Das Phänomen des Auto-Posings hat in rheinland-pfälzischen Städten in den beiden vergangenen Jahren stark zugenommen. Das ergibt sich aus den Antworten der Landesregierung auf eine Anfrage des Koblenzer Landtagsabgeordneten Stephan Wefelscheid (Freie Wähler). Zwar erfasst die Polizei kein „Auto-Posing“ als eigenen Straftatbestand, aber die Zahl der illegalen Straßenrennen – und davon gab es allein in Mainz 22 in zwei Jahren. Der Vorsitzende der Freien Wähler in Mainz, Christian Weiskopf, fordert nun ein härteres Vorgehen gegen die gefährlichen Aktionen, Wefelscheid ein Konzept von Innenminister Michael Ebling (SPD).

Lichthupe, dichtes Auffahren, Rasen: Illegale Autorennen stellen eine große Gefahr im Straßenverkehr dar. - Foto: Fotoschlick - stock.adobe.com
Lichthupe, dichtes Auffahren, Rasen: Illegale Autorennen stellen eine große Gefahr im Straßenverkehr dar. – Foto: Fotoschlick – stock.adobe.com

„Auto-Posing“ mit „protzigen Autos mit knatterndem Auspuff“ seien ein Phänomen, das gerade in Städten immer häufiger zu beobachten sei, sagte der Koblenzer Landtagsabgeordnete Stephan Wefelscheid (Freie Wähler). Die Poster cruisten dabei nicht nur friedlich durch die Städte, sondern lieferten sich oftmals auch halsbrecherische Rennen mitten im Stadtverkehr. „Anwohner im Innenstadtbereich berichten mir regelmäßig von heftiger Ruhestörung, aufheulenden Motoren und nächtlichen Rennen“, sagte Wefelscheid. Jüngst sei es in Koblenz sogar zu zwei Unfällen im Innenstadtbereich gekommen, die mutmaßlich auf Auto-Poser zurückzuführen seien.

Nun bestätigt die Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage Wefelscheids: Solche Vorfälle haben in den vergangene zwei Jahren massiv zugenommen. Zwar werde das Phänomen „Auto-Posing“ nicht in der polizeilichen Kriminalstatistik erfasst, auch Verkehrsstraftaten tauchen dort nicht auf – wohl aber verbotene Kraftfahrzeugrennen. Davon erfasste die Polizei in ganz Rheinland-Pfalz im Jahr 2023 noch 70, im Jahr 2024 waren es aber schon 366 illegale Rennen. Im Jahr 2025 dürften es mindestens so viele werden, denn bis Mitte Oktober wurden bereits 323 illegale Autorennen gezählt.

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Mainz Schwerpunkt für illegale Autorennen: 22 in zwei Jahren

Schwerpunkte sind dabei die großen Städte entlang der Rheinschiene, allen voran Ludwigshafen und Neustadt an der Weinstraße, Speyer, Koblenz – und Mainz. Wurden in der Landeshauptstadt 2023 noch ganze drei illegale Autorennen gezählt, so waren es 2024 bereits 10 und in diesem Jahr schon 12 solcher Fälle. Solche Raserei sei „leider keine Seltenheit in Mainz, diese steigende Tendenz beobachten wir schon lange“, sagte der Kreisvorsitzende der Freien Wähler in Mainz, Christian Weiskopf in einer Reaktion auf die Zahlen.

Ein Auto-Poser mit zu vielen illegalen Einbauten wird 2021 von der Mainzer Polizei stillgelegt und abgeschleppt. – Foto: Polizei Mainz
Ein Auto-Poser mit zu vielen illegalen Einbauten wird 2021 von der Mainzer Polizei stillgelegt und abgeschleppt. – Foto: Polizei Mainz

„Jedes illegale Straßenrennen ist nicht nur eine Belästigung der Anwohner, sondern auch eine ernsthafte Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer“, betonte Weiskopf: „Deshalb fordern wie die Stadtverwaltung auf, mehr zu tun, um diese Raser zu stoppen.“ Als Mittel der Abschreckung könne etwa geprüft werden, ob man die Kennzeichen von Auto-Posern konfiszieren könne, schlug er vor.

