfeiler sowie sein gesunder Nachbar von gleich zwölf Hilfspfeilern umgeben. Offenbar will man unter allen Umständen verhindern, dass die Zahl der tragfähigen Stützen nicht ausreichen könnte. Derzeit entsteht unter der Brücke also ein kleiner Wald von Pfeilern.

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Schließen sich die mehr als 100 Risse?

Am 2. April dann wird es so richtig spannend: Dann beginnen die Ingenieure mit dem Anheben der Brücke. Dafür kommen insgesamt 20 Pumpen zum Einsatz, die auf acht Pfeiler montiert werden. Langsam, ganz langsam sollen sie die um 30 Zentimeter abgesackte Brücke Zentimeter um Zentimeter wieder nach oben bringen. Und die spannende Frage ist: was passiert dann?

Die Brücke habe mehr als 100 Risse durch den Unfall am 10. Februar davon getragen, sagte der Geschäftsführer des Landesbetriebs Mobilität, Bernd Hölzgen. Eigentlich sollten sich die Risse beim Anheben schließen, tun sie das nicht, werden alle Risse über vier Millimeter Größe mit Zementmilch verfugt. Auch jetzt schon kommen an den Rissen Messgeräte zum Einsatz, und das gleich mehrere. Man hat den Eindruck: Die Bauleute sind nervös.

Schlimmstenfalls bricht die Brück durch…

Schiersteiner Brücke - Messgeräte und Risse am rechten Pfeiler - Foto gik
Risse, Messgeräte, kaputter Pfeiler – üble Sache unter der Schiersteiner Brücke – Foto: gik

Umfallen könne die Brücke nicht, sagte uns der Wormser Leiter des Landesbetriebs, Bernhard Knoop, aber der schlimmste Fall wäre auch nicht besser: Die Brücke könne beim Anheben durchbrechen, räumte Knoop ein, und wir hatten den Eindruck, dass dies nicht nur ein theoretischer Fall ist… Das wäre der Tod der Vorbrücke. Die müsste dann schleunigst abgerissen werden, um Platz für die Behelfsbrücke des Bundes zu schaffen. Die wiederum würde dann auf den bestehenden Pfeilern montiert, das Ganze würde drei Wochen dauern. Kosten: 100.000 Euro.

Muss denn dann für die Behelfsbrücke Miete bezahlt werden? haben wir gefragt. „Wir hoffen, dass der Bund sie uns kostenlos überlässt“, sagte LBM-Leiter Bernd Hölzgen. Aha.. Natürlich haben wir noch einmal nachgehakt, was denn nun die Ursache des ganzen Unglücks angeht. „Wir haben ein Gutachten in Auftrag gegeben, das genau das klären soll“, sagte Lewentz. Man gebe dem viel Geld dafür, dass er das erfasst, ergänzte Hölzgen. Man rechne mit einem Ergebnis noch 2015.

Schiersteiner Brücke: auf Sand gebaut

Passiert war das Ganze ja, als Beton in den Untergrund neben den alten Pfeilern gepresst wurde, um für die ohnehin geplanten Stützpfeiler Fundamente zu schaffen. Dabei verrutschte offenbar irgendetwas im Untergrund, was dazu führte, dass der rechte Pfeiler sich um 20 Zentimeter schief stellte. Wie das geschehen konnte? Nun, uns fiel dazu ein, dass schließlich auch die Brücke auf dem Mainzer Sand steht. Stimmt, sagte Hölzgen.  Die Schiersteiner Brücke ist also im wahrsten Sinne des Wortes auf Sand gebaut…

Schiersteiner Brücke - Unterstützung für linken Pfeiler nah - Foto gik
Unterstützung für den unbeschädigten linken Pfeiler – Foto: gik

„Das mit dem Mainzer Sand war uns klar“, sagte Hölzgen weiter, man habe den Grund deshalb untersuchen lassen. Ist die Brücke angehoben, werden die Statiker und Ingenieure noch einmal prüfen und rechnen, ob sie denn auch wirklich hält. Dafür müssen sich die Kollegen das Osterwochenende um die Ohren schlagen. Danach wird ganz vorsichtig versucht, die Brücke zu belasten – wir fragen uns schon, wer da als erstes drüber fahren muss… „Wir werden kein Risiko eingehen“, betonte Hölzgen.

Testbelastung sukzessiv erhöhen

Die Testbelastung soll dann sukzessive gesteigert werden, Ziel ist, dass PKWs und kleine Laster bis 3,5 Tonnen Gewicht wieder über die Schiersteiner Brücke rollen können. Spätestens bis zum Ende der Osterferien – das wäre das Wochenende 11./12. April – soll die Brücke wieder frei gegeben werden können. Lewentz kündigte außerdem an, er wolle sich am 13. April mit den geplagten Mainzer Unternehmern und Gewerbetreibenden treffen.

„Es kann nicht mehr so viel schief gehen“, behauptete Hölzgen: „Wir sehen den Termin schon vor uns.“ Na, dann hoffen wir mal, die Experten halten ihn auch fest, damit er nicht noch mehr nach hinten flutscht. 😉 100-prozentige Sicherheit könne es nicht geben, sagte Hölzgen weiter, „wir sind aber zu 97 Prozent sicher, dass es funktioniert.“

Verfahren zum Schaffen von Baurecht startet in 10-12 Monaten

Schiersteiner Brücke - ABSchild und Bis bald größer - Foto gik
Schiersteiener Brücke – bis bald?! – Foto: gik

Was den Bau der Verlängerung der Schiersteiner Brücke auf Mainzer Seite angeht, werden derzeit die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren vorbereitet, das dann wiederum Baurecht schaffen soll. Allein bis zum Fertigstellen der Unterlagen werde das zehn bis zwölf Monate dauern, sagte Hölzgen – da haben wir natürlich sofort gefragt: sooo lange??

Es müssten Verkehrsdaten und Umweltverträglichkeitsprüfungen durchgeführt und/oder aktualisiert werden, hieß es, das dauere. Und ein Gericht werde keine Daten akzeptieren, die älter als vier, fünf Jahre seien. Da wisst Ihr auch gleich, über welchen Zeithorizont wir hier reden…

„Das Projekt steckt im Sand“, kritisierte deshalb am Mittwoch im Mainzer Stadrat der FDP-Verkehrsexperte Walter Koppius.  Und der CDU-Politiker Thomas Gerster nannte Lewentz vor, „Infrastruktur-Verhinderungs-Minister“ zu sein. Er habe ja schon viele Menschen gesehen, die nichts täten, ätzte Gerster, „aber noch nie war einer so langsam dabei.“ Und was das Ende angehe, es werde zwar gesagt, Ende der Osterferien, sagte Gerster – „aber nicht welches Jahr.“ Tja, da hat er nicht Unrecht 😉

Ihr wisst ja, dass in einem Jahr Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz sind, gell?

 

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