In diesem Sommer scheint es besonders schlimm zu sein: Kaum sitzt man am Esstisch auf Terrasse oder Balkon, schon fallen Wespen über die Speisen und Getränke her. Eine wahre Wespenplage nervt derzeit viele Mainzer, die schwarz-gelben Insekten machen viele Menschen hochgradig nervös – kein Wunder: Wespenstiche sind extrem unangenehm, für Allergiker sogar gefährlich, und die kleinen Raubtiere scheinen in diesem Jahr besonders aggressiv auf Nahrungssuche zu gehen. Doch es gibt wirksame Hilfsmittel: eine Ablenkungsfütterung, einen Sprühnebel – oder Fake-Nester zur Abnschreckung.

Wespen seien äußerst nützliche Tiere, die bei der Blütenbestäubung helfen und Schädlinge bekämpfen, betonen Umweltschützer gerne – aber die Solidarität mit den gelb-schwarz- gestreiften Räubern endet schnell, wenn die Tiere in Scharen über Kuchen, Limonade oder den Schinken herfallen. Spaß macht das Essen im Freien dann nicht mehr, Wespen rufen Abwehr- und Fluchtinstinkte hervor. Was also tun, um ungestört von Wespenangriffen das Mahl im Freien genießen zu können? Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe von Tricks, die tatsächlich wirksam die geflügelten Räuber vertreiben – Mainz& hat Tricks und Geheimtipps gesammelt.
Wichtigste Regel: Nicht fuchteln, schlagen oder töten
Die wichtigste Regel lautet dabei: bloß nicht hektisch werden und herumfuchteln. Wespen stechen genau dann, wenn sie sich bedroht fühlen, und genau das erreicht man mit hektischem Wedeln. Eine Ausnahme gibt es dabei aber: Erzeugt man mit gleichmäßigem und stetigem Wedeln etwa mit einer Zeitung einen erheblichen Windstrom, so wenden sich die Wespen unangenehm berührt ab. Allerdings: Für das Pusten gilt genau das nicht, warnen Experten, etwa vom NABU: Das im Atem enthaltene Kohlendioxid gelte den Wespen als Alarmsignal und könne die Tiere erst richtig aggressiv machen.
Auch vom Töten der Tiere raten Experten eindringlich ab: „Tötet man eine Wespe, werden die anderen nur aggressiver“, warnte der Stuttgarter Biologe und Wespenforscher Lars Krogmann 2015 in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Bei einem Tötungsversuch wechsele die Wespe vom Verteidigungs- in den Angriffsmodus, berichtete die FAZ in dem Artikel weiter, die Gefahr, gestochen zu werden, steige.

Aus einem ganz ähnlichen Grund winkt der Wespenforscher auch bei Wespenfallen ab, bei denen etwa die Tiere in Sirup, Bier oder anderen süßen Flüssigkeiten ertränkt werden. Die Wespen verendeten qualvoll und gäben dabei auch noch ein Pheromon ab, das weitere kampfeslustige Artgenossen anlocke, warnt Krogmann – Wespen haben offenbar ein ausgeprägtes Sozialverhalten, das auch dazu führt, das Wespen ihren Artgenossen berichten, wo es etwas Leckeres zu essen gibt, und wo Gefahr droht.
Die Ablenkfütterung: Geben, um Ruhe zu haben
Das allerdings kann Mensch auch für sich nutzen: mit der Ablenkfütterung. Viele Mainz&-Leser schwören darauf, den Wespen einfach einen Teller mit Süßem oder auch mit etwas Fleisch oder Schinken in einiger Entfernung vom Tisch aufzustellen – und schon habe man seine Ruhe. Die Wespen lockten ihre Artgenossen dann dorthin, welches Lebensmittel dabei am besten zum Einsatz kommt, da sind die Erfahrungen unterschiedlich.
Wie der Naturschutzbund NABU berichtet, fanden vor einigen Jahren die Schülerinnen Maike Sieler und Henrike Weidemann bei einem Experiment für „Jugend forscht“ heraus, dass sich überreife Weintrauben dazu am besten eignen. Fünf bis zehn Meter vom Ort des eigentlichen Geschehens entfernt aufgestellt, hielten die Früchte die Wespen wunderbar in Schach. Der Haken dabei: Die Früchte waren so attraktiv, dass sie Wespen gleich in Scharen anziehen können – ob die dann alle am Esstisch vorbei fliegen, dürfte fraglich sein.
Glimmendes Kaffeepulver und andere Gerüche

