Update& — Jetzt hat der Wintereinbruch auch Mainz erreicht: Seit dem Morgen haben starke Schneefälle die Stadt in eine weiße Winterlandschaft verwandelt. Doch die weiße Pracht hat einen Haken: Ausgerechnet heute streiken die Räumdienste im Land – der Landesbetrieb Mobilität beteiligte sich am Montag am Warnstreik im Öffentlichen Dienst. Die Folge: Am Mittag brach im Kreis Mainz-Bingen der Öffentliche Nahverkehr komplett zusammen. Im Mainzer Stadtgebiet gab es binnen drei Stunden rund 100 Unfälle. UPDATE&: In der Nacht setzte dann Blitzeis ein, auf der A60 kam es zu einer Massenkarambolage. Und der Busverkehr wird auch am Dienstag stark eingeschränkt sein, im Kreis entfällt er ganz.

Ungewöhnlich für Mainz: Geschlossene Schneedecke am Montagnachmittag in weiten teilen des Stadtgebiets. - Foto: gik
Ungewöhnlich für Mainz: Geschlossene Schneedecke am Montagnachmittag in weiten teilen des Stadtgebiets. – Foto: gik

In den vergangenen Tagen hatte vor allem ein Wintereinbruch im Süden der Republik für Aufsehen gesorgt, besonders die bayrische Landeshauptstadt München war durch einen halben Meter Neuschnee von der Außenwelt abgeschnitten. Auch in anderen Teilen der Republik schneite es – nur in Mainz blieb die weiße Pracht bislang weitgehend aus. Das änderte sich am Montag schlagartig: Ab etwa 9.00 Uhr morgens setzte Schneefall ein – und hörte auch bis weit in den Nachmittag hinein nicht mehr auf.

Die Folge: Ab dem Mittag begann der Verkehr zunehmend zusammenzubrechen. „Wir haben seit heute Mittag, 12.00 Uhr, knapp 100 Unfälle“, sagte der Sprecher der Mainzer Polizei, Roberto Rinaldo, gegen 15.00 Uhr auf Mainz&-Anfrage. Der Verkehr rolle nur langsam und mit vielen Behinderungen. Von den Unfällen passierte das meiste im Landkreis Mainz-Bingen, allerdings wurde auch ein Drittel der Unfälle in Mainz verzeichnet.  Bis zum Nachmittag gab es zunächst nur vier Unfälle mit Leichtverletzten und hauptsächlich Blechschäden. Aber die Lage spitzte sich immer mehr zu: Aktuell habe die Polizeiinspektion 1 fünf Unfälle gleichzeitig aufzunehmen, die Polizeiinspektion 2 sogar sieben bis acht, sagte Roberto.

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Schneebedeckte Straßen, Räumdienste streiken, ÖPNV steht

Auch in der Innenstadt waren die meisten Straßen am Nachmittag schneebedeckt, und das obwohl der Winterdienst der Stadt Mainz im Einsatz war: „Unsere Räumfahrzeuge sind im Dauereinsatz“, sagte eine Mitarbeiterin gegenüber Mainz& – man sei aber auch durch Krankheitsausfälle beeinträchtigt. Im Volleinsatz kann der Entsorgungsbetrieb in Mainz 11 Groß- und zwei Kleinfahrzeuge zum Streuen aufbieten, doch das reichte angesichts der heftigen Schneefälle auch nicht. Mainz&-Leser berichteten aus dem gesamten Stadtgebiet: Räumfahrzeuge habe man nicht gesehen.

Geschlossene Schneedecke, keine Räumfahrzeuge: Besonders hart trifft es den Landkreis Mainz-Bingen. - Foto: privat
Geschlossene Schneedecke, keine Räumfahrzeuge: Besonders hart trifft es den Landkreis Mainz-Bingen. – Foto: privat

Noch schlimmer traf es den Landkreis Mainz-Bingen: Hier streikten die Räumdienste am Montag komplett. Der Landesbetrieb Mobilität hatte nämlich am Freitag angekündigt, man werde sich im Rahmen der laufenden Tarifverhandlungen für Beschäftigte im Öffentlichen Dienst dem Aufruf der Gewerkschaften zu einem Warnstreik in Rheinland-Pfalz anschließen. Vor allem die Straßenmeistereien stellten am Montag ihren Betrieb ein, der Winterdienst lief deshalb auf den rheinland-pfälzischen Bundes-, Landes- und Kreisstraßen nur im Notbetrieb. „Wir bitten etwaige Einschränkungen zu entschuldigen“, hieß es am Freitag lapidar.

