Gerade hatten wir Ende September von den Problemen rund um die Vorlandbrücke der A643 in der Verlängerung der Schiersteiner Brücke berichtet, da kam kurz danach eine neue Hiobsbotschaft: Die Abfahrtsrampe nach der Schiersteiner Brücke aus Wiesbaden in Richtung Mainz-Mombach muss wegen ihres schlechten Bauzustandes komplett gesperrt werden – und das dauerhaft. Das teilte die Autobahn GmbH West des Bundes mit: Die Abfahrtsrampe werde ab Mittwoch, dem 8. Oktober 2025 „bis auf Weiteres zum Schutze der Bestandsbrücke und zur Gefahrenabwehr für den gesamten Verkehr gesperrt.“

Vergangene Woche hatte die Autobahn GmbH des Bundes die A643 bei Mainz-Mombach für rund eine Stunde gesperrt, wegen dringender Bauwerksprüfungen. Und dabei gab es eine gute und eine schlechte Nachricht, die gute: An der Auffahrtsrampe aus Mainz kommend auf die A643 in Fahrtrichtung Bingen habe sich „eine positive Entwicklung eingestellt“ – die Rampe könne deshalb für den Autoverkehr geöffnet bleiben, allerdings nur für Autos mit weniger als 3,5 Tonnen Gewicht. Lkws müssen deshalb weiter erhebliche Umwege fahren.
Doch dann die schlechte Nachricht: Die zweite Rampe, auf der die Abfahrt aus Richtung Wiesbaden nach Mainz-Mombach verläuft, ist offenbar schwerer beschädigt als bislang gedacht. Die Rampe werde ab Mittwoch, dem 8. Oktober 2025 „bis auf Weiteres zum Schutze der Bestandsbrücke und zur Gefahrenabwehr für den gesamten Verkehr gesperrt“, teilte die Autobahn GmbH mit. Das müsse sein, „um die Tragfähigkeit der Vorlandbrücke Mombach sicherzustellen“, betonten die Autobahnexperten – die Sperrung werde dauerhaft sein und bleibe „bis zum geplanten Ersatzneubau der Bauwerke“ bestehen.
Abfahrt nach Mainz-Mombach bleibt auf Dauer komplett gesperrt
Das ist ein absolutes Alarmsignal und bedeutet: Das Brückenbauwerk für die so wichtige Abfahrtsrampe ist schwerer beschädigt als gedacht, der Verkehr aus Richtung Wiesbaden kann damit nicht länger direkt die erste Ausfahrt nach der Schiersteiner Brücke nehmen, sondern muss über Mainz-Gonsenheim rollen. Das gilt eben auch für alle Lkws, die ins Gewerbegebiet zwischen Mombach und der Innenstadt wollen, für Gonsenheim bedeutet das eine spürbare Mehrbelastung.

Aufgefallen war der bedenkliche Bauzustand vergangene Woche bei einer Bauwerksprüfung, bei der eigens die beiden Rampen bei Mombach geprüft wurden. Die Niederlassung West der Autobahn GmbH des Bundes hatte bereits im April 2025 zu Schutz der Brücken eine Lastbeschränkung für beide Rampen angeordnet, seither durften Lkw und andere Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht die Rampen nicht mehr nutzen.
Doch daran hielten sich offenbar viele nicht: Die Einhaltung dieser Lastbeschränkung sei zwar „durch Verkehrsbeobachtungen und Kontrollen in enger Abstimmung mit der Polizei immer wieder überprüft worden“, trotzdem sei „leider auch weiterhin eine Vielzahl von Verstößen gegen die Lastbeschränkung festgestellt worden.“ Deshalb müsse man die Rampe nun komplett und für alle sperren – und zwar bis zu einem Neubau. Die Geh- und Radwege im Bereich der Abfahrtsrampe seien von der Sperrung aber nicht betroffen.
Neue Bauwerksuntersuchung seit 2023 – neue Mängel
Die Vorlandbrücke der Autobahn A643 erlangte im Frühjahr 2015 traurige Berühmtheit, als ein Brückenpfeiler bei Bauarbeiten wegen fehlerhafter Bohrungen im sandigen Untergrund wegsackte, und die Brücke daraufhin nach unten krachte – das Ergebnis war ein monatelanger „Brückengau“, der das gesamte westliche Rhein-Main-Gebiet ins Chaos stürzte Seither war klar: Der Neubau der Vorlandbrücke ist ausgesprochen dringend, passiert ist indes: nichts. Das Planfeststellungsverfahren hängt seit Jahren in der Schwebe, weil sich Bund und Land Rheinland-Pfalz über die Frage streiten, wie breit der Ausbau werden darf.

Derweil kämpft ein breites Bündnis in Mainz gegen den Ausbau und für den Schutz des Naturschutzgebietes „Mainzer Sand“, erst kürzlich forderte ds Bündnis erneut, auf einen Ausbau ganz zu verzichten. Die EU wiederum ließ das Land auf ihre Stellungnahme zur Umweltverträglichkeit warten. Die kam dann endlich in diesem Sommer – und beinhaltete ein klares Nein der EU zum geplanten sechsspurigen Ausbau. Das Dumme dabei: Damit müsste das Planfeststellungsverfahren komplett neu gestartet werden, was eine jahrelange Verzögerung nach sich ziehen würde – womöglich würde ein Neubau dann weitere zehn Jahre brauchen.
Doch Zeit hat die Vorlandbrücke eben gerade nicht: 2023 startete die Autobahn GmbH eine gründliche Bauwerksuntersuchung des gesamten Bereiches der Vorlandbrücke, und zwar „auf Basis der Richtlinie zur Nachrechnung von Straßenbrücken im Bestand“, wie es heißt. Und dabei fanden sich offenbar neue Mängel, deshalb wurden bereits im August 2024 Verkehrseinschränkungen für Lkw eingerichtet, die dann wohl permanent ignoriert wurden. Nun also die Komplettsperrung der wichtigen Abfahrt auf unbestimmte Zeit – man stehe „weiterhin in engem Austausch mit den Behörden vor Ort.“ Ein schnelle Lösung ist derweil nicht in Sicht.
Info& auf Mainz&: Für die „Ersatzneubauten Vorlandbrücke Mombach und Rampen“ hat die Autobahn GmbH West inzwischen eine eigene Projektseite eingerichtet, die Ihr hier im Internet findet. Wann die Planungen fertig sein werden, das sagte die Autobahn GmbH nicht. Unseren ausführlichen Artikel zu dem Streit um den A643-Ausbau sowie zu den Hintergründen findet Ihr hier auf Mainz&.