Garden ausgesperrt, Fastnachter verprellt, Kommunikation verhauen – die Wogen schlugen vergangenes Wochenende hoch. Der Grund: Der Mainzer Carneval-Verein (MCV) hatte völlig überraschend einen Kartenverkauf für den 11.11. auf dem Mainzer Schillerplatz gestartet – der Fastnachtsauftakt soll erstmals Eintritt kosten. Der Vorverkaufsstart aber führte zu erheblichem Ärger: Die rund 9.000 Tickets waren binnen Stunden vergriffen, viele Garden und Vereine fühlten sich veräppelt und ausgesperrt. Nun entschuldigt sich der MCV und gelobt fürs kommende Jahr Besserung.
Am 11.11. wird traditionell ein närrischer Ausblick auf die Fastnachtskampagne des kommenden Jahres gegeben, die Narren huldigen dann der Narrenzahl 11 und stimmen sich ein auf die Narrenzeit, die am 1. Januar beginnt. Pünktlich um 11.11 Uhr wird deshalb am 11.11. auf dem Schillerplatz in Mainz das närrische Grundgesetz verkündet und anschließend mit viel Musik in den Abend hinein gefeiert.
Das soll auch in diesem Jahr so sein – allerdings kündigte der ausrichtende Mainzer Carneval-Verein (MCV) vergangenes Wochenende sehr kurzfristig eine wichtige Änderung an: Erstmals wird der Narrenauftakt am 11.11. in Mainz Eintritt kosten, die Teilnehmerzahl zudem auf rund 9.000 begrenzt. „Wir haben uns aufgrund der deutlich gestiegenen Sicherheitsauflagen und damit verbundenen Kosten schweren Herzens dafür entscheiden müssen, den Zugang zum Schillerplatz am 11.11. über Kauftickets zu regeln“, sagte MCV-Präsident Hannsgeorg Schönig.
Erstmals Eintritt in Mainz am Schillerplatz wegen Sicherheitsauflagen
Die gestiegenen Sicherheitsauflagen führten bereits in der Kampagne 2023 zu erheblichen Problemen, teilweise wurden mehrere Umzüge in kleineren Gemeinden vor allem in der Pfalz abgesagt. Das Problem besteht indes weiter, die Sicherheitskosten treiben für die Veranstalter massiv die Preise hoch: Der MCV habe 2022 ohne Eintritt einen Verlust von über 30.000 Euro am 11.11. gemacht. „Das können wir uns leider nicht mehr leisten“, betonte Schönig.
Deshalb habe sich der MCV in diesem Jahr für einen Eintritt entschieden, und dabei einen „moderaten Preis von sieben Euro gewählt“, sagte Schönig weiter. Dafür könnten die Närrinnen und Narrhallesen immerhin einen ganzen Tag von 11.11 Uhr bis 21.45 Uhr auf dem Schillerplatz feiern, tanzen, lachen, schunkeln und singen. Denn da der 11.11. in diesem Jahr auf einen Samstag falle, habe man das Programm ausgeweitet bis 21.45 Uhr – sonst war das Bühnenprogramm immer schon um 17.30 Uhr beendet worden. Vergleichbare Veranstaltungen in Köln kosteten hingegen zwischen 11,11 Euro und fast 40,- Euro.
Zum Problem wurde aber weniger der Eintrittspreis als die Art und Weise der Ticketvergabe: Der MCV hatte den Ticketverkauf über seine Internetseite nämlich am vergangenen Samstag gestartet, ohne vorher die breite Bevölkerung über die Presse informiert zu haben. So registrierten viele Narren auch aus Garden und Vereinen völlig überrascht, dass da ein Ticketverkauf lief – woraufhin die Server erst einmal zusammenbrachen.
MCV entschuldigt sich für Ärger beim Kartenverkauf
Die Menge der vorgehaltenen Tickets hielt dem Ansturm denn auch keineswegs Stand: Bereits nach vier Stunden waren über 5.000 Tickets verkauft, kurze am Abend die Veranstaltung restlos ausverkauft – sehr zum Ärger vieler Narren. Dabei waren in den Vorjahren auch meist so um die 7.000 Narren auf den Schillerplatz gekommen, womöglich führte der Samstagstermin nun aber zu einer erhöhten Nachfrage. Viele Garden beschwerten sich daraufhin, sie hätten keine Tickets mehr bekommen – ob man nun vom MCV aus ausgerechnet die Meenzer Garden als Rückgrat der Fastnacht aussperren, und stattdessen auf „Partyvolk“ setzen wolle?
