Auch in diesem Jahr werden die Sicherheitsvorkehrungen an den Fastnachtstagen wieder enorm hoch sein: Fast 1.700 Polizisten werden allein in Mainz im Einsatz sein, davon 1.000 an Rosenmontag. Dazu wird es Zufahrtssperren, Videoüberwachung und Drohnenflüge geben, teilte Innenminister Roger Lewentz (SPD) am Donnerstag in Mainz mit. Mit einem neuen Datenauswertungsprojekt sollen zudem potenzielle Gewalttäter und Krawallmacher schon im Vorfeld ausgefiltert werden, 68 Aufenthalts- und Betretungsverbote wurden bereits im Vorfeld für den Mainzer Rosenmontagszug ausgesprochen.

Polizeistreifen an Fastnacht in der Mainzer Innenstadt. - Foto: Polizei Mainz
Polizeistreifen an Fastnacht in der Mainzer Innenstadt. Auch Streifen in Zivil werden unterwegs sein. – Foto: Polizei Mainz

Die Sicherheitsmaßnahmen und der Personaleinsatz rund um die Fastnachtstage blieben auch 2020 auf einem hohen Niveau, betonte Innenminister Lewentz am Donnerstag in Mainz. Rund 3.700 Polizisten werden an den Fastnachtstagen im ganzen Land Umzüge und Partys sichern, davon 2.000 allein an Rosenmontag und Fastnachtssonntag. Und das gilt nicht nur für große Städte wie Mainz und Ludwigshafen: Auch in kleinen Städten wie Bad Kreuznach, Alzey, Birkenfeld, Neuwied und Mülheim-Kärlich werde es Betonsperren oder schwere Fahrzeuge zur Blockade von Zufahrtswegen geben, sagte Lewentz. In Mainz gilt erneut ein Lkw-Fahrverbot für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen für den Rosenmontag.

„Wir haben keinerlei Hinweise, dass es Bestrebungen mit terroristischem Hintergrund gebe, unsere Fastnachtsumzüge anzugreifen“, betonte Lewentz. Entwarnung könne man dennoch nicht geben: „Es ist nicht so, dass die Bedrohung des Islamischen Staates gegen die westliche Welt beendet wäre“, sagte der Innenminister, zudem gebe es weiter eine potenzielle Gefahr durch unkalkulierbare und psychisch gestörte Einzeltäter. „Wir sind gut vorbereitet“, betonte Lewentz, „uns ist der Schutz der Besucher für ein friedliches Fastnachtsfest sehr wichtig.“

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Einsatzzentrale im Polizeipräsidium Mainz. - Foto: gik
Einsatzzentrale im Polizeipräsidium Mainz. – Foto: gik

Dafür setzt die Polizei ihre Strategie der Prävention und Früherkennung fort. In den vergangenen Jahren arbeitete man bereits eng mit der Bundespolizei zusammen, die auf aggressive oder angetrunkene Gruppen auf dem Weg nach Mainz aufmerksam machte. 26 Platzverweise wurden so 2019 bereits im Vorfeld ausgesprochen. Diese Zusammenarbeit gerade auch mit den hessischen Kollegen werde fortgesetzt, sagte Lewentz. Dazu werde erneut im Landeskriminalamt eine Informationssammelstelle eingerichtet, bei der die Ereignisse aus allen Polizeipräsidien zwischen Weiberfastnachtsdonnerstag und Fastnachtsdienstag zusammenlaufen. So wolle man Gefährdungslagen frühzeitig erkennen.

Dazu setzt die Polizei nun aber im Vorfeld zusätzlich Datenauswertungen zum Aufspüren potenzieller Straftäter ein. Dafür seien die Datenbanken der rheinland-pfälzischen Polizei zielgenau nach Mehrfachstraftätern durchsucht worden, sagte Lewentz. Dabei werde zielgenau nach Personen in den Dateien geschaut, die in den vergangenen zwei Jahren mindestens zehn Straftaten in Bereichen wie Körperverletzung, Landfriedensbruch oder Taten unter Alkoholeinfluss registriert worden seien, erklärte Polizeiinspekteur Jürgen Schmitt. 600 Datensätze seien dabei herausgekommen, diese seien anschließend per Hand ausgewertet worden.