Die „Einschränkungen“ fielen indes erheblich aus: „Der gesamte Busverkehr samt Schülerverkehr in den Landkreisen Mainz-Bingen und Bad Kreuznach sowie in der Stadt Bad Kreuznach steht“, meldete um 14.00 Uhr die Kreisverwaltung Mainz-Bingen: „Derzeit fährt auf den Linien der KRN aufgrund des starken Schneefalls kein Bus mehr.“ Das gelte auch für die von den Subunternehmen gefahrenen Linien. „Da der Landesbetrieb Mobilität heute streikt, werden Bundes-, Landes- und Kreisstraßen derzeit nicht vom Schnee geräumt – ein sicherer Busverkehr kann daher nicht gewährleistet werden.“

Schülerverkehr eingestellt, Kinder in Bussen gestrandet

Betroffen ist davon auch der Schülerverkehr, der am Montagnachmittag komplett gestrichen wurde. „Eltern werden gebeten, ihre Kinder abzuholen“, heißt es vom Kreis – auch die werden aber erhebliche Schwierigkeiten haben durchzukommen. In den meisten Fällen seien die Kinder noch in den Schulen geblieben, teilte die Kreisverwaltung weiter mit: „Einige Busse waren aber bereits unterwegs, ehe die Busfahrer von der KRN aufgefordert wurden, aus Sicherheitsgründen stehen zu bleiben.“

Verkehrslage in Mainz am späten Montagnachmittag. - Screenshot: gik
Verkehrslage in Mainz am späten Montagnachmittag. – Screenshot: gik

Die Kinder würden nun in den gestrandeten Bussen bleiben, bis sie von ihren Eltern abgeholt werden, so der Kreis weiter. Die KRN informiere die Schulen über die Standorte. „Ebenfalls informiert die KRN darüber, wann sich die Situation wieder normalisieren wird und bittet für die Unannehmlichkeiten um Entschuldigung“, so die Mitteilung weiter.

Auch in Mainz wirkte sich das Wetter zunehmend auf Busse und Bahnen aus: Die Mainzer Mobilität strich am Nachmittag immer mehr Strecken, zahlreiche Haltestellen konnten nicht mehr angefahren werden – die meisten davon in Berglagen. So wurde etwa der Bahnhof in Mainz-Marienborn nicht mehr angefahren, ebenso wenig die Frankenhöhe, auch die Querspange von Drais nach Finthen wurde gestrichen. Betroffen waren zudem alle Fahrten über die Stadtgrenzen hinaus etwa nach Ingelheim, Nieder-Olm oder Klein-Winternheim.

Wetterdienst warnt vor Eisregen am späten Nachmittag

Und das könnte noch nicht das schlimmste gewesen sein: Der Deutsche Wetterdienst warnt vor aufziehendem Eisregen mit „markanter Glätte“, der sich ab 16.00 Uhr im Südwesten ausbreiten könnte. Die Polizei Mainz empfiehlt, aufgrund der bereits jetzt herrschenden Gesamtlage und dieser außergewöhnlichen Warnung, verzichtbare Fahrten nicht mehr anzutreten. Zudem bittet die Polizei, bei Unfällen wenn möglich die Unfallstelle zu räumen und die Straßen frei zu machen oder die Unfallstelle abzusichern.

Warnung vor Eisregen am Montagnachmittag. - Grafik: DWD
Warnung vor Eisregen am Montagnachmittag. – Grafik: DWD

Unfälle können über den Notruf der Polizei gemeldet werden, die Meldenden müssen allerdings Geduld mitbringen: Verkehrsteilnehmer müssten mit Wartezeiten bis zur Unfallaufnahme rechnen, teilt die Polizei mit, und bittet, Nachfragen über den Notruf zur Verkehrslage und wie lange es noch dauert, bis Einsatzkräfte eintreffen, zu unterlassen – man brauche den Notruf für Notfälle und Gefahrenlagen.

Bei Schnee und Eis gilt Winterreifenpflicht, für Hausbesitzer auch eine Räumpflicht auf den Gehwegen vor ihrem Grundstück. Geräumt und gestreut werden muss der Gehweg auf der gesamten Länge entlang des Anliegergrundstücks mit allen Straßenfronten. Die zu räumende Fläche auf dem Gehweg sollte mindestens ein Streifen von 1,50 Meter breit sein – aber Achtung: Wer jetzt bis auf den Asphalt räumt, läuft Gefahr, dass einsetzender Eisregen spiegelglatte Flächen bilden kann! Auf einer Schneedecke kann das nicht passieren. Also vor dem Schneeräumen bitte unbedingt das Wetter und seine Entwicklung beachten.

