Aufatmen in der Mainzer Kulturszene: Der Club „Caveau“ kann weitermachen. Die Universität Mainz und Clubbetreiber Wieland Wittmeier einigten sich am Freitag auf eine Fortsetzung des Pachtverhältnisses „mit leicht veränderter Nutzung“, wie die Uni am Nachmittag mitteilte. Am Mittag hatte ein Gespräch zwischen Clubbetreiber, Unipräsident Georg Krausch und dem Mainzer OB Nino Haase (parteilos) stattgefunden. Danach hieß es: Grund für die Kündigung seien Brandschutzmängel im Lagerbereich gewesen, Unipräsident Krausch entschuldigte sich.

Clubbetreiber Wieland Wittmeier hatte am Sonntag Alarm geschlagen: Dem "Caveau" war kurzfristig gekündigt worden. - Screenshot: gik
Clubbetreiber Wieland Wittmeier hatte am Sonntag Alarm geschlagen: Dem „Caveau“ war kurzfristig gekündigt worden. – Screenshot: gik

Vergangene Woche hatte Caveau-Betreiber Wieland Wittmeier völlig überraschend eine Kündigung seines Pachtverhältnisses zum 31. August dieses Jahres bekommen – nach Angaben Wittmeiers völlig aus heiterem Himmel und ohne Angabe von Gründen. Sein Hilferuf via Videos in den sozialen Netzwerken stieß auf ein enormes Echo und großes Entsetzen: Drohte wirklich einem der letzten Clubs mit Auftrittsmöglichkeiten für Rock- und Punkbands das Aus?

Das „Caveau“ befindet sich im Keller des alten Barockpalais „Schönborner Hof“ am Schillerplatz, Eigentümer des Gebäudes ist die Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität – und die blieb zunächst jede Antwort schuldig. Auch auf Nachfragen verwies man lediglich auf ein geplantes Treffen mit Hochschulpräsident Georg Krausch – das fand nach Mainz&-Informationen am frühen Freitagnachmittag statt, auch Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) war bei dem Treffen dabei. „Ziel des Treffens war es, die Bedingungen einer weiteren Nutzung des Schönborner Hofes durch das Caveau zu besprechen und dem Caveau auf diese Weise eine Fortsetzung des Pachtverhältnisses zu ermöglichen“, teilte die Uni am Freitagnachmittag mit.

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Kündigung wegen Brandschutzproblemen im Lager

Tatsächlich kam es zu einer Einigung: „Die Beteiligten haben sich dabei auf die Fortsetzung des Pachtverhältnisses unter leicht veränderter Nutzung und im Rahmen eines veränderten Pachtvertrags verständigt“, heiß es weiter. Erstmals nannte die Hochschule nun auch den Grund für die unerwartete Kündigung: Brandschutzprobleme. Man habe den bestehenden Pachtvertrag „kürzlich gekündigt, da sie einen Clubbetrieb wegen Mängel beim Brandschutz im Kellergeschoss des Schönborner Hofs nicht mehr genehmigen und verantworten konnte“, so die Mitteilung weiter.

Das Caveau im Keller des Schönborner Hofs kann weiter leuchten. - Foto: gik
Das Caveau im Keller des Schönborner Hofs kann weiter leuchten. – Foto: gik

Der Universität sei „kürzlich im Zuge einer Brandschutzbegehung des Schönborner Hofs mitgeteilt worden, dass für den weiteren Betrieb des Caveau Mainz brandschutztechnische Maßnahmen erforderlich seien“, so die Hochschule jetzt. Dazu hätten unter anderem „die brandschutzkonforme Einhausung der Lüftungstechnik in einem Lagerraum, ein Einbau maßgefertigter Brandschutztüren oder eine Bedieneinheit für Rauchabzugsöffnung“ gehört. Die Kosten hierfür hätten aber die jährlichen Pachteinnahmen „um ein Vielfaches überschritten“, so die Uni weiter. Dies habe man als problematisch empfunden, vor allem weil die Universität das Gebäude inzwischen nicht mehr zur Erfüllung ihrer Aufgaben nutze.

Im Schönborner Hof gehört war bislang der Arbeitsbereich Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie des Instituts für Altertumswissenschaften untergebracht, der aber war kürzlich in eine campusnahe Liegenschaft umgezogen. Nun nutze man den Schönborner Hof nicht mehr für den Lehr- und Forschungsbetrieb. Warum dann aber dem Clubbetreiber umgehend gekündigt wurde, ohne vorher das Gespräch zu suchen – das erklärte die Hochschule nicht. Nach Mainz&-Informationen wollte die Liegenschaftsverwaltung wohl eine Frist zur Kündigung nicht versäumen – das Caveau hatte wohl mit nur drei Monaten eine kurze Kündigungsfrist.

Unipräsident Krausch entschuldigt sich für „Ärger und Unmut“

„Wir bedauern, dass die zur Einhaltung der bisherigen vertraglichen Fristen entstandene Kurzfristigkeit der Kündigung bei dem Pächter und den Unterstützern des Clubs zu Ärger und Unmut führten“, entschuldiget sich Unipräsident Krausch denn auch, und betonte: „Wir hoffen, dass diese Verwerfungen durch die gemeinsam mit dem Pächter und dem Oberbürgermeister konstruktiv geführten Gespräche ausgeräumt sind. Ich bin sicher, dass wir nun kurzfristig eine für alle Seiten akzeptable Lösung gefunden haben.“

Unipräsident Georg Krausch in seinem Amtszimmer in der Universität. - Foto: gik
Unipräsident Georg Krausch in seinem Amtszimmer in der Universität. – Foto: gik

In dem nun gefundenen Kompromiss wird der Club künftig auf einen Teil der aktuell bemängelten Lagerflächen verzichten, das soll nun in einem neuen Pachtvertrag geregelt werden. Die JGU wiederum werde versuchen, dem Clubbetreiber alternative Lagerflächen zur Verfügung zu stellen, die in den nächsten Tagen vor Ort geprüft werden sollten, so Krausch weiter. Auf diese Weise könnten die Kosten für die Beseitigung der Brandschutzmängel „signifikant gesenkt“ werden – und das Caveau an Ort und Stelle bleiben. Bei dieser Gelegenheit soll zudem der bisherige Pachtvertrag auch in Sachen Kündigungsfrist „an übliche Standards angepasst werden, was beiden Parteien Vorteile bringen wird“, hieß es weiter.

„Im Sinne eines verantwortungsvollen Umgangs mit den uns für Forschung und Lehre zur Verfügung gestellten Steuermitteln, bin ich mit dem gefundenen Kompromiss sehr zufrieden“, betonte Krausch: „Gleichzeitig freut es mich, dass es uns auf diese Weise gelungen ist, den Betrieb des Caveau Mainz bis auf Weiteres sicherzustellen.“ Auch Oberbürgermeister Haase sicherte zu, die Stadt stehe auch in Zukunft für die Unterstützung zum Erhalt des Caveau Mainz und zur Vermittlung von Lösungen zur Verfügung. „Ich freue mich sehr über diese Lösung im Sinne unserer Musikkultur“, betonte Haase.

Info& auf Mainz&: Mehr zur plötzlichen Kündigung des Caveau und der dadurch ausgelösten Aufregung findet Ihr hier auf Mainz&.