Am Mittwoch entschuldigte sich der MCV nun für den entstandenen Ärger: „Die Garden und Vereine sind ein wesentliches Element der Mainzer Fastnacht, und es tut uns wirklich leid, dass wir hier nicht alle Garden rechtzeitig eingebunden haben“, betonte MCV-Präsident Schönig ausdrücklich: „Wir entschuldigen uns an dieser Stelle bei allen Garden und Vereinen – und werden diese zukünftig früher einbinden.“ Es tue dem MCV „für jeden Leid, der unbedingt dabei sein will und kein Ticket bekommen hat“, sagte Schönig weiter.
Zur Wahrheit gehöre aber leider auch, dass „wie auch immer wir es gemacht hätten, ob mit drei Wochen Vorankündigung oder an mehreren Terminen – es dürfen nur maximal 9.000 Personen auf den Schillerplatz“, sagte Schönig weiter: „Das heißt, wir werden immer Enttäuschte haben, wenn sie nicht zum Zug gekommen sind.“ Die technischen Probleme habe man „eigentlich ganz gut im Griff gehabt“, es habe nur zweimal sehr kurze Serverausfälle gegeben. „Bei aller Kritik war es auch ein unglaublicher Erfolg, dass wir in neun Stunden alle angebotenen Tickets online verkauft haben“, betonte Schönig. Dass es zu Wartezeiten kommen musste, sei logisch gewesen.
MCV: Keine Bevorzugung von „jungem Partypublikum“
Zu der Art des Ticketstarts sagte der MCV-Präsident zudem: „Wir dachten ehrlicherweise, wenn wir ohne großes Tamtam mit dem Kartenverkauf beginnen, dass es dann keinen allzu großen Ansturm geben wird. Man mag uns da Naivität vorwerfen, aber das war tatsächlich unser Gedanke.“ Stattdessen sei der MCV „wie ein Schneeballsystem von Kartenwünschen überrannt worden“, dabei habe man sich im Vorfeld noch Sorgen gemacht, ob man bei einem Ticketpreis von 7,- Euro überhaupt alle Karten loswerde.
Den Vorwurf, der MCV habe mit der jetzigen Vergabe ein junges, online-affines „Partypublikum“ bevorzugt, wies Schönig entschieden zurück: „Wer behauptet denn sowas? Diesen Vorwurf finde ich unlauter und absolut spekulativ“, kritisierte Schönig. Wer Tickets bekommen habe, könne man erst am 11.11. sehen, der MCV habe in den sozialen Netzwerken aber Follower aller Altersklassen. Und speziell auf Facebook seien eher die älteren Internetnutzer unterwegs. „Wir hatten auch viele Ü50 und Ü60 – und alle, die uns kontaktiert haben, sind an Tickets gekommen“, betonte Schönig zudem. Er wisse von einzelnen Vereinen, die sich dutzende Karten gesichert hätten.
Neues Glasverbot am 11.11. macht Einzäunung nötig
Der Schillerplatz müsse zudem in diesem Jahr eingezäunt werden, weil der MCV gleichzeitig ein Glasverbot ausspreche – ein solches Glasverbot gibt es bereits seit einigen Jahren an den Fastnachtstagen. Eine Vergrößerung der Veranstaltungsfläche auf dem Schillerplatz sei wiederum am 11.11. nicht möglich gewesen, betonte Schönig: Es müsse der Straßenverkehr und vor allem auch der Busverkehr an der Ludwigsstraße aufrechterhalten werden. Zugleich versprach der MCV-Präsident, den Ticketverkauf fürs kommende Jahr transparenter zu kommunizieren.
„Wir wollen natürlich besser werden, und wir wollen auf keinen Fall unsere befreundeten Garden und Vereine verärgern“, sagte er weiter. Die Garden, die traditionell am 11.11. auf dem Schillerplatz den großen Einmarsch gestalteten, „kommen in jedem Fall auf die Fläche wie auch die Schwellkoppträscher“, unterstrich Schönig zudem – das habe der MCV ohnehin so geplant. Auch werde man den Mitgliedern der Mainzer Fastnacht eG ein Angebot für ein Kartenkontingent machen.
Info& auf Mainz&: Die ganzen Ausführungen des MCV-Präsidenten zum 11.11. könnt Ihr auch hier auf der MCV-Homepage nachlesen. Dort findet Ihr auch Informationen zum Ablauf und zum Programm am 11.11. in Mainz.
