Die Flüchtlingsunterkunft im Mainzer Allianzhaus bleibt bis zum 9. Juni unter Quarantäne, die Stadt Mainz geht davon aus, dass bis dahin die Infektionswelle mit dem Coronavirus überstanden ist. Bislang wurden von den 132 Bewohnern 52 positiv auf das neue SARS-CoV-2 getestet, Stadt und Gesundheitsamt gehen davon aus, dass diese Zahl noch weiter steigen wird. 31 negativ getestete Personen sollten separat untergebracht werden, diese Personen würden fortlaufend weiter getestet. Die gute Nachricht: Schwer erkrankt sei bisher keine einzige Person.

Das Allianzhaus in der Mainzer Innenstadt ist nach einer Infektionswelle mit dem Coronavirus unter Quarantäne gestellt. - Foto: gik
Das Allianzhaus in der Mainzer Innenstadt ist nach einer Infektionswelle mit dem Coronavirus unter Quarantäne gestellt. – Foto: gik

Am 14. Mai war die erste Infektion bei einem Bewohner der Flüchtlingsunterkunft mitten in der Mainzer Innenstadt entdeckt worden, bei dem Vater einer zehnköpfigen Familie. Elf Personen wurden daraufhin positiv auf das neue Coronavirus getestet, kurz danach drei weitere Fälle entdeckt – am 20. Mai stellte die Stadt das gesamte Wohnheim unter Quarantäne. 132 Menschen lebten ursprünglich in dem Allianzhaus, auf vier Stockwerken sei hier Platz für insgesamt 300 Personen, sagte der Mainzer Sozialdezernent Eckart Lensch (SPD) am Mittwoch auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. In den Zimmern gebe es Platz für bis zu vier Personen, Duschen, Toiletten und Küchen müssen sich die Bewohner eines Stockwerks teilen.

Der Infektionsausbruch im Allianzhaus fällt nun in eine Zeit, in der die von den Behörden gemeldeten Infektionen drastisch gesunken waren. Die Infektionswelle im Allianzhaus ist bereits die zweite in einem Mainzer Flüchtlingsheim, im April waren insgesamt 23 Infektionen in einer Unterkunft in Mainz-Weisenau entdeckt worden, diese Betroffenen sind nach einer Quarantänephase in Gonsenheim inzwischen alle wohlbehalten wieder in ihren alten Unterkünften. Die neue Infektionswelle im Allianzhaus treibt nun die Zahlen in Mainz insgesamt hoch: Für Mainz verzeichnete das Gesundheitsamt nun 20 Infektionen pro 100.000 Einwohner, ohne das Allianzhaus wären es nur drei gewesen. Bei 50 Infektionen pro 100.000 Einwohner müssen die Städte Maßnahmen bis hin zu einem erneuten Lockdown ergreifen, so wurde es zwischen Bund und Ländern vereinbart.

- Werbung -
Werben auf Mainz&
Karte der Neuinfektionen mit dem Coronavirus pro 100.000 Einwohner in Rheinland-Pfalz. - Quelle: SWR, Screenshot: gik
Karte der Neuinfektionen mit dem Coronavirus pro 100.000 Einwohner in Rheinland-Pfalz. Mainz ist dort derzeit der betroffenste Bereich. – Quelle: SWR, Screenshot: gik

Stadt und Gesundheitsamt gehen nun davon aus, dass in den kommenden Tagen weitere Infektionen im Allianzhaus entdeckt werden. „Wir gehen davon aus, dass am Ende der Großteil positiv sein wird“, sagte der Leiter des Gesundheitsamtes, Dietmar Hoffmann. Die Erfahrung zeige, dass wenn Menschen sich ein Zimmer teilten, dass dann bei einer Infektion danach auch die anderen Mitbewohner infiziert seien, sagte Lensch.