Spiegelglatte Straßen am Abend, Eisregen in der Nacht

Am frühen Abend dann meldete die Mainzer Polizei spiegelglatte Straßen in der Mainzer Innenstadt – hier gefror die bereits leicht angetaute Schneenässe auf den Fahrbahnen. Die Mainzer Mobilität stellte schließlich um 20.00 Uhr den Busbetrieb im ganzen Stadtgebiet ebenfalls ein, einzig die Straßenbahnen fuhren den ganzen Abend über weiter. In der Nacht setzte dann leichter Eisregen auch im Stadtgebiet Mainz ein, die Folge: „Aufgrund der Wetterlage und der schlechten Straßenzustände kommt es zu Teilsperrungen auf unserem Liniennetz“, meldete die Mainzer Mobilität um 3.00 Uhr morgens. Auch in Wiesbaden gibt es Probleme mit dem Busverkehr – Informationen gab es dazu indes auf der Homepage von ESWE Verkehr nicht.

Massenkarambolage am Abend auf schneebedeckter Fahrbahn auf der A60 bei Mainz. - Foto: Polizei Mainz
Massenkarambolage am Abend auf schneebedeckter Fahrbahn auf der A60 bei Mainz. – Foto: Polizei Mainz

Am frühen Abend hatte bereits die Kreisverwaltung Mainz-Bingen bekannt gegeben: „Heute fahren keine Busse mehr!“ Die KRN werde den Busverkehr am Montag, den 4. Dezember, nicht wieder aufnehmen, weil in den nächsten Stunden noch verstärkte Schneefälle zu erwarten seien. Die Straßen in den Landkreisen Mainz-Bingen und Bad Kreuznach sowie in der Stadt Bad Kreuznach seien weiter für Busse nicht ausreichend sicher zu befahren. Am Dienstag sei der Busverkehr zunächst normal geplant – daraus allerdings wurde nichts.

UPDATE&: Um 21.30 Uhr meldete die Kreisverwaltung dann: „Das am heutigen Montagabend einsetzende Blitzeis hat die KRN-Leitung zu folgender Entscheidung bewogen: Der Bus-Betrieb wird morgen früh zunächst nicht wieder aufgenommen.“ In der Nacht sei nicht mit einer Besserung der Situation zu rechnen, man werde sich im Laufe des Dienstages melden, wenn sich die Situation wieder verändere. Auch die Schulbusse würden nicht verkehren, welche Auswirkungen das Wetter auf den Unterricht habe, müsse bei der jeweiligen Schulen abgefragt werden.

Massenkarambolage mit zehn  Fahrzeugen auf A60

Bei der Massenkarambolage auf der A60 am Abend bei Mainz landeten auch mehrere Autos im Graben. - Foto: Polizei Mainz
Bei der Massenkarambolage auf der A60 am Abend bei Mainz landeten auch mehrere Autos im Graben. – Foto: Polizei Mainz

Am Montagabend kam es zudem wegen der glatten Straßen zu einer Massenkarambolage auf der A60, bei der gleich zehn Fahrzeuge ineinander fuhren. Wie es zu dem Unfall gekommen sei, müsse noch ermittelt werden, teilte die Mainzer Polizei um 22.40 Uhr mit. Beim Eintreffen der Feuerwehr sei die Einsatzlage zunächst sehr unübersichtlich gewesen, da mehrere Fahrzeuge auf der Fahrbahn und im Graben neben der Fahrbahn zum Stehen gekommen waren.

„Ein Fahrzeug, in dem zunächst vier Personen eingeschlossen waren, wurde im Graben hinter der Leitplanke vorgefunden“, so der Bericht weiter – die verunfallten Personen seien bereits professionell durch Ersthelfer betreut und dann schnell befreit worden. „Glücklicherweise wurde keine der beteiligten Personen schwerer verletzt“, so der Bericht weiter. Vier Personen mussten vorsorglich zur weiteren Behandlung in umliegende Krankenhäuser gebracht werden. Wegen des Massenunfalls musste die Autobahn in Fahrtrichtung Bingen für etwa eine Stunde voll gesperrt werden.

Info& auf Mainz&: Alle aktuellen Infos zu Bussen und Bahnen in Mainz findet Ihr hier bei der Mainzer Mobilität. Was bei der Räumpflicht gilt, könnt Ihr hier beim Entsorgungsdienst der Stadt Mainz nachlesen.