Die 77. Deutsche Weinmajestät – ist erneut eine Frau. Die Jury entschied sich bei der Wahl der Deutschen Weinmajestät dagegen, erstmals einen Mann zu einer der höchsten deutschen Weinmajestäten zu machen: Levin McKenzie scheiterte trotz eines starken Auftritts in der Wahlgala am Freitagabend kurz vor der Runde der letzten Drei. Die Jury entschied sich damit für Tradition und herkömmliche Weinkommunikation – und gegen einen modernen Wein-Influencer, der die Massen im Vorfeld begeistert hatte.

Anna Zenz (Mitte) von der Mosel ist die 77. Deutsche Weinkönigin. - Foto: gik
Anna Zenz (Mitte) von der Mosel ist die 77. Deutsche Weinkönigin. – Foto: gik

77. Deutsche Weinkönigin ist nun Anna Zenz von der Mosel. Ihr zur Seite stehen im kommenden Jahr Emma Meinhardt aus dem Anbaugebiet Saale-Unstrut und Katja Simon von der Hessischen Bergstraße. Bei der Wahl zur Deutschen Weinmajestät waren erstmals zwei männliche Bewerber angetreten, mit dem Rheinhessischen Weinkönig Levin McKenzie kam einer von ihnen ins Finale.

Der lockere Wein-Influencer und gelernte Winzer aus Mainz begeisterte mit seiner Kandidatur eine breite Menge vor allem junger Weinkonsumenten – die Jury ließ sich diese Chance entgehen: Mit dem finalen Trio bestimmte sie, welche drei Kandidatinnen im kommenden Jahr die deutsche Weinwirtschaft vertreten sollen. Das letzte Wort hatten dann die Zuschauer: Per Online-Voting machten sie  zur 77. Deutschen Weinkönigin.

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Levin McKenzie: Weinkönig der Herzen und der jungen Leute

Insgesamt war 10 Kandidatinnen und zwei Männer zur Wahl angetreten, die erstmals „Wahl der Deutschen Weinmajestät“ hieß – das Anbaugebiet Sachsen hatte keine Vertreterin zur Wahl geschickt. Die Kandidatinnen und Kandidaten mussten in einer Fachbefragung vergangenen Samstag umfassendes Weinwissen beweisen, aber auch da schon Spontanität und gekonntes Auftreten auf der großen Bühne.

Levin McKenzie bei der Blindverkostung am Freitagabend auf der Bühne des Saalbaus in Neustadt an der Weinstraße. - Foto: gik
Levin McKenzie bei der Blindverkostung am Freitagabend auf der Bühne des Saalbaus in Neustadt an der Weinstraße. – Foto: gik

Der 26 Jahre alte Levin McKenzie aus Mainz spielte sich da im Handumdrehen in die Herzen der Zuschauer und zumindest auch ein wenig der Jury: Der hoch gewachsene Mainzer, der gelernter Winzer ist und in Mainz BWL studiert, zog in die Runde der letzten Fünf ein, und kämpfte deshalb am Freitagabend in Neustadt an der Weinstraße um das höchste Amt der deutschen Weinwirtschaft.

Und da bewies Levin erneut, was ihn für viele Menschen so attraktiv macht: Seine lockere Art, die aber nie platt wirkte, seine fundierte Weinkompetenz gepaart mit hohen rhetorischen Fähigkeiten. Sein Bruder brachte es hinter der Bühne so auf den Punkt: „Wir können eine Flasche Wein mehr trinken, ohne dass Levin eine halbe Stunde über den Wein, das Terroir und die Rebsorte erzählt.“ Genau das macht Levin seit 2020 auch in seinem Wein-Podcast „Wine on Wednesday“, auf Instagram hat er mittlerweile rund 12.000 Follower.

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Jury pro Tradition – Weinkönig sollte verhindert werden

Und genau das machte der Jury offenbar Angst: In der letzten Jury-Entscheidung im Finale wählten die 70 Vertreter, die vor allem aus der Weinwirtschaft und der Politik, und nur zum kleinen Teil aus den Medien kommen, ein traditionelles Damen-Trio in die Runde der letzten Drei. Hinter vorgehaltener Hand hieß es, man habe den Rheinhessen nicht unter den drei letzten Kandidatinnen haben wollen – aus Angst, dass Levin mit seinen vielen Social Media-Followern dann als erster Deutsche Weinkönig nicht mehr zu verhindern gewesen wäre.