Wespen, so erklären es die Experten, haben nämlich einen ausgesprochen guten Geruchssinn, sie können deshalb auch von Parfums, Cremes oder sogar Holzpolitur angezogen werden, heißt es beim NABU, auch bunte Kleidung fänden die Tiere super – all das kann man als Mensch vermeiden. Viele Menschen schwören deshalb auf Duftstoffe wie Nelkenöl oder Weihrauch, um Wespen zu vertreiben, Experte Krogmann zeigte sich da skeptisch: „Wespen werden sich nicht von ein paar Duftmolekülen abhalten lassen, das zu machen, was sie wollen“, sagte er der FAZ – Limonade und Schinken dürften deutlich attraktiver sein.
Eine gute Wirkung wird dagegen einem anderen Geruchs-Trick nachgesagt: Kaffeepulver in eine feuerfeste Schale geben und mit Hilfe eines Streichholzes zum Glühen bringen. Das glimmende Pulver soll dann Röstaromen und Rauch freisetzen, das für die Wespen unangenehm ist – ob es wirkt, müsst Ihr selbst ausprobieren.
Essen und Getränke abdecken

Was auf jeden Fall hilft ist: Essen und Getränke permanent abgedeckt halten, damit der Duft die Wespen gar nicht erst anziehen kann. Für Getränke heißt das: Bierdeckel drauf, die Marmelade wird sofort wieder geschlossen, bei der Limonade hilft ein Deckel samt Strohhalm, doch irgendwann muss man die Deckel ja auch mal abnehmen um an Limo und Schinken heranzukommen – und schon sind die Tierchen wieder da.
Wichtig ist allerdings, das verführerische Essen nach dem Ende der Mahlzeit sofort in die Wohnung zu räumen und Essensreste auf dem Tisch schnell zu beseitigen, dann sind auch die Wespen im Handumdrehen weg.
Sprühnebel als Regen-Simulator

Doch es gibt noch einen Trick, der wirklich funktioniert und gleichzeitig auch noch Spaß macht – zumindest an heißen Sommertagen: der Trick mit dem Sprühnebel. Am besten eignet sich dazu eine dieser Sprühflaschen zum Besprühen von Blumen, aber auch eine Spritzpistole kann hier gute Dienste leisten. Denn Wespen mögen kein Wasser, „schießt“ man sie also mit einem Wasserstrahl ab, glauben sie es regnet – und verschwinden im Handumdrehen in ihr Nest.
Wer es sportlich mag, kann die Wespen mit dem Wasserstrahl regelrecht „jagen“ (nein, es schadet ihnen nicht!), aber Achtung: Wer mit am Tisch sitzt, sollte dabei nicht wasserscheu sein und Spaß an der Wasserschlacht haben. Gegen die Wespen tut es aber schon ein einfacher Sprühnebel, mehrfach angewandt verschwinden die Tiere per Wespenfunk sogar für eine ganze Weile komplett.
Der Geheimtipp: Das Fake-Wespennest

Einen richtigen Geheimtipp hat aber Mainz&-Leserin Manuela Müller-Horn: „Einfach ein Fake-Wespennest bauen, und dann ist eigentlich Ruhe“, empfiehlt die Mainzerin auf ihrer Facebookseite. Danach kämen noch ein, zwei Wespen zum Kundschaften vorbei, die sähen dann: Ah, fremde Wespennester, dann machen wir uns schleunigst von dannen! Ein solches Fake-Nest sei schnell selbst gebastelt, sagt Müller-Horn: „Luftballons aufpusten, Packpapier drumherum kleben, muss nicht exakt sein und aufhängen. Fertig!!!“
Die Methode funktioniere garantiert, versicherte sie gegenüber Mainz&, je größer die Kugel sei, umso gefährlicher wirke das Fake-Nest auf andere Wespen. „So einfach“, schreibt Müller-Horn, „und schützt gleichzeitig die Wespen.“
Info& auf Mainz&: Noch mehr Infos und Tipps zu Wespen und dem Umgang mit ihnen findet Ihr hier beim NABU im Internet, dort gibt es auch zahlreiche Informationen zu Wespennestern am Haus und was man dagegen tun kann.