Weiskopf verwies zudem auf zwei Fälle aus der jüngsten Zeit: So hatten sich Anfang Oktober mindestens zwei dunkel lackierte, hochmotorisierte Lamborghini Huracán ein wildes Wettrennen geliefert, das von der A66 über die Schiersteiner Brücke und die A643 entlang bis zur A60 führte, wie die Polizei Mainz berichtete – dabei sei eine erhebliche Zahl anderer Verkehrsteilnehmer stark gefährdet worden. Im September musste sich die Polizei zudem auf der Rheinallee eine Verfolgungsjagd mit weiteren Rasern liefern.

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Wefelscheid: Innenminister Ebling muss Konzept vorlegen

„Leider hat das Land anscheinend keinen guten Überblick über die Sachlage, da die Ordnungswidrigkeiten, die den Auto-Posern zuzuordnen sind, nicht systematisch erfasst werden“, kritisierte auch Wefelscheid. Allerdings ergebe die Auswertung klar, dass verbotene Kraftfahrzeugrennen „ein Problem in Rheinland-Pfalz sind, das darf so nicht weitergehen“, betonte er. Auch wenn die Landesregierung hier bereits auf eine Reihe von Maßnahmen verweise, reiche das ja offenbar nicht aus. Er fordere deshalb Innenminister Michael Ebling (SPD) auf, „ein Konzept vorzulegen, um dieses Problem nachhaltig zu lösen.“

Kontrolle der Mainzer Polizei im Oktober 2025 zu den Themen Auto-Poser und Senioren am Steuer. - Foto: Polizei Mainz
Kontrolle der Mainzer Polizei im Oktober 2025 zu den Themen Auto-Poser und Senioren am Steuer. – Foto: Polizei Mainz

Das Land hatte in seiner Antwort darauf verwiesen, man ergreife bereits eine Reihe von Maßnahmen gegen Auto-Posing, dazu gehören etwa „verstärkte polizeiliche Präsenz durch gezielte Bestreifung relevanter Brennpunkte“ sowie „zielgerichtete Kontrollen durch spezialisierte Polizeikräfte (z.B. Tuning-Expertenteams).“ Die Polizei leite außerdem Ermittlungsverfahren niederschwellig und konsequent ein und führe „repressive Maßnahmen“ durch.

Dazu gehören auch Hinweise an Zulassungsbehörden zur „Überprüfung der charakterlichen Eignung zur Teilnahme am Straßenverkehr, sowie zur Ausstellung von Untersagungsverfügungen oder zwecks Einleitung zulassungsrechtlicher Konsequenzen“, so die Antwort weiter. Auto still legen oder sicher stellen darf die Polizei aber nur bei gravierenden Mängeln oder Gefährdungen, also wenn die Nachrüstungen des Tunings gegen die Zulassung für da Fahrzeug verstoßen.

Das allerdings passiert durchaus häufig: Gerade erst hatte die Mainzer Polizei am 20. Oktober im Rahmen einer Schwerpunktkontrolle in der Mombacher Straße und in der Rheinallee zwei Dutzend Auto-Poser sanktioniert. Bei mehr als 100 Verkehrskontrollen stellten die Beamten in 17 Fällen Mängelberichte aus und untersagten in acht Fällen die Weiterfahrt, weil die Betriebserlaubnis erloschen war. Anfang September waren bereits acht solcher Fälle bei einer Kontrolle aufgefallen, davon wurden fünf Fahrern die Weiterfahrt untersagt. Und Ende August wurden am Mainzer Europakreisel gleich 25 getunte Fahrzeuge aus dem Verkehr gezogen.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema Auto-Posing in den Jahren 2022 und 2021 haben wir hier bei Mainz& berichtet.

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