Die Stadt Mainz plant, die Öffnungszeiten in ihren Kindertagesstätten deutlich zu reduzieren: Statt wie bisher zehn Stunden, sollen die meisten Kitas künftig eine Regelöffnungszeit von 8,5 Stunden bekommen, das kündigte nun Sozialdezernent Eckart Lensch (SPD) an. 22 der 62 städtischen Kitas sollen wie bisher 10 Stunden Betreuungszeit anbieten. Lensch begründete das mit einer Bedarfsuntersuchung. Das vorhandene Personal solle gezielter in Kernzeiten eingesetzt werden, und so die Betreuung von mehr Kindern ermöglichen.

Leere Räume der Kita in Mainz-Zahlbach (hier bei der Einweihung): Oft nur wenige Kinder in Randstunden. - Foto: gik
Leere Räume der Kita in Mainz-Zahlbach (hier bei der Einweihung): Oft nur wenige Kinder in Randstunden. – Foto: gik

Bislang boten die 62 Kitas der Stadt Mainz in der Regel zehn Stunden Betreuungszeit an und öffneten morgens bereits um 7.00 Uhr, bis 17.00 Uhr reichte die Kernbetreuungszeit. Doch eine Elternbefragung im Jahr 2023 zur Kita-Bedarfsplanung, einer Randzeitenbefragung in städtischen Kitas sowie zwei Beteiligungswerkstätten mit Eltern hätten den Anstoß gegeben, das zu überdenken, sagte der Mainzer Sozialdezernent Eckart Lensch (SPD) nun.

Dabei habe sich nämlich herausgestellt, dass zwar 76,7 Prozent der städtischen Kitas um 7.00 Uhr öffneten, dass aber tatsächlich nur 5,1 Prozent der Eltern ihre Kinder um diese Uhrzeit auch dort hinbringen. Das gilt auch für den Endzeitpunkt: 70 Prozent der städtischen Kitas schließen derzeit um 17.00 Uhr oder um 18.00 Uhr, tatsächlich aber holten nur 3,5 Prozent der Eltern ihre Kinder um diese Uhrzeit ab. „Viele Eltern nehmen weniger Betreuungszeiten in Anspruch, als sie buchen“, stellte Lensch fest, die langen Öffnungszeiten benötigten aber entsprechende personelle Ressourcen.“

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Kitas in Mainz: 8,5 Stunden Betreuungszeit statt 10 Stunden

Die Stadt will nun die Diskrepanz mit einem „neuen bedarfsorientierten Konzept der Öffnungszeiten in städtischen Kitas“ lösen, wie Lensch ankündigte: „Wir versprechen uns davon einen deutlichen Mehrwert: mehr Planungssicherheit für Familien, mehr Entlastung für das Personal, mehr Angebot neuer Kitaplätze, mehr Gewinnung von Fachpersonal sowie mehr Steigerung der Betreuungsqualität.“ Ziel sei es, das vorhandene Personal gezielter in den Kernzeiten einzusetzen und somit die Betreuung von mehr Kindern zu ermöglichen.

Kinder lauschen bei der Eröffnung der Kita Mainz-Zahlbach der Rede von OB Nino Haase (parteilos). - Foto: gik
Kinder lauschen bei der Eröffnung der Kita Mainz-Zahlbach der Rede von OB Nino Haase (parteilos). – Foto: gik

Konkret heißt das: Etwa zwei Drittel der städtischen Kitas sollen statt bisher 10 Stunden künftig eine Regelöffnungszeit von 8,5 Stunden bekommen, und zwar von 7.30 Uhr bis 16.00 Uhr. 22 der 62 städtischen Kitas aber sollen eine Öffnungszeit von 10 Stunden beibehalten, da es Familien und Kinder gebe, die einen entsprechenden Bedarf für diese Betreuungszeiten haben. In diesen 22 Kitas werden nach Angaben der Stadt 44 Prozent aller Betreuungsplätze in Mainz angeboten, der Gesetzgeber sieht übrigens einen Anspruch auf sieben Stunden Betreuungszeit vor.

„Familien benötigen zuverlässige Kita-Öffnungszeiten, mit dem neuen Modell gehen wir darauf und auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Familien ein“, betonte Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos). In 15 Stadtteilen gebe es auch künftig mindestens eine Kita, die 50 Stunden Betreuung anbiete. „So schaffen wir mehr Kita-Plätze und können mehr Familien unterstützen“, sagte Haase weiter. Ihm sei besonders wichtig gewesen, „dass das neue Modell intensiv mit dem Kita-Personal und den Eltern abgestimmt und von Anfang an wissenschaftlich begleitet wurde.“

Änderung nur für Kinder, die neu in Kita aufgenommen werden

Betroffen von der Anpassung sind nur Kinder, die neu in eine städtische Kita aufgenommen werden – für Kinder und deren Familien, die bereits jetzt einen Platz in einer städtischen Einrichtung haben, ändert sich hingegen nichts. Der Prozess der Umstellung der Öffnungszeiten werde sich deshalb über etwa 3,5 Jahre hinziehen, betont die Stadt. Für die Verwaltung ist die Umstellung ein wichtiger Hebel, um mehr Kitaplätze zur Verfügung stellen zu können – bisher kann Mainz nämlich noch immer den bestehenden Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz nicht für alle Kinder erfüllen.

Einweihung der Kita Mainz-Zahlbach. - Foto: gik
Einweihung der Kita Mainz-Zahlbach. – Foto: gik

Allein für die Betreuung der sogenannten Randöffnungszeiten, also vor 8.00 Uhr und nach 16.00 Uhr, müsse jede Kita mindestens vier Fachkräfte bereit halten, rechnet die Stadt weiter vor. Tatsächlich aber seien in den meisten städtischen Kitas gerade während der Randzeiten nur noch wenige, häufig sogar nur eines oder gar keine Kinder anwesend. Die Betreuung während der Randöffnungszeiten binde somit Fachpersonal, das dann wiederum in den Kernöffnungszeiten fehle.

Die Eltern wiederum buchten häufig mehr Betreuungsstunden, als sie tatsächlich benötigten, „um flexibel auf unvorhersehbare berufliche Anforderungen und Pendelzeiten reagieren zu können“, räumt die Stadt ein – oft fehle es aber auch an Informationen über die Flexibilität der Betreuungszeiten.

Info& auf Mainz&: Infos zu Kitas in Mainz findet Ihr hier auf der Homepage der Stadt Mainz.