Schwerer Rückschlag für die Fastnachtsjugend in Mainz: Der Südwestrundfunk will den Mainzer Jugendmaskenzug ab 2026 nicht mehr übertragen. Der Umzug sei „eine lokale Veranstaltung, die überregional auf wenig Zuschauerinteresse stößt“, teilte der Sender auf Mainz&-Anfrage mit. Das hätten die geringen Einschaltquoten gezeigt. Hintergrund sind aber vor allem Einsparmaßnahmen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk – wieviel die Liveübertragung den Sender kostete, die Auskunft verweigerte der SWR jedoch. Im Zuge eines großen Sparprogramms streicht der Sender weitere Sendungen im analogen Programm.

Der Kinder- und Jugendmaskenzug in Mainz gilt als der größte seiner Art in ganz Europa, und als einer der traditionsreichsten. Immer am Fastnachtssamstag ziehen dabei zwischen 3.500 und 5.000 kleine Narren durch die Straßen von Mainz, begleitet von zahlreichen Eltern und Pädagogen – gerade für Kitas und Schulen in Mainz ist der Jugendmaskenzug ein wichtiger Bestandteil in ihrem Jahresablauf und Gegenstand zahlloser pädagogischer Projekte.
Zudem gilt der Umzug als wichtiger Bestandteil der Nachwuchsförderung in der Mainzer Fastnacht, das bunte Spektakel lockt zudem jedes Jahr Zehntausende von Besuchern an. Und eigentlich war die Live-Übertragung im fernsehen fester Bestandteil des Fastnachtskalenders, die insbesondere von vielen Älteren und Großeltern geschätzt wurde. Doch nun soll damit Schluss sein: „Der SWR wird den Mainzer Jugendmaskenzug vom kommenden Jahr an nicht mehr übertragen“, teilte die Pressestelle des SWR auf Anfrage mit. Zuerst hatte darüber die „Allgemeine Zeitung“ berichtet – eine allgemeine Information aller Pressevertreter hielt man im SWR nicht für nötig.
Jugendmaskenzug aus Mainz: geringe Einschaltquoten
Als Grund nannte der SWR vor allem den „seit längerem stattfindenden Spar- und Reformprozess“ im Sender, dabei sei das Aus für den Umzug „eine von mehreren Einsparmaßnahmen.“ Der Jugendmaskenzug sei „eine lokale Veranstaltung, die überregional auf wenig Zuschauerinteresse stößt“, betonte der Sender zudem. Das hätten die geringen Reichweiten der vergangenen Jahre gezeigt. So habe die Übertragung 2025 lediglich einen Marktanteil von 2,4 Prozent im Südwesten gehabt, 2024 seien es sogar nur 1,7 Prozent gewesen. Auch die Aufzeichnung im Internet habe „nur geringe Abrufzahlen“ gehabt.

Auf die Frage, was den Sender die Liveübertragung denn eigentlich genau koste, antwortet der SWR lediglich, es sei „ein relevanter Produktionsaufwand für den SWR gewesen, sowohl finanziell als auch personell.“ Das erstaunt indes schon, hatte der SWR doch stets argumentiert, die Übertragung des Jugendmaskenzuges sei an die Übertragung des Mainzer Rosenmontagszuges angelehnt. Der SWR hatte schon einmal für einige Jahre die Übertragung des Jugendmaskenzuges ausgesetzt – nämlich in der Zeit, als der Umzug wegen der rheinland-pfälzischen Winterferien zwei Wochen vor Fastnacht stattfand.
Damals argumentierte der SWR, die Übertragung des Jugendumzuges sei wegen des eigenen Termins zu teuer und zu aufwändig. Am alten Termin an Fastnachtssamstag hingegen könne man die ohnehin für Rosenmontag notwendige Infrastruktur gleich mit nutzen – nun ist stattdessen von einem „relevanten Produktionsaufwand“ die Rede. „Die bekannten und vom SWR-Publikum geschätzten Fastnachtssendungen wird der SWR auch im nächsten Jahr anbieten“, versicherte der Sender zudem. Dazu komme 2026 eine ausführliche Dokumentation zum 100-jährigen Jubiläum der Mainzer Hofsänger.
SWR stellt weitere Sendungen im linearen Fernsehen ein
Im SWR verweist man zudem darauf, dass derzeit „unklar“ sei, „ob und wann es zu einer Beitragsanpassung in Höhe von 0,58 Euro kommt, wie sie von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) empfohlen wurde.“ Die KEF hatte bereits im Februar 2024 eine Anhebung des Rundfunk-Pflichtbeitrags um 58 Cent auf 18,94 Euro pro Monat empfohlen, das war indes auf den scharfen Widerstand einiger Bundesländer gestoßen – im Dezember 2024 beschloss die Ministerpräsidentenkonferenz deshalb, die Beitragshöhe für zwei Jahre bei 18,36 Euro einzufrieren. ARD und ZDF klagen derzeit dagegen vor dem Bundesverfassungsgericht – Ausgang: offen.

Im SWR heißt es nun, das Direktorium habe sich „auf eine strukturelle Finanzierungslücke von 70 Millionen Euro pro Jahr eingestellt“ und bereits frühzeitig einen Einspar- und Reformprozess eingeleitet. Nach bereits umgesetzten Einsparungen mit Einschnitten in Verwaltung, Produktion, Infrastruktur und linearem Programm, sollten nun weitere Maßnahmen folgen – darunter auch Einschnitte im linearen Programm. Man wolle „den Sender mit dem Fokus auf die Bedürfnisse des Publikums konsequent für die digitale Zukunft aufzustellen“, so der SWR.
Um Kosten zu senken, werde man Produktionen „im Rahmen von Veranstaltungen Dritter“ reduzieren, kündigte der Sender weiter an – das betrifft vor allem die große TV-Unterhaltungsshow vom „Rheinland-Pfalz-Tag“, die es so ab 2027 nicht mehr geben wird. Gleiches gelte für die Sendung „Ehrensache“ vom Ehrenamtstag. Ab 2026 werden zudem keine neuen Ausgaben der „Eisenbahnromantik“ mehr produziert, bereits eingestellt wurden außerdem Unterhaltungsformate wie „Meister des Alltags“, „Ich trage einen großen Namen“, „Hannes und der Bürgermeister“ oder „Freunde in der Mäulesmühle“ sowie die Sendung „Sport am Samstag“.
Im Radiobereich trifft es vor allem SWR4: Die beiden Wellen „SWR4 Baden-Württemberg“ und „SWR4 Rheinland-Pfalz“ werden vollständig zusammengeführt, auch in der Primetime am Morgen. Das Programm werde künftig ausschließlich aus Stuttgart gesendet, jedoch „weiterhin redaktionell gemeinsam gestaltet und aus beiden Bundesländern bestückt werden“, heißt es weiter. Regionale Inhalte aus beiden Bundesländern blieben „Kernbestandteil von SWR4, um die Nähe zu den Hörerinnen und Hörern in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zu gewährleisten.“ So werde es auch weiterhin zur halben Stunde Nachrichten aus den Regionalstudios des SWR geben.
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