Die erste Familie samt weiterer Kontaktpersonen, insgesamt 30 Personen, war gleich zu Beginn in ein separates Haus in Gonsenheim gebracht und dort unter Quarantäne gestellt worden. Danach meldeten sich aber weitere Bewohner des Allianzhauses mit Symptomen, daraufhin wurden alle rund 95 verbliebenen Bewohner der Unterkunft Tests unterzogen und 35 Neuinfektionen gefunden. Erst danach, am 20. Mai, wurde das Allianzhaus unter Quarantäne gestellt, sechs Tage nach der Entdeckung der ersten Fälle. Die derzeit noch mehr als 90 Bewohner dürfen das Haus nun nicht mehr verlassen.

Die Quarantäne werde bis zum 9. Juni aufrecht erhalten, sagte Lensch, das sei ein ausreichender zeitlicher Abstand für die Quarantäne. 31 negativ getestete Personen sollten zudem in eine eigene Unterkunft gebracht und dort unter Quarantäne gestellt werden, um für sie die Ansteckungsgefahr zu verringern. Diese Personen würden in einem separaten Haus einquartiert, das groß genug sei, damit man voneinander Abstand halten könne, sagte Lensch weiter. Alle diese Personen würden fortlaufend weiter untersucht, sagt Hoffmann, nur die Separierung der bislang negativ Getesteten erlaube es, die Quarantäne für das Allianzhaus nach Ablauf der Quarantänefrist von Montag an gerechnet wieder aufheben zu können. Wer zum Schluss mindestens zwei Tage keine Symptome mehr zeige, können aus der Quarantäne entlassen werden.

Das Mainzer Allianzhaus wurde von einem Bürogebäude zur Flüchtlingsunterkunft für 300 Personen umgebaut. - Foto: gik
Das Mainzer Allianzhaus wurde von einem Bürogebäude zur Flüchtlingsunterkunft für 300 Personen umgebaut. – Foto: gik

Der Mainz CDU-Stadtrat Karsten Lange hatte kritisiert, warum die Stadt die Flüchtlinge überhaupt so dicht aufeinander untergebracht und nicht frühzeitiger für eine dezentrale Unterbringung gesorgt hatte. Flüchtlingsorganisationen hatten bereits zu Beginn der Corona-Pandemie davor gewarnt, Flüchtlingsheime könnten zu Hotspots von Infektionswellen werden, und eine dezentrale Unterbringung der Menschen zur Vorbeugung gefordert. Lensch sagte dazu: „Für eine dezentrale Unterbringung gibt es nicht ausreichend Platz.“ Mainz habe derzeit noch acht Flüchtlingsheime mit einer Kapazität für 1.500 Personen, aktuell habe man aber 1.150 Flüchtlinge in der Stadt, das sei eine mittlere Belegungsrate von 75 Prozent. Im Allianzhaus sei die Belegungsrate sogar deutlich niedriger gewesen.

Zur Frage, wie die Bewohner der Flüchtlingsheime über die Corona-Pandemie und ihre Gefahren aufgeklärt wurden, verwies Lensch an die Betreuungsorganisationen. „Dass es bei der ersten Aufklärung Schwierigkeiten gab, kann ich mir vorstellen“, räumte der Dezernent ein, Flugblätter und schriftliche Informationen hätten zudem erst einmal übersetzt werden müssen. In den Mainzer Flüchtlingsheimen sind derzeit hauptsächlich Menschen aus Somalia, Syrien, Afghanistan, Irak und Eritrea untergebracht. „Wir haben ganz früh angefangen zu informieren“, betonte Gabi Fricke, Sozialdienstleiterin des Deutschen Roten Kreuzes, das die Flüchtlinge im Allianzhaus betreut.

So seien Piktogramme und Informationen in unterschiedlichen Sprachen ausgehängt worden, es gebe fortlaufend Ansprache über die Betreuungskräfte. „Es ist trotzdem schwierig“, räumte Fricke ein, so hätten die Flüchtlinge erst spät begonnen, Masken zu tragen. Die Betreuer vom DRK hätten aber eine große Erfahrung im Umgang mit Flüchtlingsheimen, „wir haben an Aufklärung getan, was wir tun konnten“, betonte Fricke. Von den Betreuern und den Sicherheitskräften sei niemand infiziert.

Info& auf Mainz&: Mehr zu den Infektionen im Mainzer Allianzhaus lest Ihr auch hier bei Mainz&.

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein