Er ist der zweitgrößte Mainzer Stadtteil und hat sich bis heute ein ganz eigenes Flair bewahrt: Mainz-Gonsenheim ist der Dreamort vieler Mainzer, Wohnort der Haute Volée und vielleicht gerade deshalb ein Stadtteil mit sehr lebendiger Fastnachtskultur. Von hier kamen Größen wie Herbert Bonewitz, hier lebt es sich feudal-gut zwischen Gemüseanbau, Wildpark und Jugendstilvillen. Nun wird Mainz-Gonsenheim 1250 Jahre alt und natürlich wird das groß gefeiert: An diesem Wochenende vom 12. bis 14. September 2025.

„Gunsenum“ nennen die echten Meenzer liebevoll den Stadtteil auf der leichten Anhöhe zwischen der Innenstadt und Finthen – und da haben wir schon die erste Besonderheit: Was die Stadtfehde zwischen Mainz und Wiesbaden ist, das ist in Mainz die Fehde zwischen Gonsenheim und Finthen. Eine Hass-Liebe mit vielen liebevollen Neckereien, woher auch immer die kommt. Die Finther gelten hier jedenfalls als „tumbe Spargelbauern“, die Gonsenheimer wiederum als arrogante Elite-Spießer – und damit sind wir mitten in der Fastnacht.
Denn „Gunsenum“ ist die Heimat der „Schnorreswackler“, jenes Fastnachtsvereins, aus dessen Reihen so legendäre Gruppierungen wie die Gonsbachlerchen und später die gleichnamigen „Schnorreswackler“ hervorgingen – in Gonsenheim ist die Fastnachtsmusik zuhause. Dazu kommen Dank Gonsenheimer Carneval Verein (GCV) bissige Satiriker und moderne Comedians, allen voran natürlich der legendäre Herbert Bonewitz, aber eben auch Stars wie Michael Emrich und Rudi Hube oder ihre modernen Nachfolger wie Tobias Mann oder Heininger & Schier, Thomas Becker oder auch Musikstars wie Oli Mager und Dobbelbock.
Villen, Bürgerhäuser, Lennebergwald: Gonsenheim ist In
Becker heißt hier ohnehin jeder Zweite, wenn man dem Dorfklatsch trauen darf, und ein Dorf ist Mainz-Gonsenheim bis heute geblieben: Hier kennt jeder jeden, auf der Breiten Straße trifft man sich nach wie vor zum Shoppen, und im „Rheinhessendom“ zum An-Denken. St. Stephan heißt die imposante katholische Kirche im Ortskern von Gonsenheim eigentlich, die imposante Kirche mit den Doppeltürmen scheint irgendwie überdimensioniert neben den ganzen schnuckeligen Dorfhäuschen – und hat genau deshalb ihren Spitznamen.

In der Mitte der Kaufmannsstraße ragt indes die evangelische Kirche empor, um die Straße und Straßenbahn müssen ehrerbietig einen Bogen schlagen (müssen). Es sind die schmucken Bürgerhäuser vom Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, die diese Hauptstraße von Mainz-Gonsenheim prägen – und die sich anschließenden Viertel mit dem, was wir heute als Villen bezeichnen. Die höchsten Grundstückspreise und die teuersten Immobilien finden sich heute in Mainz-Gonsenheim, vorzugsweise an der Grenze zum Lennebergwald, aber auch die größte Hochhaus-Siedlung von Mainz, die „Elsa“.
Mit mehr als 25.000 Einwohnern ist Gonsenheim heute der zweitgrößte Stadtteil von Mainz, dass der Stadtteil nun sein 1250-jähriges Bestehen feiert, ist eigentlich ein Witz – Gonsenheim ist nämlich viel älter, sehr viel älter: Schon in der Jungsteinzeit siedelten hier Menschen, wie Funde belegen – die ließen sich auf 2800 bis 2200 vor Christus zurückdatieren, wie das Internetlexikon Wikipedia weiß. „1850 fand man in den für Gonsenheim typischen Sanddünen „An der Ochsenwiese“ fünf polierte flache Prunkbeile aus Jadeit, die der Späten Jungsteinzeit zugeordnet werden können“, heißt es dort.
Villa Rustica und römisches Reitergut, Franken als Gründer
Wehrhaft ging es in Gonsenheim auch zur Römerzeit zu: Die Römerstraße Mogontiacum-Bingium führte ganz in der Nähe von Gonsenheim vorbei am Gleisberg wurde eine Villa Rustica mit Mosaikfußböden, Wandverputz und Badegebäude samt dazugehörender Wasserleitung nachgewiesen, und im Gonsbachtal entdeckten Archäologen 2013-2014 ein antikes Gestüt, auf dem die Pferde und Reiter der Römischen Legion ausgebildet wurden.

Erstmals urkundlicher nachgewiesen aber ist Gonsenheim am 13. November 774 – der 11.11. wurde knapp verpasst -, genau mit diesem Datum wurde ein gewisses „Guntzinheim“ in einer Schenkungsurkunde König Karls des Großen an das Kloster Fulda erwähnt. Als Gründert gilt heute ein fränkischer Adeliger namens Gunzo, „der im Bereich des heutigen Gonsenheim ein größeres Gehöft als Keimzelle für die spätere Siedlung gründete“, so Wikipedia. Bestimmt trug auch Gunzo schon einen Schnorres. In einer weiteren, auf den 30. Mai 775 datierten, Schenkungsurkunde an die Abtei Lorsch wird der Ort schließlich „Gunsenheim im Wormsgau“ genannt.
Da haben wir es, die Geburt von Gunsenum, und dass diese genau 1250 Jahre her ist, muss natürlich gefeiert werden: Vom 12. bis 14. September 2025 wird der Stadtteil zur Festmeile. „Unter dem Motto *Miteinander feiern, füreinander das ein‘ wollen wir nicht nur auf die Vergangenheit blicken, sondern auch die Gegenwart genießen und die Zukunft in den Blick nehmen“, schreibt Ortsvorsteher Josef Aron (Grüne) in seinem Vorwort zum Programm. 1250 Jahre – das sei, „ein Grund, stolz zu sein.“

Feier: Fastnachtsfeeling, Umzug und Mainzer Liederkranz
Los geht es denn auch echt Meenzerisch-fastnachtlich am Freitagabend: Ab 20.00 Uhr laden beim „Gonsenheimer Abend“ Größen wie Oliver Mager und Andreas Bockius, Laura Müller und Heininger & Schier und natürlich die Schnorreswackler zum „Mainzer Liederkranz“, Eingeweihte wissen: da ist Mitsingen Pflicht. Wir gehen mal davon aus, dass der Ort die große Live-Bühne vor dem Gonsenheimer Rathaus sein wird. Am Samstag dann stehen Gottesdienst und offizieller Festakt auf dem Programm, aber ebenso Führungen durch Gonsenheim, Jazz und viel Fastnachtsfeeling.

Am Sonntag zieht ab 11.00 Uhr einen Festumzug der Vereine durch Gonsenheim, das ganze Wochenende über aber findet vor allem ein Straßen- und Höfefest statt: Mitten im Ort öffnen 15 Höfe ihre Tore. An das genaue Programm zu kommen, ist gar nicht so einfach – digital findet Ihr Infos hier bei der Stadt Mainz. Ansonsten: einfach hingehen und mitfeiern! Eingemeindet wurde Gonsenheim übrigens zwangsweise im Jahr 1938 nach Mainz – genau am 1. April, „aus militärpolitischen Gründen“, wie es bei Wikipedia heißt.
„Mit der Eingemeindung Gonsenheims nach Mainz endete zwar die Geschichte Gonsenheims als eigenständiger Ort, aber das Leben veränderte sich vorerst nicht allzu sehr“, so Wikipedia weiter. Gunsenum blieb eine eigenständige Welt, man blieb bäuerlich und wurde gleichzeitig Anziehungspunkt für die „Haute Volée“ von Mainz. Der älteste Mainzer Stadtteil ist man natürlich bei Weitem nicht: Bretzenheim und Zahlbach sind älter, die Altstadt mit ihrem Römerlager auf dem Kästrich sowieso. Und, besonders pikant: In Mainz-Finthen lebten bereits ebenfalls vor 4.000 Jahren Menschen, „damit gehört Finthen zu den ältesten Siedlungsgebieten im Mainzer Raum“, behauptet Wikipedia. Tja.
Info& auf Mainz&: Ausführliches zur Geschichte von Mainz-Gonsenheim findet Ihr hier bei Wikipedia im Internet und natürlich beim Heimat- und Geschichtsverein von Mainz-Gonsenheim.