Die scheidenden Wein-Queenies: Weinkönigin Charlotte Weihl (mitte) und ihre Deutschen Weinprinzessinnen Julia Lambrich (rechts) und Katharina Gräff. - Foto: gik
Die scheidenden Wein-Queenies: Weinkönigin Charlotte Weihl (mitte) und ihre Deutschen Weinprinzessinnen Julia Lambrich (rechts) und Katharina Gräff. – Foto: gik

Denn die letzte Entscheidung treffen die Zuschauer im Online-Voting – und wie schon im vergangenen Jahr hatte dabei das Reichweiten-stärkste Anbaugebiet die Nase vorn. Die 24 Jahre alte Anna Zenz kommt aus Ediger-Eller an der Mosel und hatte zuvor einen durchaus starken und souveränen Auftritt hingelegt. Eine harte Konkurrenz aber war auch Emma Meinhardt aus dem Anbaugebiet Saale-Unstrut mit einem höchst charmanten und glänzenden Auftritt – doch im finalen Zuschauervoting hatte das kleine Anbaugebiet im Osten wahrscheinlich keine Chance.

Belohnt werden in dem finalen Voting die Anbaugebiete, die viele Fans und Follower sowie eine Internet-affine Gemeinschaft haben – schon 2024 hatte die Kandidatin vom Mittelrhein keine Chance, Deutsche Weinkönigin zu werden. Die dritte im finalen Trio, Katja Simon von der Hessischen Bergstraße, überzeugte letztlich mit ihrer Eloquenz und Fachwissen, in Sachen Ausstrahlung, Charme und Auftritt hatte Emma Meinhardt jedoch klar die Nase vorn. Als die drei Damen am Ende erklären mussten, wem sie eine mögliche Krone widmen wollten, priesen alle drei ihre Mütter an.

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Rheinhessen enttäuscht: „Jury war wohl noch nicht so weit“

In Rheinhessen zeigte man sich enttäuscht: „Die Jury war wohl noch nicht so weit“, raunte ein Mitglied des Levin-Fanclubs. Der Rheinhessische Weinkönig hatte im Vorfeld selbst wiederholt betont, er wolle nicht „als Mann gewählt“ werden, die Jury solle sich „für den coolsten Kandidaten oder Kandidatin“ entscheiden – das war allerdings eindeutig er selbst. Die Deutsche Weinkönigin und ihre Weinprinzessinnen sind die wichtigsten Botschafter für deutschen Wein, sie vertreten die Winzerschaft auf mehr als 200 Terminen pro Kopf im In- und Ausland.

Levin McKenzie: Als erster Weinkönig von Rheinhessen cooler Influencer mit hoher Fachkenntnis. - Foto: Rheinhessenwein
Levin McKenzie: Als erster Weinkönig von Rheinhessen cooler Influencer mit hoher Fachkenntnis. – Foto: Rheinhessenwein

Seit mehreren Jahren läuft eine intensive Debatte, ob eine „Weinkönigin“ noch zeitgemäß sei, wie man das Amt modernisieren könnte – und wie man in Zeiten einer schweren Absatzkrise junge Leute für Wein begeistern kann. Levin McKenzie war genau deshalb vor einem Jahr zum ersten Weinkönig in Rheinhessen gewählt worden: Nicht, weil er ein Mann war, sondern weil er mitreißend und modern über Wein reden kann.

Die Jury entschied sich hingegen mehrheitlich für das klassische Modell – und vertat damit die große Chance, einen modernen Wein-Influencer mit einer enormen Follower-Reichweite zu nutzen, um Spaß am Wein zu verbreiten. Und das, obwohl Social Media inzwischen eine herausragende Rolle im Weinmarketing und gerade auch in der Arbeit der Deutschen Weinmajestäten spielt – der in der Jury vertretenen Weinwirtschaft war aber wichtiger, ob ein Mann oder eine Frau Krone oder Amtskette trägt.

Levin selbst zeigte sich trotz seines Ausscheidens entspannt: „Ich hatte so viel Spaß, die drei werden das super machen“, sagte er im Mainz&-Interview. Er wolle jetzt erst einmal mit Freunden und Familien ordentlich feiern – und sich dann doch wieder mal mehr seinem Studium widmen und seinen Bachelor-Abschluss machen. Aber eines sei auch klar: „Der Wein wird mich nicht mehr los“, versprach er.

Info& auf Mainz&: Mehr zu Levin McKenzie und was ihn ausmacht, sowie zur Wahl der Deutschen Weinmajestät insgesamt lest Ihr auch hier auf Mainz&. Das ganze Interview mit Levin nach der Wahlentscheidung könnt Ihr Euch hier auf Facebook ansehen.

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