Beim Kampf gegen die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest bittet der Kreis Mainz-Bingen nun die Bevölkerung auch auf der Mainzer Rheinseite um Mithilfe: Der Landkreis bittet darum, zwischen Bodenheim und Guntersblum auf Baden im Rhein und auf Freizeitaktivitäten am Rheinufer zu verzichten. So sollen flüchtende infizierte Wildschweine vermieden werden. Mit Drohnen soll zudem nach verendeten Wildschweinen gesucht werden. In Mainz gilt bereits seit Montag einen Anleinpflicht für Hunde, die Stadt betonte nun: Das gilt auch für die Innenstadt und werde kontrolliert.
Vor einer Woche war südlich von Rüsselsheim ein infiziertes Wildschwein von Jägern entdeckt und erschossen worden, die anschließenden Proben ergaben den eindeutigen Befund: Afrikanische Schweinepest. Damit hat die für Wild- und Hausschweine hochgradig bedrohliche Afrikanische Schweinepest das Rhein-Main-Gebiet erreicht, die Behörden verhängten umgehend eine Sperrzone im Umkreis von 15 Kilometern rund um den Fundort.
In diese Sperrzone fällt auch das gesamte Stadtgebiet von Mainz, dazu Teile der angrenzenden rheinhessischen Gemeinden. Innerhalb der Sperrzone gilt eine Jagdverbot, dazu dürfen keinerlei Wildschweinprodukte und sonstigen Neben- und Folgeprodukten innerhalb und aus der infizierten Zone herausgebracht werden. Zudem wurde für die gesamte Sperrzone eine Anleinpflicht für Hunde erlassen. Diese diene dazu, eine weitere Verschleppung der Afrikanischen Schweinepest zu vermeiden, betonte die Stadt Mainz am Freitag.
Leinenpflicht in ganz Mainz, kein Baden und Sport am Rhein
Hunde können sich zwar selbst nicht mit der Afrikanischen Schweinepest infizieren, sie können aber das Virus nach Kontakt mit einem infizierten (Wild-) Schwein weiterverbreiten. Das gilt übrigens auch für Menschen, deshalb die dringende Warnung: Keine toten Wildtiere – auch nicht Rehe oder andere – anfassen, und vor allem auch keine Lebensmittel aus Schweinefleisch in die Natur “entsorgen”! Denn auch mit infizierter Salami oder Schinken kann das Virus weitergetragen werden, da es sehr langlebig und resistent ist.
Aus den gleichen Gründen wird deshalb in den kommenden Tagen auch die Suche nach Wildschweinen vor allem entlang der Rheinfront intensiviert. Zwar sei durch das derzeit herrschende Hochwasser die Wahrscheinlichkeit gering, dass Wildschweine aus Hessen über den Rhein auf das Mainzer Gebiet oder nach Rheinhessen schwimmen, aber die Behörden wollen auf Nummer sicher gehen: Sowohl im Kreis Groß-Gerau, als auch in Rheinhessen sollen Waldgebiete und Rheinbereiche mit Drohnen und Wärmebildkameras abgesucht werden.
Im Kreis Groß-Gerau errichteten die Behörden gar einen 11 Kilometer langen Zaun von der Autobahn 67 bis zum Rhein, Höhe Kornsand. Der kniehohe Elektrozaun ist mit einer Spannung von 7000 Volt belegt, für wichtige landwirtschaftliche Wege und vielbefahrene Radstrecken gibt es Durchlässe. Die Zäune im Süden, der Rhein im Westen, die A60 im Norden und die A67 im Osten bilden eine sogenannte Kernzone, innerhalb dieser solle vermehrt nach Kadavern weiterer Wildschweine gesucht, teilte das Hessische Landwirtschaftsministerium mit.
Sorge vor Wildschweinen, die über den Rhein schwimmen
Im Kreis Mainz-Bingen sind allein zwischen 600 und 700 Hausschweine von der Afrikanischen Schweinepest bedroht, alle Schweine haltenden Betriebe seien inzwischen überprüft worden, teilte das Veterinäramt des Landkreises am Freitag mit. Die gute Nachricht: Infizierte Schweine wurden nicht gefunden, auch würden überall die Hygienevorschriften eingehalten.
Auf rheinhessischer Seite soll nun vor allem die Rheinfront zwischen Bodenheim und Guntersblum abgesucht werden, dort befindet sich nach Aussage der Jäger die größten Populationen von Wildschweinen. “Die betreffenden Bereiche werden zunächst mit Drohnen und Wärmebildkameras abgesucht um Wildschweinrotten zu lokalisieren und Veränderungen zu dokumentieren”, teilte der Landkreis mit. Anschließend würden Trupps mit sogenannten Kadaverhunden zu unterschiedlichen Zeitpunkten nach toten Tieren suchen. Auch sogenanntes Fallwild werde getestet und separat entsorgt.
Um das Risiko der Weiterverschleppung der Seuche über Wildschweine zu minimieren, sei wesentlicher Faktor, “Wildschweine in ihrer natürlichen Umgebung zu halten und eine Beunruhigung, die zur natürlichen Fluchtreaktion führt, dringend zu vermeiden”, warnt der Kreis weiter. Deshalb bitte man alle Bürger, auf Freizeit- und Badeaktivitäten am Rhein zwischen Bodenheim und Guntersblum zu verzichten. Wer totes Wild findet, solle dies beim Veterinäramt melden.
Verendetes Wild bitte melden, Infotelefon für Wiesbaden
In Mainz kündigte das Ordnungsamt an, die Leinenpflicht genau kontrollieren zu wollen, “vor allem in den Außenbezirken und an Örtlichkeiten, an denen erfahrungsgemäß viele Hunde ausgeführt werden.” Verstöße gegen die Anleinpflicht können dabei als Ordnungswidrigkeit geahndet werden. Die Stadt appelliert an die Hundehalter, die Leinenpflicht strikt einzuhalten und bei Spaziergängen besondere Vorsicht walten zu lassen, damit Hunde nicht in Kontakt mit (verendeten) Wildschweinen kommen.
Die Leinenpflicht gilt natürlich auch auf hessischer Seite wie etwa in Mainz-Kastel und Mainz-Kostheim, die Wertstoffhöfe in Nordenstadt und Dotzheim wurden zu Sammelstellen für tote Wildschweine umfunktioniert und sind deshalb weiter geschlossen. Das Infotelefon zur Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei der Stadt Wiesbaden ist ab Montag, den 24. Juni 2024, unter der neuen Rufnummer (0611) 319090 erreichbar. Das Infotelefon ist montags bis freitags von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr Uhr besetzt. Außerhalb dieser Zeiten bitte Funde an die nächste Polizeidienststelle melden – aber NICHT über die Notrufnummer 110 oder 112 – diese Nummern sind ausschließlich für Notfälle vorgesehen.
Info& auf Mainz&: Ausführliche Informationen zur Afrikanischen Schweinepest findet Ihr hier beim Hessischen Landwirtschaftsministerium. Konkrete Infos für die Stadt Wiesbaden gibt es hier im Internet.