Müllwagen vor dem Osteiner Hof als Zufahrtblockade beim Jugendmaskenzug 2019. - Foto: gik
Müllwagen vor dem Osteiner Hof als Zufahrtblockade beim Jugendmaskenzug 2019. – Foto: gik

Etwa 340 Personen seien auf diese Weise als „interessant“ ausgewählt worden, erläuterte Schmitt weiter. Diese wurden dann noch einmal darauf überprüft, wo es ein Aggressionspotenzial gebe, oder Personen mehrfach in Erscheinung getreten seien oder Menschen verletzt hätten. Als Beispiel nannte Schmitt die Vita eines 17 Jahre alten Jugendlichen. Dieser sei mit einer schweren Körperverletzung an Weiberfastnacht vermerkt, bei dem er jemandem einen Kiefer gebrochen habe. Ferner habe er Polizeibeamte beleidigt, wegen Sachbeschädigung, Fahrzeugdiebstahl und fünffacher schwerer und leichter Körperverletzung sowie Drogenmissbrauchs registriert.

„Das ist so die Vita der 68 Personen, gegen die wir ein Aufenthaltsverbot verfügt haben“, sagte Schmitt. Diese Verfügung sei den Betroffenen schriftlich zugestellt worden, die Einhaltung werde überwacht. Verstöße könnten mit bis zu 5.000 Euro Geldbuße geahndet werden. Am Ende sei 39 Erwachsenen, 21 Heranwachsenden und acht Jugendlichen mit besonders hohem Aggressionspotenzial so ein Bescheid zugestellt worden.

748 Straftaten habe es im vergangenen Jahr rund um Fastnacht gegeben, davon 15 Sexualdelikte gegen Frauen, sagte Lewentz. Ziel des Projekts sei eine Verringerung dieser Zahlen. Insgesamt wurden 2019 an Fastnacht 5.953 Personenkontrollen durchgeführt worden, davon 2.175 bei Kindern und Jugendlichen, meist mit Blick auf Alkohol. 691 alkoholisierte Personen wurden so aus dem Verkehr gezogen. Bewährt hätten sich zudem Anlaufstellen der Polizei an Rosenmontag gerade für Frauen, die sich bedroht fühlten, die Stellen sind mit Fahnen markiert. Auch Videoüberwachung werde es wieder geben, dazu werden in Mainz Drohnen der Polizei den Rosenmontagszug überwachen.

Zone LKW-Fahrverbot an Rosenmontag in der Mainzer Innenstadt 2018 und 2019. - Grafik: Stadt Mainz
Die Zone für das LKW-Fahrverbot an Rosenmontag in der Mainzer Innenstadt in 2018 und 2019 sah so aus. – Grafik: Stadt Mainz

In Mainz wird zudem ein weiteres Forschungsprojekt durchgeführt: Der Rosenmontagszug werde von einer wissenschaftlichen Feldstudie zu öffentlichen Großveranstaltungen begleitet, sagte Lewentz weiter. Bei „Organized Pedestrian Movement in Public Spaces“ untersucht die Technische Universität Kaiserslautern das Verhalten von großen Menschenmengen auf Großveranstaltungen, um mögliches Fluchtverhalten und Bewegungen der Menge zu analysieren. Einen  ersten Testlauf habe es beim Christopher Street Day in Straßburg gegeben, auch Untersuchungen in Fußballstadien seien durchgeführt worden, erklärte Schmitt.

Die Studie habe eine mathematische Komponente, bei der die Bewegungen von Menschenmassen analysiert und berechnet würden. Das Ziel sei, besser vorhersagen zu können, wie sich Menschenmengen bei Gefahr bewegen, und wo Polizei und Rettungskräfte am besten bei einer Großveranstaltung positioniert werden sollten. Dazu komme eine soziologische Komponente, und für die werden am Rosenmontag Studierende der TU Kaiserslautern mit Befragungsbögen in der Mainzer Innenstadt unterwegs sein. Dabei würden die Menschen befragt, wo sie sich besonders sicher und wo sie sich besonders unsicher fühlten, sagte Schmitt, auch Unterschiede zwischen morgens und abends würden dabei abgefragt. Am Ende sollten die Daten in neue Konzepte und Sicherheitsprognosen für Großveranstaltungen einfließen.

Info& auf Mainz&: Das LKW-Fahrverbot in der Mainzer Innenstadt gilt am Rosenmontag, dem 24. Februar 2020, von 08.00 bis 19.00 Uhr für das Gebiet der gesamten Mainzer Innenstadt, umgrenzt von diesen Straßen: Hohlstraße – Göttelmannstraße – Am Stiftswingert – An der Goldgrube – Pariser Straße – Fichteplatz – Am Römerlager – Augustusstraße – Mombacher Straße – Rheingauwall – Hattenbergstraße – Zwerchallee. Diese Straßen selbst sind nicht gesperrt, alles im Inneren davon aber ist für Lkw über 7,5 Tonnen tabu.

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