Da wunderten sich so einige Mainzer: Beim Bundesweiten Warntag am Donnerstag schrillten auf einmal die Sirenen mit lautem Warnton los – aber erst um 11.45 Uhr. Kam also das eigentlich für 11.00 Uhr erwartete Warnsignal 45 Minuten zu spät? Nein, keineswegs: Der Warnton um 11.00 Uhr war pünktlich – nur gab es ihn 45 Minuten später noch einmal. Die Feuerwehr Mainz räumte inzwischen ein: Statt der für 11.45 Uhr geplanten Entwarnung wurde in Mainz und zwei Landkreisen in Rheinhessen noch einmal die Warnung gesendet.

Beim Bundesweiten Warntag wird die Funktionsfähigkeit der Warnsysteme in Deutschland sowie die Warnketten getestet, und das verlief auch beim fünften Bundesweiten Testtag nicht reibungslos: In Mainz und Rheinhessen wunderte sich so mancher nämlich, dass der auf- und abschwellende Warnton der Sirenenanlagen um 11.45 Uhr erklang – kam also die Warnung mit erheblicher Verspätung?
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) wollte pünktlich um 11.00 Uhr den bundesweiten Probealarm über das Modulare Warnsystem MOWAS auslösen, dann sollten die Alarmsysteme in Ländern und Kommunen ausgelöst worden. In Mainz funktionierte das auch: Pünktlich um 11.00 Uhr war als erstes der schrille Warnton des Cell Broadcasting auf dem Handy zu vernehmen – sofern man es denn eingeschaltet hatte. Das Warnsystem alarmiert Handybesitzer völlig unabhängig von Warnapps oder sonstigen Systemen.
Warnketten funktionierten, Fehler in Sirenen-Programmierung
Unmittelbar danach waren im Mainzer Stadtgebiet dann die Sirenenwarnungen zu hören, ein an- und abschwellender Warnton. Wer eine Warnapp wie Nina oder Katwarn installiert hatte, wurde gleich darauf auch noch auf diesem Wege gewarnt. So weit, also so gut – doch dann ging es schief: Um 11.45 Uhr sollte eigentlich bundesweit die Entwarnung über die Sirenen erfolgen, stattdessen aber war in Mainz erneut der Warnton zu hören.

Die Sirenen in Rheinhessen und Mainz hätten das falsche Signal um 11.45 Uhr gesendet, räumte am Nachmittag die Mainzer Feuerwehr ein. Betroffen waren neben dem Mainzer Stadtgebiet auch die Landkreise Mainz-Bingen und Alzey-Worms. Die Ursache: Eine falsche Programmierung des Systems in der Leitstelle. „Die Leitstelle Mainz hatte die Sirenenauslösungen für den gesamten Leitstellenbereich vorgeplant“, räumte die Feuerwehr ein: Im Rahmen der Auslösung zu Beginn des Warntags um 11.00 Uhr seien dann „Versorgungsfehler in zwei Gebietskörperschaften aufgefallen“, die man sofort behoben habe.
Und dabei sei es dann „in der gesamten Vorplanung zu einem Fehler in der Konfiguration gekommen“, wie die Feuerwehr weiter mitteilte. Dadurch sei das falsche Sirenensignal in drei Gebetskörperschaften ausgespielt worden – was die Feuerwehr allerdings auch bemerkte: Um 11.50 Uhr wurde in den betroffenen Gebieten das korrekte Signal zur Entwarnung nachträglich ausgelöst.

BBK will Warnketten weiter ausbauen, Handyausfälle nach Warnung?
Bei der Feuerwehr beeilte man sich zu betonen, dass eine fehlerhafte Auslösung „im Ernstfall ausgesprochen unwahrscheinlich wäre, da zum Warntag ein Übungseinsatz mit den Auslösemaßnahmen im gesamten Leitstellenbereich erstellt wurde.“ Im Ernstfall würden die Sirenen aber direkt über den Einsatzleitrechner im erforderlichen Gebiet ausgelöst werden. Die Panne stand im Gegensatz zum positiven Fazit aus dem Mainzer Innenministerium: Dort hieß es: „Der bundesweite Warntag hat gezeigt: Rheinland-Pfalz verfügt über zuverlässige Warnsysteme, auf die sich die Bevölkerung in Notlagen verlassen kann.“ Die Mainzer Panne kam im Lagebericht des Ministeriums nicht vor.

Auch beim BBK hieß es, der fünfte Bundesweite Warntag sei nach ersten Erkenntnissen erfolgreich verlaufen. „Wir haben gezeigt, dass unser Bundeswarnsystem und die angeschlossenen Kanäle funktionieren, und haben Millionen von Menschen erreicht“, sagte BBK-Präsident Ralph Tiesler. Und auch BBK-Vizepräsident Dr. René Funk betonte, die Warnkette hat „wie vorgesehen gearbeitet.“ Entscheidend sei nun, die technischen Messwerte mit den Erfahrungen aus Ländern und Kommunen sowie den Rückmeldungen der abzugleichen.
Beim BBK hatte man die Bevölkerung um Rückmeldung zum Warntag gebeten, die sollen nun ausgewertet werden, um gezielt Optimierungen vorzunehmen. Zu den Rückmeldungen könnten auch Berichte über vermehrte Ausfälle von Funknetzen von Handysystemen gehören: Zwischen 11.00 Uhr und 12.00 Uhr wurden in praktische allen Handyfunknetzen vermehrt Ausfälle von Handynutzern gemeldet, wie die Internetseite Allestörungen.de zeigt. Ein Zusammenhang mit dem Warntag scheint wahrscheinlich, betroffen waren vor allem größere Städte wie Berlin, Hamburg oder auch Frankfurt.
BBK-Chef Tiesler kündigte an, man wolle die Warnsysteme weiterentwickeln – etwa mit einer zentralen Auslösung der Sirenen, einer Entwarnungsfunktion für Cell Broadcast und der Integration weiterer neuer Technologien. Welche genau das sein würden, sagte er nicht. Die Probewarnung wurde in diesem Jahr an sechs Warn-Apps – darunter die Warn-App NINA – sowie an rund 8.700 Stadtinformationstafeln ausgesteuert worden. Außerdem arbeitet das BBK mit 59 sogenannten Warnmultiplikatoren zusammen, dazu gehören Rundfunk- und Fernsehanstalten, die ebenfalls die Probewarnung erhalten und an ihre Nutzer weitergeben. Kleine Portale wie Mainz& gehören nicht dazu.
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