Am Samstag hatten mehr als 40 Institutionen und Museen in Mainz zur Mainzer Musemsnacht geöffnet, nur ein Haus blieb zu: Das Museum für Antike Schifffahrt ist jetzt seit nunmehr drei Jahren geschlossen. Informationen, warum das so ist, gibt es nur spärlich, Mainz& wollte deshalb wissen: Warum ist das beliebte Römerschiffmuseum noch immer dicht – und wann ändert sich das? Schließlich ist das Haus ein bundesweit einmaliges Museum, errichtet zur Präsentation für die vor mehr als 40 Jahren in Mainz gefundenen antiken Römerschiffe.

Es war im Herbst 1981, als sich bei Bauarbeiten für den Rheinflügel des Mainzer Hilton-Hotels eine Sensation ereignete: Fünf Schiffe aus der Römerzeit, teils in Fragmenten, teils in großen Stücken, wurden in der Baugrube gefunden. Die Fragmente entpuppten sich als Reste von Kriegsschiffen aus dem 4. Jahrhundert nach Christus, 1994 fanden sie eine neue Heimat in einem eigens für sie errichteten Museum.
Das „Museum für Antike Schifffahrt“, wie das Haus offiziell heißt, wurde in den Folgejahren zu einem europaweit einmaligen Museum für die Erforschung der Entwicklung des Schiffbaus von Einbäumen der Steinzeit bis hin zu den hochentwickelten High-Tech-Galeeren der Römer. Das Haus gehört zum Leibniz-Institut für Archäologie des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM) und ist eines von acht bundesweiten Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft. Im Fokus bislang: die Überreste von fünf römischen Kriegsschiffen aus dem 4. Jahrhundert, mehrere Nachbauten in Originalgröße, dazu Modelle antiker Wasserfahrzeuge – ein Museum zum Anfassen.
Römerschiffmuseum seit drei Jahren dicht: Eröffnung 2026?
Doch zum 1. Juli 2022 schloss das beliebte Museum seine Tore, die Ansage damals: Bis Frühjahr 2023 solle umgebaut werden, Ziel sei eine Neukonzeption des Museums, das sich künftig mehr dem Schwerpunkt Mobilität widmen solle. Doch daraus wurde bislang nichts: Drei Jahre später ist das Museum immer noch dicht, die Weltsensation des Römerschiff-Fundes ist seither nicht mehr zu sehen. Eine angekündigte Wiedereröffnung im Frühjahr 2025 wird es nun ebenfalls nicht geben: Als neuen Termin nennt das RGZM jetzt das Frühjahr 2026.

Grund für die Verzögerung seien „Mehrkosten für Brandschutz und Barrierefreiheit, gestiegene Preise in der Baubranche sowie die daraus abgeleitete komplexe Frage der Kostenübernahme“ gewesen, teilte das inzwischen in LEIZA umbenannte RGZM nun auf Mainz&-Anfrage mit. Die Finanzierung dieser Mehrkosten sei „nun dank der Mittel der Bund-Länder-Finanzierung geklärt, die Bauaufträge sind ausgeschrieben und die Sanierung ist gestartet“, so die Antwort weiter: „Verlaufen die Baumaßnahmen und Verfügbarkeiten der Gewerke gemäß der Planungen, wird das Museum für Antike Schifffahrt im Frühjahr 2026 eröffnen.“
Damit wäre das Museums vier Jahre lang für die Öffentlichkeit nicht zugänglich gewesen, und eine Garantie für den Zeitpunkt der Wiedereröffnung ist das nicht: Auf der Homepage des LEIZA wird aktuell noch „Ende 2025“ als Zeitpunkt für die Wiedereröffnung angekündigt, damit hat sich der Zeitpunkt nun schon zum dritten Mal verschoben. Womöglich gibt es auch einen Zusammenhang mit dem neuen Leibniz Zentrum für Archäologie (LEIZA) und dessen Umzug: Das neue LEIZA hatte eigentlich 2020 fertig sein sollen, eingeweiht wurde es dann tatsächlich im März 2023 – die geplante Dauerausstellung ist bis heute nicht realisiert.
LEIZA: Neue Fokussierung auf Mobilität, Migration und Bewegung
Das LEIZA hatte angekündigt, sich auf ein neues Rahmenthema fokussieren zu wollen: Unter dem Motto „Eine Welt in Bewegung“ will das Institut künftig verstärkt Fragen nach der Wechselwirkung zwischen Kultur und Natur, sowie nach globalen gesellschaftlichen und kulturellen Herausforderungen nachgehen, so die Ankündigung im Juni 2022. Mit neuen Formaten wolle man „spartenübergreifend Ursachen, Formen und Konsequenzen von Mobilität, Migration und Bewegung von Menschen, Tieren, Dingen und Ideen beleuchten“, so die neue Konzeption – darunter soll künftig auch der Teil der Antiken Schifffahrt fallen.

Im Schifffahrtsmuseum solle künftig „die Mobilität von Menschen mit Schwerpunkt auf Schifffahrt thematisiert werden“, teilte das LEIZA jetzt mit. Das Hauptaugenmerk werde auch weiter auf der klassischen Antike liegen, die Ausstellung dabei aber auch in die Bronze- und Eisenzeit sowie ins Frühmittelalter blicken und drei Jahrtausende überschauen. „Selbstredend werden die Nachbauten der antiken Römerschiffe die Ausstellung integriert sein“, betont man beim LEIZA. Unterstützt durch moderne, interaktive Techniken sollten die Besucher künftig „Einblicke in Themen erhalten, die für den Menschen früher wichtig waren und auch heute noch von Bedeutung sind. Sie werden Erkenntnisse über das Menschsein gewinnen, es werden Reflexionsprozesse angestoßen und neue Perspektiven vermittelt.“
Wie das aussehen könnte, konnte man am Samstagabend bei der Mainzer Museumsnacht erleben: Zur Museumsnacht wurde die Popup-Ausstellung „Aufbruch ins Unbekannte. 10.000 Jahre Migrationsgeschichte“ präsentiert, dabei gab es viele interaktive Stationen für die Besucher zum Mitgestalten und für eigene Gedanken, einen Brückenschlag zur Migration der Moderne – und einige kleine Vitrinen mit antiken Ausstellungsstücken aus der Römerzeit sowie den römischen Grabstein des Schiffers Blussus. Die Zusammenhänge und Erklärungen mussten die Besucher allerdings in bereit liegenden Broschüren nachlesen – nur dort wurden die Zusammenhänge hergestellt.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Sensationsfund der Mainzer Römerschiffe und der Entstehung des Museums für Antike Schifffahrt könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen: