An diesem Samstag ist es so weit: Nach drei Jahren Pause findet am kommenden Samstag endlich wieder der Jugendmaskenzug in Mainz statt. Der größte Kinder- und Jugendmaskenzug Europas musste ebenfalls in der Corona-Pandemie pausieren, zudem war der Umzug durch die Fastnachtsferien von Rheinland-Pfalz geschädigt. Nun kehrt der Kindermaskenzug an seinen angestammten Platz am Fastnachtssamstag zurück, die Vorfreude ist riesig: Rund 4.700 Kinder und Jugendliche werden zum Motto Römer und Weltgeschichte durch Mainz ziehen.
„Endlich wieder Fastnachtssamstag“, lautete der Stoßseufzer am Montagabend bei der Vorstellung des Zugprogramms: Am kommenden Samstag um 14.11 Uhr setzt sich der größte Kinder- und Jugendmaskenzug Europas in Bewegung und zieht 2,5 Kilometer weit kreuz und quer durch die Landeshauptstadt. Es ist der insgesamt 64. Zug seit seiner Gründung im Jahr 1957, für diesen Zug haben sich bereits rund 4.700 Kinder angemeldet – das sind allerdings weniger als zuletzt 2020.
„Wir freuen uns riesig auf fröhliche Kinder, die am Samstag durch die Straßen laufen, Helau rufen und genauso viel Spaß haben wie wir“, sagte Organisatorin Cathrin Tronser am Montagabend in Mainz: „Endlich wieder Fastnacht, endlich wieder Jugendmaskenzug!“ Das hätten wirklich viele vermisst während der vergangenen Jahre. Der Jugendmaskenzug war nicht nur zwei Jahre wegen der Corona-Pandemie ganz ausgefallen, zwei weitere Jahre lang hatte er zudem zwei Wochen vor Fastnacht stattfinden müssen – wegen der rheinland-pfälzischen Winterferien.
Jugendmaskenzug endlich wieder vom SWR-Fernsehen übertragen
Die Ausfälle und Verlegungen hätten sich nun auch in den Anmeldezahlen niedergeschlagen, berichtete Organisatorin Cathrin Tronser am Montagabend in Mainz. Waren 2020 noch rund 5,.100 kleine Narren durch Mainz gezogen, so sind es in diesem Jahr „nur“ 4.700 – und von denen kamen rund 700 erst kurzfristig seit Anfang Januar hinzu. „Auch die Musikgruppen sind weniger geworden, es gibt teilweise einfach keine Trommlerzüge mehr in den Garden“, bedauerte Tronser, „wir hoffen, dass sich das wieder erholt in den kommenden Jahren.“
Da der Umzug nicht am Fastnachtssamstag stattfand, wurde er in den Vorjahren auch nicht mehr vom SWR-Fernsehen übertragen – der Fernsehsender sah in einer eigenen Übertragung zwei Wochen vor Fastnacht zu viel Aufwand. Nun kehrt der Jugendmaskenzug nicht nur auf die Straße, sondern auch ins Fernsehen zurück: Mit dem Termin am Fastnachtssamstag profitiert der Umzug von der Technik für den großen Rosenmontagszug – der SWR überträgt nun wieder den großen Kinder-Lindwurm am Samstag ab 14.33 Uhr live im Südwestfernsehen.
Moderiert wird die Übertragung von GCV-Fastnachts-Sitzungspräsident und SWR-Moderator Sebastian Grom gemeinsam mit der früheren Fastnachtsprinzessin Aline Kreuser vom MCV, für Eindrücke „von der Gass“ sorgt SWR-Reporter Jonas Becker, den die Fastnachter als Aktiven vom GCV kennen – dort steht Becker als Teil der Herpes House Band auf der Bühne. „Der Jugendmaskenzug ist für mich eine ganz besondere Veranstaltung“, sagte Grom im Vorfeld. Ihn beeindrucke jedes Mal die Begeisterung, aber auch die Kreativität der vielen Kinder und Jugendlichen bei der Umsetzung des Zugmottos.
14 Schulen, 15 Kitas, 12 Musikgruppen
Getragen wird der Jugendmaskenzug nämlich von den Kitas und Schulen in Mainz, in diesem Jahr beteiligen sich insgesamt 14 Schulen, die allein mehr als 2.600 Teilnehmer stellen. Darunter sind 6 Grundschulen , drei Gymnasien und drei Integrierte Gesamtschulen, die größte teilnehmende Schule ist die Münchfeld-Grundschule mit allein 520 Teilnehmern.
Dazu kommen noch 15 Kindergärten und Kitas mit knapp 1.200 Teilnehmern, sechs sonstige Jugendorganisationen sowie 12 Musikgruppen mit rund 570 Musikern. Der Umzug wird bestimmt von Fußgruppen, nur drei Wagen rollen deshalb mit: Der Festwagen „Jugend in die Bütt“ von der Mainzer Kleppergarde, ein Wagen des Mainzer Narren Clubs sowie natürlich die Lok des Kinderprinzen Finn I. Für ihn ist es übrigens der letzte Umzug als Kinderprinz: Finn I. ist nach vier Jahren Amtszeit aus seinem Kostüm herausgewachsen und geht deshalb am Ende der Kampagne in den Ruhestand.
Der Umzug sei für die Nachwuchsförderung der Fastnacht ungemein wichtig, betonte Tronser: Er sei „so etwas wie ein Türöffner“ für viele Kinder, die in Kitas oder an den Mainzer Schulen wochenlang vorher Kostüme für das Ereignis basteln. „Das ist das erste Mal, wo sie richtig in Berührung kommen mit dem Thema Fastnacht und sogar aktiv Teil eines Umzuges sind“, erklärte Tronser weiter, „und ich glaube, das ist etwas, was viele, viele vermisst haben.“
Zugmotto Weltgeschichte, Gutenberg und Römer
Den Charme des Umzugs mache zudem seine Vielfalt und die Individualität der Kostüme aus: Alle Kostüme sind selbstgebastelt, die Schulen und Kitas setzen das Zugmotto eigenständig um. Das lautet in diesem Jahr: „Die Weltgeschichte lehrt uns ein: Rom ging vorbei, doch Mainz bleibt Mainz!“ Passend dazu „erwartet uns ein Querschnitt durch die Weltgeschichte“, sagte Tronser weiter: Es werde viele kleine Römer geben, aber auch kleine Gutenbergs, auch das Thema Biontech und Forschung werde eine Rolle spielen.
Erwartet werden entlang des Zugwegs bis zu 100.000 Zuschauer, zumal an dem Fastnachtssamstag auch wieder die Rekrutenvereidigung am Nachmittag stattfindet. Doch trotz aller Begeisterung, die Organisatoren schauen mit Sorge in die Zukunft: „Wir wissen nicht, wie lange das noch gut gehen soll“, sagte Kurt Merkator, Vorsitzender des Mainzer Verkehrsvereins, der gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Mainzer Straßenfastnacht den Umzug organisiert.
„Wir haben mittlerweile ein Sicherheitskonzept von 150 Seiten“, klagte Merkator, die Kosten seien gerade in diesem Jahr deutlich in die Höhe geschnellt – für Straßensperren und Security, aber auch für Toiletten und Sanitätsdienst. 25.000 Euro koste die Ausrichtung des Umzuges inzwischen, und das, obwohl die Arbeit rein ehrenamtlich geleistet wird. „Wir kriegen es dieses Mal noch mal hin, aber es wird immer teurer“, warnte Merkator – allein mit Ehrenamt und Sponsoren sei das eigentlich nicht mehr zu stemmen.
Kosten für Kinderorden verdoppelt, Umzug ächzt unter Auflagen
Auch die Kosten für die Kinderorden hatten sich in diesem Jahr glatt verdoppelt, nach Mainz&-Informationen war es nur privaten Spenden zu verdanken, dass rund 4.000 Orden finanziert werden konnten. Zudem finanzieren Sponsoren die Kostümpreise: Nach dem Umzug tagt eine Jury und vergibt in zahlreichen Kategorien Preise für die gelungensten Kostüme im Wert von insgesamt 12.000 Euro.
Und so stehen für das große Fastnachts-Familienfest am Samstag erst einmal alle Zeichen auf Freude und Spaß. Auch das Wetter verspreche ordentlich zu werden, sagt Tronser noch: „Wir hoffen mal, dass die Sonne scheint und dass alles gut geht am Samstag.“
Info& auf Mainz&: Der 64. Jugendmaskenzug setzt sich am Samstag, den 18. Februar 2023 pünktlich um 14.11 Uhr an der Boppstraße in Bewegung, die Zugstrecke lest Ihr unten. Das SWR-Fernsehen überträgt ab 14.33 Uhr live von der Ludwigsstraße. Infos zum Jugendmaskenzug findet Ihr zudem hier im Internet.
Zugweg:
Boppstraße – Kaiserstraße Neustadtseite – um das Stadthaus herum – Gärtnergasse – Große Bleiche – Münsterplatz – Schillerstraße – Schillerplatz – Ludwigsstraße – Höfchen – Schöfferstraße – Schusterstraße – Flachsmarkt – Auflösung des Zuges Flachsmarktstraße
